Konstanzer Sport, eine Notwendigkeit!
Die Kürzungsvorschläge der Verwaltung, die in vielen Bereichen erhebliche Einschnitte vorsehen, haben vor allem unter Sportler*innen für böses Blut und deutliche öffentliche Reaktionen gesorgt. Wir dokumentieren nachfolgend eine gemeinsame Stellungnahme von Konstanzer Vereinen.
Die Vorlagen der Verwaltung zur vorgesehenen Kürzung bei der Sportförderung haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Sportler wehren sich. Der Konstanzer Sport agiert gemeinsam gegen das unverhältnismäßige, ungerechte und schädliche Kürzungsvorhaben.
Bei der öffentlichen Präsenz am 16. November anlässlich der Sitzung des Sportausschusses fanden sich über 600 Mitglieder und Verantwortliche aus vielen Sportvereinen zusammen, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Das hat erkennbaren Eindruck auf die Mitglieder des Sportausschusses gemacht. Mit großer Mehrheit hat der Sportausschuss die Vorlagen der Verwaltung abgelehnt. Allerdings ist noch nichts gewonnen! Ob der Haupt- und Finanzausschuss und danach der Gemeinderat dieser Empfehlung des Sportausschusses folgen, muss sich erst noch bestätigen.
Gewonnen haben die Konstanzer Sportler aber bereits auf jeden Fall. Die gezeigte Solidarität und Geschlossenheit zwischen den Vereinen und die Einigkeit der unterschiedlichen Sportarten ist neu in Konstanz. Wir erinnern uns an Zeiten, als die Sportförderrichtlinien gemeinsam erstellt wurden. Diese vorbildlichen Vereinbarungen, die sich die Konstanzer Sportvereine gegeben haben, sind einmalig und könnten anderen gesellschaftlichen Gruppen in Konstanz als Vorlage dienen.
Nun sollen diese Vereinbarungen zwischen Sportverwaltung und Sportvereinen aufgeweicht werden. Dieses Vorhaben der Verwaltung hat jetzt endlich die Konstanzer Sportler zur Besinnung gebracht. Bisher wurde dieser Faktenvergleich immer mit dem Hinweis „verboten“, dass ein Abwehren von Kürzungen gleichzeitig ein Angriff auf andere Gruppen wäre und deshalb zu unterbleiben hätte. Es geht nun nicht mehr um Vergleiche, wer in Konstanz bessergestellt oder mehr gefördert wird.
Die Eliminierung der erweiterten Sportförderung gefährdet die inzwischen stark nachgefragte Ferienbetreuung. Erfahren unsere Vereine für ihre Übungsleiter keine Unterstützung mehr, stehen diese qualifizierten Kräfte auch für die Ferienbetreuung nicht mehr zur Verfügung. Es geht nicht mehr allein um die Sportförderung. Es geht um eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir im Auftrag der Stadt erfüllen sollen. Eine Aufgabe, welche die Verwaltung nicht stemmen kann, sondern an uns delegiert.
Vereine, die für die berufstätigen Eltern und für die Wirtschaft diese Betreuungsaufgabe übernehmen, sind für das Funktionieren unserer Stadtgesellschaft systemrelevant. Am Beispiel der Eltern, die in unserer Stadt oder in den Kliniken Schmieder als Pflegekräfte tätig sind, verdeutlicht sich die Wichtigkeit der Ferienbetreuung. Wo bringen die doch so begehrten Pflegekräfte ihre Kinder während der Schulferien unter? Den ausländischen Pflegekräften stehen keine Angehörigen zur Betreuung ihrer Kinder zur Verfügung. Schule und Kindergärten sind geschlossen. Nur die Vereine kümmern sich. Muss der Verwaltung erst vorgerechnet werden, was es bedeutet, wenn nur eine Pflegekraft durch die Arbeit der Vereine in Konstanz gehalten werden kann?
Die ganze Aktion der Kürzung ist nicht durchdacht und im höchsten Maß kurzsichtig.
Die Arbeit und die Wertigkeit der Vereine werden entweder nicht erkannt oder einfach ignoriert.
Eine mögliche Kürzung bei der Sportförderung bedeutet auch eine sozial völlig ungerechte einschneidende Maßnahme für die Konstanzer Familien mit ihren Kindern.
An diesem Beispiel der Pflegekräfte wird deutlich, dass es nicht nur um den Sport geht. Es geht um eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir zu erfüllen haben. Wir Vereine sind im Sinne unserer Familien gefordert.
Die Fußballer haben sich unter „Konstanz United“ zu einem Interessenverband zusammengeschlossen und sind geschlossen aufgetreten. In anderen Sportarten wird über ähnliche Bestrebungen nachgedacht. Wir Hallensportvereine, USC und HSG, praktizieren seit Jahren eine friedliche Koexistenz. Diese unter nicht einfachen Randbedingungen funktionierende Zusammenarbeit muss sich täglich im Mangel an Hallenkapazitäten und großer räumlicher Nähe bewähren. Der permanente Wechsel bei den Trainingszeiten und der vollgestopfte Terminplan an den Wochenenden verlangt von allen Akteuren ein Höchstmaß an Disziplin und Toleranz. Auch wenn es nicht immer klappt und es verständlicherweise zu Interessenkonflikten kommt, geben beide Vereine in vielem ein positives Beispiel.
Gemeinsam werden die LED-Banden genutzt, gegenseitig findet ein reger und konstruktiver Austausch zwischen den Verantwortlichen statt. Besonders im Rückblick auf die letzten 20 Jahre hat sich viel zum Positiven gewandelt. Was früher undenkbar war, gehört heute zu praktizierten Spielregeln. Wenn auch nicht immer alles funktioniert, befinden wir uns auf einen guten Weg. Der gute Wille ist bei den Schänzlehalle-Nutzern vorhanden. Natürlich bedeutet die Harznutzung der Handballer für die Volleyballspieler immer ein ständiges Ärgernis. Hier gibt es sicher noch Verbesserungspotenzial. Die Handballer haben immer großes Verständnis für die teilweise heimatlos gewordenen USC‘ler und haben die Halle IV geräumt.
Nun kämpfen beide Vereine, die sich dem Jugendleistungssport verschrieben haben, gemeinsam für ihren Ausbildungsbetrieb. Die Kürzung der erweiterten Sportförderung bedeutet für den USC und HSG eine Existenzgefahr. Die fehlende Hallenkapazität ist ein nicht tragbarer Zustand, der eine zukunftsfähige Weiterentwicklung verhindert.
Wir erwarten von der Stadtverwaltung grundsätzlich die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur, die den Hallensportvereinen eine erfolgreiche Zukunft ermöglicht.
Konstanz, 29.11.2022
Harald Schuster, Vorstandsvorsitzender USC Konstanz
Otto Eblen, Geschäftsführer HSG Konstanz
Text: MM/red, Bild: Archiv
Herr Nabholz,
sie verstehen gar nicht, um was es in unserer Stellungnahme geht.
Hier spielt niemand von Seiten des Sports Kultur und Sport gegeneinander aus.
Im Gegenteil: Sie spielen die Kultur gegen den Sport aus. Und das bei einem Verhältnis von Förderung der Kultur zum Sport im Verhältnis 20-mal so viel wie für den Sport. Ja geht’s noch? Dann kommen Sie mit einem solchen Beitrag?
Aber wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe:
„Vorab für alle Vertreter der Hochkultur, die jede Äußerung aus anderen Bereichen als „Kultur-Bashing“ bezeichnen: Ich lasse mich nicht in eine solche Ecke drängen, denn es macht diesen Vertretern der Hochkultur es erst möglich, sich nicht mit Fakten zu beschäftigen. Das muss aus deren Sicht auch Mantra artig behauptet werden, da sie keine wirklichen Argumente haben. Im Gegenteil: Die Einlassungen der letzten Wochen in verschiedenen Medien, zeugen doch letzten Endes nur von Hochmut und herablassende Sicht auf die Stadtgesellschaft.“
Der Sport basht niemanden in der Kultur. Sondern man muss es so klar sagen, die Hochkultur basht alle anderen, die neuen Kultureinrichtungen und Angebote der freien Kultur, die Kultur des Sports und viele andere Bereiche, das systematisch und seit Jahrzehnten!
Sie passen mit ihrem Kommentar genau in dieses Muster.
Wenn Suso-Gymnasium und oder Anbau Schänzlehalle IV von Ihnen zum Anlass genommen werden, wie großartig das doch das alles für den Sport wäre, Sie das in das Verhältnis von Theater/Philharmonie setzen, dann ist das unredlich, denn das dann sind das keine „Nice to have“ – Dinge, sondern zwingend im Sinne der Versorgung des Schulsports vor zu sehende Investitionen. Hier gibt es einen staatlichen Auftrag.
Aber wie erwartet. I
Ihre Stellungnahme beschäftigt sich mit keinem Argument, das seitens des Sports vorgetragen wird, sondern für Sie ist ja anmaßend, dass der Sport über die Almosen, die er bekommt, hinaus, tatsächlich noch was fordert.
Da sind wir wieder beim Hochmut der Hochkultur.
Aber seien Sie guten Mutes! Wenn die letzten Finanzentscheidungen im Gemeinderat zum Haushalt gefallen sind, werden Sie wieder gewonnen haben. Sie als Stadtrat werden in allen Bereichen zusammen mit ihren Kollegen frakionsübergreifend Mehrheiten hergestellt haben, die im prozentualen Verhältnis aller Bereiche die Hochkultur am wenigsten treffen wird.
Nun ja. Es gilt nach wie vor das „Konstanzer Gesetz“.
Harald Schuster
@ Markus Nabholz
„Von meiner Stadt verlange ich: Strom, Wasser und Kanalisation.
Was die Kultur anbelangt, die besitze ich bereits.“
Karl Kraus (1874 – 1936), österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker und Dramatiker
Quelle: Kraus, Sprüche und Widersprüche, 1909
@ Wolfgang Daub
Schon mal überlegt, was die Stadt für sich leistet? Wer bezahlt die Erweiterung der Schänzlehalle,wer bezahlt den geplanten Neubau der Sporthalle am Susogymnasium? Das ist mehr,als das was die Philharmonie und das Theater zusammen kostet. Auch diese Institutionen fördern Kinder! Hören sie doch auf,die Kultur gegen den Sport auszuspielen!Das ist alles andere als zielführend!
Natürlich sind die „Ampelmännchen & -frauchen“ in Berlin dafür verantwortlich, das Land in nicht einmal 12 Monaten komplett an die Wand gefahren zu haben!
Aber was ändert das in Konstanz?
Ob in 2022, 2023 oder aber erst 2024: gespart werden muss hier vor Ort drastisch, auch weil der Gemeindrat fast einstimmig den Bürgern ein “ Fass ohne Boden“ beschafft hat, welches von Beginn an schöngeredet wurde!
Daher bin ich mir sicher: auch die „Kultur“ wird bluten müssen!
@Wolfgang Daub
Tatsache ist, am Ensemble-Theater und am Philharmonie kann man nicht „sparen“ – Begründung siehe hier: https://www.deutschlandfunk.de/endlich-mal-erklaert-ist-das-ensemble-theater-noch-100.html
Wolfgang Daub,
bezüglich der Stromkosten die Stadtwerke zu beschuldigen, ist, nach FJ Strauß, „aus der Hüfte geschossen“. Dafür gibt es schlechte Gründe. Zu finden in Berlin, wo Baerbock & Co. ohne Not Deutschland in einen Krieg verwickeln. Sie erinnern sich an „Russland ruinieren“ und die Bevorzugung ukrainischer Oligarchen auf Kosten der Wähler hierzulande? Nordstream 2 usw.? An den Wechsel zu den Energielieferanten, die im Jemen mit bombardieren?
Von den Stadtwerken wurde ich vorgewarnt, daß sich meine Abschlagszahlungen um ca. 108 € erhöhen würden (Schätzung für einen Drei-Personen-Haushalt, wenn ich mich recht erinnere). Bis jetzt liegt die Steigerung bei 21 € (Zwei-Personen-Haushalt). Daß das nicht das Ende der Erhöhungen ist, schreibe ich aber nicht den Stadtwerken zu, sondern den oben erwähnten Transatlantikern.
Am Sport wird gespart, die Kita-Gebühren drastisch erhöht und die Stadtwerke Konstanz verdoppeln kurz mal die Stromkosten!
Was soll Familie noch zugemutet werden?
Aber sicher: Bofo, Ensemble-Theater und Philharmonie sind (für eine kleine elitäre und bestens vernetzte „Elite“) unverzichtbar!?
Zur Erinnerung: allein nur diese drei „Institutionen“ kosten den Steuerzahler rund 15 Millionen Euro pro Jahr!