Plastikmüll vermeiden: Eine To-do-Liste für Menschen aus Konstanz

Plastikmüll an SträndenDas Plastikproblem ist noch nicht gelöst, und wir Konstanzerinnen und Konstanzer sollten besonders darauf achten, wie wir mit Plastik umgehen. Der Grund: Die Nähe der Stadt zu See und Rhein. Was jede/r gegen Plastikmüll machen kann – und nicht machen sollte. Wie das geht? Hier einige Vorschläge unserer sachkundigen Autorin.

1. Keine Luftballons steigen lassen

Grund Nr. 1, Plastik zu vermeiden: Umweltschutz. Gelangt Plastik in die Umwelt, gefährdet es dort Tiere und Pflanzen. Tiere verenden an Plastikstücken, die sie fressen, oder strangulieren sich an Schnüren und Sixpackträgern. In der Nähe des Bodensees und des Rheins ist dies besonders heikel, denn schon hier beginnt die Vermüllung der Nordsee.

Luftballonschnüre, die Plastikklipse, mit denen Luftballons verschlossen werden, und die Luftballons selbst, gehören zu den häufigsten „Litter items“ – so der Fachbegriff für die verschiedenen Arten von Müll – an Stränden und im Wasser. Gerade bei Hochzeiten sind sie beliebt, um Wünsche in den Himmel zu schicken, hier in Konstanz ist aber beinahe sicher, dass die Ballons im Wasser landen. Die Alternative: Luftballons zwar aufblasen, aber dann nicht steigen lassen. Oder, so ein Vorschlag des Umweltbundesamts, Seifenblasen blasen, das ist nämlich auch schön.

Das Gleiche gilt übrigens für alles, was in der Luft nicht mehr gesteuert werden kann oder vom Wind leicht verweht wird. Daher: bitte auch keine chinesischen Laternen verwenden und auch kein Plastikkonfetti streuen.

Wer noch mehr tun möchte, kann zudem weniger Auto fahren und Schuhe mit Kunststoffsohlen vermeiden. Denn auch der Reifen- und Schuhsohlenabrieb landet in der Umwelt – in Konstanz also vielleicht irgendwann im Wasser.

2. Zigarettenkippen nicht in die Umwelt werfen

Wer meint, dass Konstanz kein Problem mit Littering, also dem achtlosen Entsorgen von Plastik in der Umwelt, hat, der liegt falsch. Dies zeigt etwa der jährlich im September stattfindende und vom Konstanzer Arbeitskreis Müll organisierte „Rhine Cleanup“. 2022 fanden die etwa 100 freiwilligen MüllsammlerInnen innerhalb von 4 Stunden entlang des Seerheins nicht nur 118 Kilogramm Restmüll und 35 Kilogramm Kronkorken, sondern auch 40.000 Zigarettenkippen. Kippen sind für Gewässer besonders gefährlich, da sie nicht nur nicht verrotten – der Filter besteht aus Celluloseacetat, einem nicht abbaubaren Plastik – sondern weil sie Schwermetalle und Gifte freisetzen, darunter Arsen, Blei und Cadmium. Auf diese Weise verschmutzt eine Kippe 40 Liter Wasser.

Daher: Kippen bitte immer in einen Mülleimer werfen oder einen Taschenaschenbecher mitnehmen, wenn man unterwegs ist. Es gibt Taschenaschenbecher zum Kaufen, dabei handelt es sich um Metalldosen mit dicht verschließendem Deckel, die in die Hosentasche passen. Ein kleines Schraubglas oder eine alte Pastillen-Dose tun es aber auch.

Der Arbeitskreis Müll hat übrigens an 7 Standorten entlang von See und Rhein sogenannte BallotBins aufgestellt. Dort kann man mit seiner Kippe gleich noch über wichtige Fragen menschlichen Lebens abstimmen).

3. Keine Biomülltüten aus Plastik verwenden

Viele Menschen sammeln ihren Biomüll ja in Biomülltüten – jenen grünen dünnen Tüten aus Kunststoff, die laut Verpackung biologisch abbaubar sind. Dies ist jedoch ein Trugschluss und leider einfach Greenwashing. Denn diese Tüten benötigen ca. 12 Wochen, um sich zu zersetzen, der Verarbeitungsprozess in der Kompostieranlage in Singen, wo alle Konstanzer Biomüllabfälle hingebracht werden, dauert jedoch nur 4 Wochen. Das Ergebnis: Die Tüten behindern den Sortier- und Kompostierprozess, Plastikpartikel fliegen noch lange im Kompost herum.

Noch ungünstiger sind natürlich Tüten aus fossilem Plastik oder das unsaubere Trennen des Biomülls, etwa wenn verdorbene Lebensmittel direkt in der Verpackung in die Biomülltonne geworfen werden. Dieses Plastik bleibt uns bis in alle Ewigkeit erhalten – denn es verrottet nicht, sondern zerfällt in immer kleinere Teile und wird zu Mikroplastik. Die Partikel sind teilweise so klein, dass sie in die Kapillaren von Pflanzen gelangen, und so auch auf unseren Speiseplan. Da das Kompostwerk Singen nicht nur Hobbygärtner, sondern auch Gemüsebaubetriebe auf der Reichenau mit Kompost versorgt, werden die Plastikpartikel mit dem Kompost großflächig ausgebracht, setzen beim Zerfall die bei der Kunststoffproduktion beigefügten Zusatzstoffe (Weichmacher, UV-Schutzmittel, Farbstoffe, Füllstoffe) frei und werden potenziell verweht.

Stattdessen bitte Biomülltüten aus Papier verwenden, das Biomüllsammelbehältnis mit Zeitungspapier auslegen oder einfach ein Eimerchen verwenden, das schmutzig werden kann. Das spart dann auch gleich Geld.

Plastikmüll auf Palette

4. Plastikfrei einkaufen

Plastikfrei einkaufen hat eigentlich nur Vorteile. Nehmen wir etwa ein Stück Käse, das wir nicht etwa hochverpackt im Supermarkt einkaufen, sondern unverpackt auf dem Wochenmarkt, im Unverpackt-Laden, im Feinkostgeschäft oder im Hofladen. Fast automatisch unterstützen wir mit einem unverpackten Einkauf kleine, regionale Hersteller und Geschäfte – einfach weil ein Supermarkt die meisten Produkte gar nicht unverpackt anbietet oder die Verkäuferin an der Käsetheke mal wieder eine Schnute zieht, wenn wir unser eigenes Gefäß befüllt haben möchten. Wer also plastikfrei einkaufen möchte, kommt nicht umhin, in kleine Geschäfte zu gehen – prima!

Vorteil Nummer 2: Indem wir regionale Hersteller und Händler unterstützen, erhalten wir nicht nur die Angebotsvielfalt, die wir uns auf dem Speisezettel wünschen, sondern auch die Vielfalt in unserem Stadtbild. Eigentlich möchten wir ja ganz gern durch Städte mit vielen kleinen inhaberInnengeführten Geschäften schlendern – dann sollten wir aber auch in solchen Geschäften einkaufen, und nicht bei Lebensmittelkonzernen, die meistens häßliche Betonklötze mit riesigen Parkplätzen in die Landschaft stellen.

Vorteil Nummer 3: Das Geld bleibt in der Region. Kauft man bei lokalen Anbietern und Geschäften, befindet sich der Großteil der Wertschöpfungskette in der Nähe, und hier verdientes Geld wird von hier lebenden und arbeitenden Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit auch hier wieder ausgegeben. Oder wissen Sie eigentlich, wo die Konzernzentrale von Kaufland ist?

Vorteil Nummer 4: Man ernährt sich fast automatisch gesünder. Viel Verpackung geht meistens auch mit einem hohen Verarbeitungsgrad des Lebensmittels einher, und das bedeutet: Zucker, Salz, Zusatzstoffe. Unverarbeitetes ist nicht nur gesünder, sondern in der Regel auch verpackungsärmer.

Vorteil Nummer 5: Man spart sich die ganze Abfalllogistik. Sie kennen es: Sie kommen aus dem Supermarkt und packen erst einmal ganz viel aus. Verpackungsmüll müssen Sie ständig zum Gelben Sack bringen, diesen bis zum Abholtermin im Keller verstauen, dann wieder hervorholen usw. usf. Ganz schön viel Zeit, die man eigentlich auch sinnvoller verbringen könnte.

Gehen Sie also mal in einen Unverpacktladen (Konstanz hat 2 davon), kaufen Sie direkt auf einem der vielen Höfe in der Umgebung, schlendern Sie über den Wochenmarkt. Denken Sie an Ihre eigenen Gefäße! Alte Schraubgläser, Gemüsetüten, Tupperdosen sind prima. Und wenn Sie doch im Supermarkt einkaufen wollen oder müssen, greifen Sie zu unverpackten Optionen (etwa bei Obst und Gemüse) und zu Produkten im Pfand-Mehrweg (zum Beispiel Milch, Joghurt, Sahne, Saft).

Unverpacktläden in Konstanz:
Unverpackt Konstanz:
https://www.unverpacktkonstanz.de
Silo: https://www.silo-konstanz.de

Text: Susan Rößner
Susan Rößner ist Abfallberaterin und lebt in Konstanz
Weitere Infos: https://susan-roessner.de
Symbolbilder: Pixabay

Der Arbeitskreis Müll sucht aktuell Menschen, die eine Pflege-Patenschaft für einen BallotBin übernehmen möchten. Bei Interesse bitte eine Email an arbeitskreismuell.konstanz@posteo.de schreiben. Auch für Informationen zum Rhine Cleanup 2023 kann man sich dort anmelden.