Eine Kandidatin und zwei spendable Wolkenschieber
Konstanzer Wirtschaftsverbände hatten zur Debatte geladen und dachten wohl, das Konzil würde ähnlich aus den Nähten platzen wie beim letzten Mal. Doch nur rund 100 Interessierte waren gekommen, um zu hören, was die OB-KandidatInnen zu wirtschaftlichen Fragen zu sagen haben. Wer nicht da war, hat nicht viel verpasst. Alles hatte man schon mal gehört und Neues kam nicht dazu.
Zu martialischen Rockklängen marschierten die verbliebenen BewerberInnen ein. Das wirkte schon ziemlich affig im fast leeren Oberen Konzilsaal. Und auch die Reihen der KandidatInnen haben sich gelichtet, denn nur noch Sabine Seeliger, Uli Burchardt und Sabine Reiser buhlen ernsthaft um die Gunst der Wählerinnen und Wähler.
Um es kurz zu machen: Bei fast allen angesprochenen Punkten (Tourismus, Gewerbe, Handel, Verkehr) hatte die grüne Kandidatin Sabine Seeliger die durchdachteren und nachhaltigeren Konzepte. Sie sprach sich für Jugendcampingplätze aus, möchte den Radtourismus fördern, plädierte für eine benutzerfreundlichere Ausschilderung des Bodensee-Radweges und forderte eine insgesamt verbesserte Infrastruktur für Pedalisten. Sabine Reiser hingegen hatte dazu wenig beizutragen. Im Sommer, so die CDU-Frau, kämen die Gäste „von alleine“ und im Winter – Thema Saisonverlängerung – verwies sie auf den Weihnachtsmarkt mit seiner „schönen Beleuchtung“, außerdem gebe es in Konstanz ja tolle Museen. Danke.
„Die neue Förderrichtlinie des Landes für die Radverkehrsinfrastruktur bringt neuen Schwung für den umwelt- und klimafreundlichen nichtmotorisierten Verkehr in unseren Städten und Gemeinden“, so der BUND Ba-Wü in einer aktuellen Mitteilung. Erstmals könnten nun verkehrswichtige Radwege mit Landesmitteln gefördert werden, die unabhängig von Straßen geführt werden. Der BUND verweist auf das Beispiel der Stadt Freiburg, die auf der Grundlage der neuen Fördermöglichkeiten die Anlage von speziellen, das ganze Stadtgebiet durchmessenden Radschnellwegen plane. Städte und Gemeinden werden aufgefordert, die neue Förderung rege in Anspruch zu nehmen und fortschrittliche Radverkehrskonzepte umzusetzen. „Nun können die Landkreise und Gemeinden ihren Beitrag zur Reduzierung der gesundheitsschädlichen Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Emissionen leisten“.
Uli Burchardt, der zweite CDU-Kandidat, möchte „für alles, was hier läuft, eine bessere Vermarktung“, der „Qualitätstourismus“ (welcher?) müsse belebt werden, Konstanz sollte Kongresse an den See locken, ein Museum für moderne Kunst hätte er auch gerne, dazu ein Konzerthaus. Da pflichtete ihm Reiser bei und bot noch ihre tiefgründige Erkenntnis an: „Der Bodensee ist schon eine tolle Marke“. Beide, Burchardt wie Reiser, wähnen die Stadt auch finanziell wieder im Aufwind. Sparen, so Burchardt, solle man „nur bei Not“. Unter dieser leide Konstanz nicht, meinte der Unternehmensberater. Kurz vor der Veranstaltung habe er gehört, dass der Kämmerer wieder rund sieben Millionen Euro auf der hohen Kante habe. Die könne man doch frohgemut aus dem Fenster schaufeln.
Seeliger konterte ruhig: „Das sind noch die Gewerbesteuern aus besseren Nycomed-Zeiten, die in Zukunft fehlen werden“. Sie weiß eben, dass durch den Weggang des größten Steuerzahlers ein riesiges Finanzloch entsteht und dahergeplauderte Versprechungen für teure Wunschprojekte einfach unseriös sind. Burchardt und Reiser, das zeigt sich seit Wochen bei allen Diskussionen, haben nur wenig Ahnung sowohl von den aktuellen als auch den kommenden Problemen, mit der die Stadt zukünftig zu kämpfen haben wird. Und für deren Bewältigung es einen klaren Kopf braucht und keine Wolkenschieber.
Burchardt möchte auch liebend gerne internationale Kongresse an den See holen. Ein Photovoltaik-Kongress, erklärte er fast schon triumphierend ob des vermeintlich innovativen Vorschlags, das wäre doch was. Stimmt, erwiderte ihm Seeliger freundlich – aber offensichtlich sei ihm entgangen, dass dieser Kongress gerade vor wenigen Monaten erfolgreich hier im Konzil stattgefunden habe. Verlegenes Räuspern im Saal. Wenn es eng wird, beschwört Burchardt ständig „verbessertes Marketing“. Mehr kommt nicht, und das ist eindeutig zu wenig. Und Reiser betet bei allen Veranstaltungen das herunter, was auf ihrer Homepage steht. Mehr kommt auch bei ihr nicht, eher noch weniger. Da hilft auch der softe Ökotouch nicht, der Reiser von ihrer PR-Frau Waltraud Kaesser ins Programm genagelt wurde. Dann doch lieber das bodenständige Original mit dem Blick fürs Machbare?
Wie immer in den vergangenen Wochen kam auch die Verkehrssituation zur Sprache. Burchardt ist wenigstens ehrlich: „Ich bin kein Verkehrsexperte“. Er schwadronierte über ein „Gesamtkonzept“ – das es schon lange gibt. Man kann ja nicht alles wissen. Reiser möchte eine Tiefgarage unter dem Döbele, um – und dann kommt es knüppeldick – „mehr innerstädtischen Parkraum“ zu schaffen. Dazu der erhellende Nachsatz: „Der Verkehr aus der Schweiz möge noch lange kommen“. Will heißen: Frau Reiser würde als Oberbürgermeisterin noch mehr Blech in die Stadt locken. Seeliger blieb weitgehend bei ihren mittlerweile sattsam bekannten Vorschlägen. Park & Ride, gut getaktete Gratis-Shuttlebusse Richtung Zentrum, dazu ihre abgespeckte City-Maut, zuerst auf Probe. Dann sollten die BürgerInnen entscheiden. Immerhin.
Sie finden, meine Einschätzung der KandidatInnen sei einseitig? Ich stimme zu, denn nach vielen Besuchen diverser Podien hat sich für mich herausgestellt, dass man Burchardt oder Reiser die Stadt nicht überlassen kann. Das wäre grob fahrlässig. Beide hängen am Tropf der hiesigen Wirtschaftslobby und würden von deren Zampanos täglich am Nasenring durch die Manege geführt. Vor allem der bürgerliche Block im Gemeinderat weiß allzu gut, dass Burchardt und auch Reiser schwache Führungspersonen wären, von denen man nichts zu befürchten hätte.
Und sie machen Stimmung gegen die grüne Kandidatin. Wer Seeliger wähle, ist des öfteren und immer lauter zu hören, liefere sich einer ökologischen Fundamentalistin aus, die Konstanz um Jahrzehnte zurückwerfen würde. Dazu üben sich einige Kreise in Sippenhaftung. „Wieviel Schäfer“, fragte sogar eine ansonsten seriöse Tageszeitung, „steckt in Seeliger?“ Günther Schäfer, Seeligers Ehemann und ehemaliger grüner Landtagsabgeordneter, hat sich durch seine eloquente Art einige Feinde geschaffen. Aber ohne ihn wäre wohl der Bürgerentscheid gegen das KKH nicht erfolgreich gewesen. Für Konservative das ideale Feindbild. Sie haben die KKH-Klatsche nicht vergessen und nähren täglich das übelriechende Gerücht, Seeliger würde im Erfolgsfall von Schäfer fremdgesteuert. Eine perfide und höchst frauenfeindliche Attacke aus den muffigsten Kellern der Konstanzer Altstadtgassen. Sabine Seeliger hat bereits während ihrer langjährigen Zeit als Gemeinderätin gezeigt, dass sie eine eigenständige Frau ist und ihre Politikvorstellungen auch sehr konsequent lebt. Und damit zurück zur Überschrift.
Autor: H.Reile
Zunächst – ich bemühe mich auch weiter ernsthaft um die Gunst der Wähler und wehre mich dagegen, dass das (leider auch hier) anders dargestellt wird. Nur werden nicht mehr alle verbliebenen Kandidaten in gleichem Umfang in den Medien präsentiert. Zu Podiumsdiskussionen werden vielfach nur noch die Top-Drei eingeladen. Und das Budget, das man offensichtlich haben muss, um diesen Umstand zu ändern, habe ich nicht. Also wird in erster Linie auch nur noch über die Top-Drei berichtet, die anderen werden teilweise oder ganz ausgeblendet. Wir haben z.B. zu fünft in Dingelsdorf eine Podiumsdiskussion gehabt. Über die Top-Drei wurde umfassend in der Presse berichtet. Ich bekam einen Nebensatz: „Der 1%-Kandidat argumentierte solide“. (Stimmt :-)). Aber schon bin ich in der Wahrnehmung der Bürger nicht mehr präsent und es entsteht der falsche Eindruck, ich bin nicht mehr ernsthaft dabei. Das ist definitiv nicht richtig.
Was die Ideen und Antworten der Kandidaten in den Podiumsdiskussionen angeht: An uns wurden und werden Fragen gestellt, die man ohne vorherige Recherche und Detailkenntnisse und lange Einarbeitung in die jeweilige Problematik unmöglich umfassend (und das noch in ein paar Sätzen) beantworten kann. Es gibt zudem laufende Planungen, Sachzwänge, Budgets, die die Kandidaten unmöglich alle kennen können. Ich finde, es ist dann richtig, ehrlich zu sagen, dass man sich zu einem Thema nur wenig oder garnicht auskennt. Und trotzdem kann man den Bürgern doch sagen, was man sich als Oberbürgermeister zu diesem Thema für die Stadt wünschen würde. Frau Reiser hat z.B. klar erklärt, dass ihr bewusst ist, dass im Moment der Bau eines Konzerthauses aus Geldgründen nicht möglich ist. Das sehe ich genauso. Aber Visionen zu haben, eine Idee weiter zu verfolgen, sie gut zu finden und nach Lösungen zu suchen, das Ziel zu erreichen, das ist doch wichtig und richtig. Und, ich finde, dass nicht nur die „Top-Drei“ – Kandidaten gute Ideen haben. Nur, wenn von „guten Ideen“ und „geeigneten Kandidaten“ in den Medien berichtet wird, geht es inzwischen gerade nicht mehr um diese Ideen, sondern um Ideologien, Lagerkämpfe, Lobbyarbeit, Parteipolitik und Interessengruppen. Mir wurde inzwischen tatsächlich von verschiedenen Seiten bedeutet, ich sollte aus „moralischen Gründen“ meine Kandidatur zurückziehen zugunsten von einem der anderen Kandidaten (jeweils zugunsten der jeweiligen Interessengruppe, versteht sich). Ich sehe diese „moralischen Rückzugsgründe“ in keinster Weise. Ich finde, es ist ehrlich und moralisch, wenn ich zu meiner Kandidatur und meinen Ideen stehe. Ich bin Volljurist, Mediator, habe eine Ausbildung im Personalmanagement und stehe seit 18 Jahren „meinen Mann“ als selbstständiger Anwalt. Ich bin also sicher nicht unterqualfiziert für den „Job“. Wir haben 58% Nichtwähler bzw. unentschlossene Wähler. 249 Menschen haben mich gewählt, denen danke ich, und stehe ihnen gerne weiter als Alternative zu den Top-Favouriten der Medien und Verbände zu Verfügung. Als freier unabhängiger Kandidat. Hierfür haben sich auch schon einige Wähler bei mir bedankt. Ein besonderer Dank hier an Herrn Dennis Riehle (www.Dennis-Rhiele.de.
@ B33 (Orwa, 06.07.)
Ob es Frau Seeliger passt oder nicht, die teuersten elf Kilometer Bundesstraße in ganz Deutschland sind beschlossene Sache. Das Projekt (145 Mio. Euro, 15 Jahre Bauzeit) *muss* umgesetzt werden. Die Arbeiten haben begonnen.
Nur – fertig werden sie nie.
Das Hauptstück ab Reichenau-Kreuzung bis Allensbach kann in den nächsten beiden Jahren mangels Landeszuschüssen nicht begonnen werden; Fertigstellung also frühestens in 17 Jahren.
Ob aber nach 2013 die nötigen Landes- und Bundeszuschüsse fließen, und zwar kontinuierlich fließen, ist mehr als fraglich: die ins Grundgesetz geschriebene Schuldenbremse wird die Daumenschrauben für Land und Bund jedes Jahr stärker anziehen, und Land wie Bund haben noch sehr viel anderes zu finanzieren als unser Endstück der B33.
Und: nach aller Erfahrung werden Vorhaben solcher Größenordnung mindestens doppelt so teuer und brauchen viel länger bis zur Fertigstellung als veranschlagt. Die Pendler werden noch bis 2030, wahrscheinlich viel länger, täglich zweimal im Stau stehen.
Was aber, wenn der Bau um Erliegen kommt, nachdem 50 oder 100 Mio. versenkt worden wären? Diese Mittel würden an vielen andren Stellen fehlen, an denen vergleichsweise geringe Zuschüsse schnell praktische Verbesserungen erreichen könnten.
Das pharaonische Projekt stammt aus Zeiten, in denen die Zunahme des Pkw-Verkehrs als Naturgesetz galt und Geld ohne Ende verfügbar schien. Diese Zeiten sind vorbei.
Knappere Mittel (der öffentlichen Hand wie der privaten Geldbeutel), das Ende der Öl-Ära, ökologische Grenzen, der galoppierende Klima“wandel“ werden dazu zwingen, Mobilität anders zu organisieren als bisher. Auch in Konstanz.
Je früher darüber nachgedacht wird, desto besser kann es gelingen. Ideologische Scheuklappen vermute ich nicht da, wo nach kostengünstigen, rasch umsetzbaren Verbesserungen gesucht wird; sondern wo schon das Andenken praktikabler Alternativen niedergebrüllt wird und wo man sich an einer einmal beschlossenen Monstrosität festklammert, auch wenn sie sich als undurchführbar erweist.
Dass immer alles auf Verkehr, Tourismus, Handel reduziert wird, finde ich falsch. Welche Perspektiven gibt es für richtige Wirtschaft? Was kommt nach Takeda und den Solarfirmen und vor allem WIE kann neue Industrie hier entstehen? Wie sieht die Infrastruktur für Wirtschaft aus? Ist das Rathaus wirklich
offen für Neuansiedlungen? Wie sollen diese gefördert werden? Warum steht soviel Gewerberaum leer und ist trotzdem zu teuer? Warum verschwinden die innovativsten Studenten, statt zu gründen? Warum lohnt es nicht, in Konstanz zu investieren? Wie sieht die Zukunft der Gewerbesteuer aus?
Also Fahrradwege schön und gut, aber was hat das mit WIRTSCHAFT zu tun?
Hier wird wieder einiges vermischt und verzerrt. Ich will daher nochmal etwas konkreter werden:
@Rudy Haenel, @BüBi, @Tom, @Schwuemm:
Selliger, Reiser und Burchardt sind ALLE für das P+R-Konzept. Alle drei möchten die Menschen dazu bewegen, die P+R-Parkplätze außerhalb der Innenstadt zu benutzen.
Sie versuchen hier fälschlicherweise dazustellen, dass Reiser und Burchhard vorhätten, mehr Autos in die Altstadt zu bringen, was schlicht nicht wahr ist.
Der Unterschied zwischen den Dreien ist:
Frau Seeliger möchte das mit Zwang (in Form einer indirekten City-Maut und weiterer Verknappung von Parkraum) erreichen, während Reiser und Burchardt auf positive Anreize setzen. Gleichzeitig setzt sich Frau Seeliger seit langer Zeit GEGEN den Weiterbau der B33 ein. Reiser und Burchardt möchten, dass mehr Menschen nach Konstanz kommen (auch mit dem Auto), aber ihr Auto außerhalb der Innenstadt auf einem P+R-Parkplatz stehen lassen.
Die magische Frage ist doch:
Wie kommen die Menschen zu den P+R-Parkplätzen?
Dafür braucht man z.B. die überfällige B33. Wenn die Menschen erst gar nicht staufrei zu den P+R-Parkplätzen kommen, dann werden sie lieber in einer anderen Stadt einkaufen gehen.
Gleiches gilt für den Fahrradtourismus: Die Touristen müssen erstmal nach Konstanz kommen, bevor sie auf ein Fahrrad steigen können, um ihre Fahrradtour starten zu können. Dafür braucht man sowohl eine gute Straßenanbindung, als auch eine gute Erreichbarkeit mit Bahn und Bus.
Konstanz kann beides schaffen:
MEHR Touristen und Menschen, die bei uns einkaufen UND gleichzeitig WENIGER Autos in der Innenstadt.
Dazu brauchen wir aber endlich eine Verkehrsanbindung (B33 und Bahn), die eines Oberzentrums würdig ist. Über die Zufahrtsstraße B33 werden die Besucher dann direkt auf kostenlose P+R-Parkplätze geleitet, wo sie bequem in den ÖPNV umsteigen können.
Wer sich allerdings gegen eine bessere Verkehrsanbindung ausspricht (so wie Fr. Seeliger gegen die B33) muss dann auch erklären, woher dann in Zukunft Geld in die Stadtkasse fließen soll, wenn nicht mehr Touristen und Einkäufer nach Konstanz kommen.
Der tägliche Stau auf der überlasteten jetzigen B33 verpestet die Umwelt weit mehr, als wenn der Verkehr zügig zu den P+R-Parkplätzen fließen würde. Der Ausbau der B33 ist also auch eine ökologische Notwendigkeit. Dagegen zu sein beweist letztendlich nur, dass es hier nicht um Ökologie, sondern schlicht um Ideologie geht.
@Jürgen:
Auch ich würde Frau Seeliger nicht die durchdachteren und nachhaltigeren Konzepte zuschreiben. Denn der Komparativ scheint mir fehl am Platze – allem, was die MitbewerberInnen fordern bzw. daherfabulieren, fehlt es an konkreten Angaben zur Finanzierung; ohne die aber sind’s keine Konzepte, sondern Beschwörungen.
Gut Wetter versprechen reicht heutzutage nicht mehr.
Strukturelle Vorschläge, welche die Finanzlast der Stadt verringern würden, finde ich nur bei Frau Seeliger.
alles schön und gut. aber frau seeliger war im gemeinderat tätig und hat mit dem ersten grünen oberbürgermeister die jahrhundertsünde auf dem ehemaligen herose gelände zu verantworten. was hätte man da für chancen gehabt die leider alle auf dem altar des profites und der profelierungssucht geopfert wurden.da wurden grüne ideale bewusst mit füssen getreten.
@Orwa:
Seit 1966 in München zwischen Stachus und Marienplatz die erste Fußgängerzone Deutschlands eingerichtet wurde, wiederholt sich bei entsprechenden Vorhaben überall und immer wieder derselbe vernagelte Widerstand. Offenbar hat auch Orwa, wie so viele, sich wohnlich eingerichtet in seiner Hölle von einem Ist-Zustand, und tut sich die Tür auf, wagt er sich nicht hinaus in die sonnige Flur.
Was gab es z.B. in Überlingen für ein Gezerre darum, ob die Münsterstraße Flanier- und Einkaufsmeile werden solle oder nicht! Zeter & Mordio tönen mir noch im Ohr: „Die Kunden bleiben aus, wenn sie nicht vors Geschäft fahren können! Wir gehen alle pleite!“ Nachdem’s endlich umgesetzt war, stellte sich heraus, wie überall: Mehr Kundschaft, nicht weniger, die Umsätze sind gestiegen, die Kernstadt hat in jeder Hinsicht gewonnen, niemand will den Duchgangsverkehr zurück.
Im übrigen soll nach Frau Seeligers Konzept weiterhin jede und jeder, die & der das will, mit dem eignen Pkw in die Innenstadt fahren – und weniger im Stau stehen und leichter einen Parkplatz finden als bisher. Viele aber würden mit Vergnügen ein Angebot annehmen, wie es das Stadtmarketing im vergangenen Advent erfolgreich vorexerzierte: ihr Fahrzeug am Stadtrand auf dem Park&Ride lassen und sich gratis vom Pendelbus ins Einkaufsparadies bringen lassen und mit fetter Beute zurück.
Bürgerbeteiligung ist super.
Ohne Hinhören und Nachdenken bleibt sie nur leider ein leeres Schlagwort.
Ja, ja, das hatten wir schon mal im OB-Wahlkampf vor 16 Jahren. Mit einem grünen OB wachsen auf der alten Rheinbrücke demnächst die Radieschen…Aber irgendwie müssen die grünen Ideen interessant sein, sonst würden Frau Reiser und Herr Burchardt nicht so gerne selbst die grüne Karte spielen. Rudy Haenel hat in seinem Kommentar zum Thema Einkaufs- und Touristenstadt alles gesagt. Sabine Seeliger hat den Mut, in Bezug auf Verkehr einmal neue Konzepte anzudenken. Dass sie damit nicht „everybodies darling“ wird, ist klar. Ich wünsche ihr viele (genug) Wähler, die das schätzen.
Nun ja, ob tendenzös oder nicht – wer kann da die Trennlinie schon genau ziehen….
Als Wechselwähler, der sich noch NICHT auf einen Kandidaten/in festgelegt hat, kann ich obigem Kommentar jedoch wirklich einiges abgewinnen, wohl auch, weil ich selbst bei der Veranstaltung war.
Ich finde es verwunderlich wie immer suggeriert wird, Frau Seeliger oder die FGL will alle Autos aus der Stadt verbannen. Ich habe das am Montag Abend nicht gehört. Genauso wenig habe ich gehört, dass sämtliche Parkhäuser geschlossen, sämtliche Parkplätze aufgehoben und in „grüne Idyllen“ umfunktioniert werden wie es – überspitzt gesagt – von den politischen Gegnern von Fr. Seeliger oft latent suggeriert wird. Die Kernfrage – und gleichzeitig das grosse Dilemma ist ja:
Wie kann KN eine Einkaufs-und Tourismusstadt bleiben ohne sich ihrer eigenen Stärken zu berauben ?
Ich glaube nicht, dass eine 8 spurige Verbindungsstrasse bis direkt an das neue Lago Parkhaus (welche ja nach dem Dafürhalten der Einzelhändler Parkplätze der Güteklasse 1a wären) Konstanz einen Vorteil gegenüber anderen Städten bringen würde. Wer flaniert schon gerne auf einer Autobahn? Auf der anderen Seite ist ein P&R auf einer grünen Hegauwiese mit anschliessendem Seehas Transfer auch keine Lösung.
Was Frau Seeliger angeht, so hat sie den „Heimvorteil“ als ehem. Gemeinderätin am Montag Abend sicherlich trefflich ausgespielt was Ihre Fachkenntnis angeht, obwohl sie, was das Publikum anging, eher ein Auswärtsspiel hatte….
Das sich Frau Reiser mit ihren wolkigen Formulierungen (was haben die Literaturwissenschaften der Uni in einem Statement zur Überbrückung des Tourismus Winterlochs zu suchen?) auch nicht gerade mit Ruhm überschüttet hat, dürfte auch keinem Zuhörer verborgen geblieben sein.
Weniger wolkig als Hr. Reihle habe ich allerdings Herrn Burchardt erlebt – ich finde es „ehrlicher“ bei bestimmten Themenstellungen zu sagen „Ich weiss es nicht“ als durch eine Aneinanderreihung von Floskeln zwar ein absolut oberflächliches Statement ins Mikrofon zu flüstern……….
@Orwa
Es geht immer um die Gegensätze:
Ruhige, erholsame, schöne Stadt mit wenig emmisierendem Verkehr und Industrie.
oder
pulsierende und gut frequentierte Einkaufsstadt, mit dominierende Industrie, vor allem mit Wachstum ohne Ende, wovon der Bürger als Vorteil fiktiv glaubt, dass es ihm dadurch besonders gut geht.
Die Kommunalpolitische Kunst ist, beide Gegensätze zu einen. Bei Wahlen hat jeder das Recht, dass Eine oder das Andere für sich als das Bessere zu wählen.
Skeptisch werde ich nur bei Kandidaten, die Allen alles versprechen um gewählt zu werden.
Selbstverständlich ist der Artikel einseitig (aber nicht tendenziös, das ist was anderes) genau wie der Kommentar von Orwa (warum getarnt und nicht offen?):
Der Autor H.Reile sagt es selbst und votiert offen und mit guten Argumenten für Sabine Seeliger.
Damit unterscheidet er sich wohltuend von anderen Presseorganen, die behaupten sie würden objektiv berichten, aber gezielt und zwischen den Zeilen die von ihnen ungeliebte Seeliger bekämpfen und Allerweltskandidaten präferieren.
Wer genau hinhört und hinschaut muss tatsächlich feststellen, dass Frau Seeliger als Einzige aller Kandidaten weiß wovon sie spricht, weil sie jahrelang als Gemeinderätin und Kreisrätin tätig war, und als Einzige konkrete, bezahlbare und nachhaltige Konzepte hat, die diese Stadt und ihre Bürger weiterbringen können.
Es ist vorgeschobene Panikmache, wenn man behauptet weniger Autos und mehr Fahrräder in Konstanz hätten wenig mit der Realität der Tourismus- und Einkaufsstadt Konstanz zu tun:
1. ist es eine Realität, mit der man sich außeinandersetzen muss, dass derzeit die Zahlen des Autoverkehrs- und Fahrradverkehrs in Konstanz immer noch steigen, und mit dem Autobahnanschluß sicher nicht weniger werden
2. leidet die Einkaufsstadt bereits jetzt massiv daran, dass zwischen Döbele und Lago ein Autochaos herrscht, das sogar der Einzelhandel berechtigterweise kritisieren muss,
3. boomt der Fahradtourismus und muss gefördert werden,
aber man zeige mir z.B. derzeit einen vernünftigen Fahrradabstellplatz für Touristengruppen in dieser Stadt, den gibt es nicht, dafür schlechte Beschilderung und nicht durchdachte Fahradwege.
Orwa möge mal nach Freiburg schauen. Das ist auch eine Einkaufs- und Tourismusstadt genau wie Konstanz:
Dort kommt man nur mit Umweltplakette rein, die Innen- und Einkaufsstadt ist praktisch autofrei, die Straßenbahn wird ständig ausgebaut, es gibt intelligente Fahradkonzepte, ab 22 Uhr darf man durch bestimmte Gebiete nachts nur mit 30 km fahren, neue Wohngebiete versucht man autofrei zu halten, es gibt einen sinnvoll verbundenen öffentlichen Nahverkehr usw.
Weder der Einzelhandel noch der Tourismus leiden in Freiburg unter diesen Maßnahmen, im Gegenteil, und am meisten profitieren die Bürger der Stadt.
Warum soll das in Konstanz nicht auch funktionieren?
ich weiß nicht welcher Veranstaltung Sie beiwohnten, dass Sie ohne rot zu werden die angeblich „durchdachteren und nachhaltigeren“ Konzepte Frau Seeliger zuschreiben. Wer nicht auf der Veranstaltung war, hat schon etwas verpasst. Endlich einmal etwas mehr Zeit für die Kandidaten sich ohne „speed-dating“ zu präsentieren. Ich fand den Abend sehr hilfreich und konnte meinen OB Kandidaten finden.
Mit Verlaub: Selten habe ich einen derart tendenziösen und einseitigen Artikel gelesen.
Ein Beispiel:
Was bitte haben mehr Radwege und bessere Beschilderung derselben mit „durchdachteren und nachhaltigeren Konzept[en]“ für „Tourismus, Gewerbe, Handel, Verkehr“ zu tun?
Ich jedenfalls kenne niemanden, der aus dem ländlichen Raum 60km mit dem Fahrrad anreist, um in Konstanz einzukaufen und damit über den Einzelhandel Geld in die Stadtkasse bringt, das helfen könnte, die Einnahmeeinbußen durch den Weggang von Takeda zu kompensieren. Auch glaube ich kaum, dass in Zukunft Schweizer mit dem Fahrrad anreisen, um ihren Großeinkauf zu tätigen.
Weniger Autos und mehr Fahrräder ist ja eine schöne Wunschvorstellung, das gebe ich zu, aber mit der Realität einer Einkaufs- und Tourismusstadt hat das leider wenig zu tun.
Wer weniger Autos nach Konstanz lassen will, muss erstmal stichhaltig erklären, wie er die dann fehlenden Einnahmen aus dem Einzelhandel kompensieren will. Frau Seeliger tut das entgegen ihrer Darstellung nicht!