OB-Wahl: Wahlbeteiligung: peinlich, Zwischenergebnis: unklar
(hpk) Wie seemoz vorher sagte: Im ersten Wahlgang zur Konstanzer OB-Wahl setzte sich Sven Uli Reisiger durch – das Quartett Sabine Reiser (26,9%, 6973 Stimmen), Uli Burchardt (25,9%, 6743 St.), Sabine Seeliger (20,1%, 5226 St.) und Sven Zylla (14,3%, 3713 St.) liegt deutlich an der Spitze – alle anderen KandidatInnen bleiben unter fünf Prozent.
Das wichtigste Ergebnis aber im ersten Wahlgang: Mit 42 % wurde eine peinlich niedrige Wahlbeteiligung registriert; es könnte sein, dass im zweiten und entscheidenden Wahlgang am 15.7. ein(e) Oberbürgermeister(in) mit knapp 7000 Stimmen unter gut 60 000 Wahlberechtigten gewählt würde – eine Zustimmung dann von gerade mal 10 Prozent der WahlbürgerInnen. Fremdschämen müßten wir uns.
Zweite Erkenntnis: Die Abstände in absoluten Stimmzahlen zwischen den Erstplatzierten sind so gering, dass sich im zweiten Wahlgang in zwei Wochen auch ganz andere Platzierungen ergeben können – ein toller Auftritt, ein neues Argument könnte ausreichen, um die Karten neu zu mischen. So oder so: Zwei prickelnde Wahlkampf-Wochen liegen vor uns.
@Sabrina 2. Juli
Kann ich Dir nur beipflichten. nach dem Motto:
„Was nützt mich mein Geschwätz von gestern“
Kein Wunder, dass es so eine geringe Wahlbeteiligung gab.
Der Frust über die Gewählten hält die Bürger vom Wählen ab!
@Sabrina:
a) „wenn ich jetzt mit den stoffeligen, desinteressierten Fischköppen lebe“
b) „Das Desinteresse (von meiner Seite aus) rührt daher, dass es aus meiner Sicht egal ist wer Bürgermeister ist“
Ups – Du hast Dich aber schnell angepaßt 😉
Das Desinteresse (von meiner Seite aus) rührt daher, dass es aus meiner Sicht egal ist wer Bürgermeister ist. Sobald dieser sich im politischen System befindet (in der IST Situation), dann sind Wahlversprechen und Wähler vergessen.
Die Aktion mit dem KKH hat mir endgültig gereicht.
Der erste Wahlgang der Konstanzer OB-Wahl brachte mehrere Überraschungen: Das am Wahlabend ablaufende Kopf-an-Kopf – Rennen zwischen Burchardt und Reiser zementierte einmal mehr die konservativen Wurzeln der Stadt und den Machtkampf zweier bürgerlicher Flügel, an den die lange Zeit als Favoritin gehandelte Grünen-Kandidatin Seeliger nicht heran rühren konnte. Gleichzeitig gab es Achtungserfolge – und auffallend viele Stimmen für weitere Kandidaten, die gar nicht auf den Wahlzetteln aufgedruckt waren. Sie erreichten insgesamt gar mehr Prozente als die vier Bewerber mit den jeweils wenigsten Anhängern. Zu gespenstischer Ruhe trug aber nicht nur im Ratssaal eine nochmals gesunkene Wahlbeteiligung um rund sieben Prozent im Vergleich zur vergangenen OB-Wahl bei.
Nimmt man diesen Umstand zusammen mit dem, dass Außenseiterkandidaten und „Sonstige“ doch mehrere hundert Konstanzer auf sich vereinten, war die Abstimmung ein Denkzettel für die politischen Gruppierungen vor Ort: Ihnen wurde damit attestiert, sich einerseits zu spät, aber offenbar auch zu wenig intensiv mit der Kandidatensuche beschäftigt zu haben. Denn immerhin ist das Ergebnis aus dem ersten Wahlgang auch ein Signal der Enttäuschung gegenüber den hoch gehandelten Bewerbern: Lagerkonflikte, fehlende Themenvielfalt und ausgebliebenes Herzblut haben wie selten den Wahlkampf geprägt. Profilierung über Plakate und Annoncen zählt in Zeiten, in denen der Bürger mehr für sein ohnehin lediglich überschaubares Partizipationsrecht erwartet, ebenso wenig wie Lobby und Geld.
Profilieren und überzeugen konnte wohl niemand so richtig – trafen sich doch fast alle bei den „ökologischen Themen“ wieder (Zitat Südwestrundfunk). Konstanz hat Leidenschaft verdient – das geben vor allem die Nicht- und Protestwählern für künftige Abstimmungen den Parteien, Wählergemeinschaften und Kandidaten mit auf den Weg.
Schade, ich hatte mir hier im hohen Norden bis gestern eingebildet, menschlich viel versäumt zu haben, wenn ich jetzt mit den stoffeligen, desinteressierten Fischköppen lebe. Aber wir sind uns offenbar doch näher als wünschenswert wäre…