Supercalifragelisticexpialigetisch zu Weihnachten
Eigentlich ist Musik ja eine ernste Sache und dazu gedacht, die letzten Dinge zu verhandeln und in Tönen über den Gang der Welt zu philosophieren. Aber es ist eine langjährige Tradition, dass Musik auch mal einfach nur Unterhaltung sein darf – im deutschen Konzertsaal sind dafür Weihnachts- und Neujahrskonzerte reserviert. Es ist also wieder so weit.
Weihnachten ist nicht zuletzt Märchenzeit. Wenn es draußen wie drinnen dunkel und kalt wird, erzählten sich die Menschen in einer fernen Zeit vor Smartphone und Internet besonders gern phantastische Geschichten, und Eltern wie Großeltern lasen ihren Nachkommen mit hartnäckiger Begeisterung stundenlang Märchen vor – übrigens, und die jüngere Generation mag sich das kaum mehr vorstellen, zur beiderseitigen unverstellten Verzückung.
Goethe in Concert
Von daher ist das diesjährige märchengeschwängerte Weihnachtskonzert der Südwestdeutschen Philharmonie nicht nur ein Unterhaltungskonzert mit leichter Muse, sondern auch eine Reminiszenz an eine goldene Zeit, in der Menschen lasen, vorlasen und sogar noch erzählen konnten. Das Programm ist jedenfalls schwer romantisch.
Der Abend beginnt mit Anatoly Ljadows (1855-1914) „Der verzauberte See“ (1909), einem romantisch-impressionistischen Märchenbild für Orchester op. 62, in dem die Wellen im Mond- und Sternenschein glitzern.
Die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ zählt wohl zu den bekanntesten Märchen aus der Sammlung der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Engelbert Humperdinck (1854-1921) schuf aus dem bekannten Stoff nicht nur eine der erfolgreichsten Opern des 20. Jahrhunderts, sondern auch unvergessene Melodien.
Auch Paul Dukas lässt sich bei seinem „Zauberlehrling“ von einer klassischen Vorlage inspirieren, nämlich von Goethes gleichnamigen Gedicht. Effektvoll, dramatisch und meisterhaft instrumentiert entstand hier ein Musterbeispiel gelungener Programmmusik, die nicht zuletzt durch Walt Disneys grandiose Umsetzung im Film „Fantasia“ unsterblich geworden ist.
Supercalifragelisticexpialigetisch
Weihnachten ist auch die Zeit phantastischer Filme. Die Bücher von Joanne K. Rowling und die dazugehörigen Verfilmungen rund um die Zauberschule Hogwarts und die Helden Harry Potter, Ron Weasley und Hermine Granger waren einer der größten Erfolge der letzten Jahrzehnte und schufen einen unglaublichen eigenen Kosmos an Geschichten. John Williams schuf für die erste Verfilmung eine seiner vielleicht magischsten und schönsten Filmmusiken.
„Mary Poppins“ schließlich verzaubert die Kinogäner*innen schon seit über 50 Jahren. Wer hätte nicht gern so eine Kindheit gehabt: Man rutscht Treppengeländer hinauf, wirbelt über die Dächern umher, steppt mit Pinguinen in einer Welt, in der sich der schnöde Alltag immer wieder in bunte, phantastische Traumbilder verwandelt. Oder wie Mary sagen würde: supercalifragelisticexpialigetisch …
Was: Weihnachtskonzert der Südwestdeutschen Philharmonie. Es dirigiert Kevin Griffiths, die Moderation übernimmt Insa Pijanka.
Wann: Sonntag, 11. Dezember, 18.00 Uhr.
Wo: Konzil Konstanz, Hafenstraße 2, 78462 Konstanz.
Wie: Konzertkarten sind bei der Südwestdeutschen Philharmonie (Mo–Fr 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr), der Theaterkasse im KulturKiosk (07531 900-2150), und bei der Tourist-Information am Hauptbahnhof sowie allen Ortsteilverwaltungen erhältlich. Tickets können auch hier im Internet gekauft und ausgedruckt werden.
Text: MM/red, Bild: Kevin Griffiths