Auflösung: Wer war’s (65)
Am vergangenen Freitag fragten wir nach der französischen Philosophin, Gewerkschafterin und Mystikerin Simone Weil (1909–1943). Sie arbeitete unter anderem in der Maschinenbaufabrik Alsthom (heute Alstom) und bei Renault – die Erfahrung der Demütigung und Entfremdung hielt sie in ihrem „Fabriktagebuch“ fest. Revolutionär sein bedeutete für sie danach, die Lage der Unterdrückten Schritt für Schritt aktiv zu verbessern. In ihren letzten Jahren setzte sie sich intensiv mit dem Katholizismus und dem universalen Gottesbild auseinander. Für sie war Gott Liebe und der Weg zu ihm völlige Selbstlosigkeit.
Heinrich Böll sagte über sie: „Ich möchte über sie schreiben, ihrer Stimme Stimme geben, aber ich weiß: ich schaffe es nicht, ich bin ihr nicht gewachsen, intellektuell nicht, moralisch nicht, religiös nicht. Was sie geschrieben hat, ist weit mehr als ‚Literatur‘, wie sie gelebt hat, weit mehr als ‚Existenz‘. Ich habe Angst vor ihrer Strenge, ihrer sphärischen Intelligenz und Sensibilität, Angst vor den Konsequenzen, die sie mir auferlegen würde, wenn ich ihr wirklich nahe käme.“ brm