Studierende beklagen prekäre Zustände – Hoffnung auf Gespräche mit Landesregierung
Anlässlich des heutigen Besuchs von Herrn Ministerpräsident Kretschmann sowie Frau Wissenschaftsministerin Olschowski an der Universität Konstanz hat der Vorstand der Studierendenvertretung folgende Mitteilung zur Situation der Studierenden an der Uni Konstanz verschickt.
„In der Bevölkerung hält sich hartnäckig das Bild von Studierenden, die sich das Privileg eines Studiums freiwillig leisten. Dieses Bild führt oft zum Irrglauben, dass Studierende wenig auf Unterstützung angewiesen sind. Viele Studierende stehen jedoch vor einer ganzen Reihe an Problemen und benötigen dringend Unterstützung. Wir halten es daher für notwendig, auf diese Missstände öffentlich hinzuweisen“, so Ioannis Tagos, Vorsitzender der Studierendenschaft.
Erhebliche mentale Belastung
Die mentale Belastung, die unter Studierenden schon in den Jahren zuvor wesentlich zunahm, ist während der Pandemie weiter angestiegen. Die Auswirkungen sind noch heute zu spüren. So klagen viele Studierende der Universität Konstanz über Erschöpfung, Angststörungen oder Depressionen und benötigen deswegen oder aus anderen Gründen psychologische Unterstützung. Diese wird bisher nicht ausreichend geleistet, der Bedarf ist enorm.
Die finanzielle Lage der Studierenden in Konstanz verschlimmerte sich zusätzlich durch die momentane Energiekrise. Bibliotheksschließungen und die verlängerte Schließung der Universität über die Weihnachtszeit behindern Studierende an kritischen Punkten im Studium massiv. Wenn Studierende durch Schließungen und Online-Lehre zum Lernen in der eigenen Wohnung gezwungen sind, werden die Energiekosten auf die bereits strapazierten Geldbeutel der Studierenden abgewälzt.
Nicht genug Hiwi-Stellen
Der Sparkurs durch die Energiekrise setzt sich bei den verfügbaren Stellen als studentische Hilfskraft fort. So werden zukünftig Stunden reduziert und aller Voraussicht nach Stellen an der Universität Konstanz abgebaut, obwohl diese Stellen insbesondere in Konstanz, wo abseits der Universität kaum ein anderer Arbeitgeber so viele Stellen für Studierende bereitstellt, als wichtige Einkommensquelle gelten.
Eine weitere Belastung für Studierende ist die Wohnungssuche: Wer heute in Konstanz studiert, muss damit rechnen, einen Großteil seines Einkommens für Miete aufzubringen, wenn denn überhaupt etwas gefunden wird. So besteht ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der sich auch auf Studierende auswirkt. Dies ist auch auf ein mangelndes Wohnungsangebot durch die unterfinanzierten Studierendenwerke zurückzuführen, aber auch auf die Geringschätzung von studentischen Wohnheimen innerhalb von Konstanz. Wohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt wiederum sind für Studierende häufig zu teuer. So haben einige Studierende auf Sofas oder im Hotel übernachten müssen, weil sie keine eigene Wohnung finden konnten, und sich unter Tränen an die Studierendenvertretung gewandt.
Studiengebühren belasten
Die seit dem Wintersemester 2017/18 eingeführten Studiengebühren für Zweitstudierende sowie Studierende aus dem Nicht-EU-Ausland in Baden-Württemberg belasten viele zusätzlich. Gerade einmal 3 Millionen nimmt das Land Baden-Württemberg durch diese Studiengebühren ein. Die Gebühren stellen jedoch eine massive finanziell Belastung für ausländische Studierende und Zweitstudierende dar, die nicht im Verhältnis zu den Einnahmen steht.
Trotz all dieser Missstände schöpft die Studierendenvertretung auch Hoffnung: Beim Besuch von Ministerpräsident Kretschmann und Wissenschaftsministerin Olschowski ist auch ein Gespräch mit der Studierendenvertretung geplant, was die Studierendenvertretung nutzen will, um auf die Probleme aufmerksam zu machen.
Kim Bucher, Referentin für Hochschulpolitik, stellt fest: „Wir haben für die Landesregierung eine ganze Reihe an Anliegen identifiziert, die uns Studierenden am Herzen liegen, und daher gemeinsam an Lösungsvorschlägen gearbeitet, die wir nun in unserem Gespräch mit Herrn Kretschmann sowie Frau Olschowski vorstellen wollen. Unsere Hoffnung ist natürlich, dass wir damit Gehör finden.“
TEXT: MM/red, Bild: Universität Konstanz