Ausnahmezustand (nicht nur) am Hörnle

Freibad Hörnle am Samstag gesperrt – Stadtverwaltung verbietet Facebook-Party – Ordnungsamt rechnet mit tausenden Jugendlichen – Unbekannte rufen zur Randale auf – Polizei befürchtet Ausschreitungen auch im Stadtgebiet – Bußgelder bis 5000 Euro angedroht – Polizeikräfte aus dem ganzen Land zusammen gezogen – Busverkehr wird eingeschränkt – Straßensperrungen vorgesehen – OB Frank: „Wir achten darauf, dass das nicht aus dem Ruder läuft“.

Was sich wie der Vorspann zu einem Horrorfilm liest, könnte am Wochenende in Konstanz traurige Wirklichkeit werden: Auf der Facebook-Seite lakeparty.de  wird für Samstag, 7.7., 18 Uhr, zu einer Geburtstagsparty ins Freibad Hörnle eingeladen. Hauptkommissar Stephan Damisch von der Konstanzer Polizei weiß schon jetzt von 12 000 Einladungen und mindestens 2 500 Zusagen. (Anm.d.Red. – der Eintrag auf der Seite ist mittlerweile gelöscht).

„Hey Leute wie ihr schon gelesen habt soll es eine abgefuckt geile Geburtstags Party werden: Eskalation pur!!! Alc müsst ihr selber oder halt in Gruppen mitbringen“. So wird auf lakeparty. de (Besitzer der Seite ist wohl die Lakeparty GmbH & Co. KG, Moltkestr. 2-4, Konstanz) für „das Event“ geworben. Stadtverwaltung, Polizei und Ordnungsamt sind alarmiert – nicht zuletzt der Meldungen wegen, die in den letzten Tagen von ähnlichen Facebook-Parties in Wuppertal, Hagen und Backnang berichten.

Facebook-Party kostet 100 000 Euro
Eine illegale Facebook-Party in Backnang wird für den Veranstalter teuer. Allein die Personalkosten summieren sich nach Angaben der Polizei auf mehr als 100 000 Euro. 300 Polizisten waren im Einsatz, dazu kommen die Kosten für die Aufräumarbeiten. 1000 Jugendliche waren am vergangenen Samstagabend zu der Party gekommen. Die Polizei, die das Fest verboten hatte, sperrte das Gelände, weil Betrunkene in einem Supermarkt randalierten. Zwei Polizisten und eine Besucherin wurden verletzt (dpa)

Vor allem die Formulierung „Eskalation pur“ und ein Hinweis auf „ProjektX“, der auf Zerstörungslust hinweisen könnte, sorgt für Unruhe bei den Ordnungskräften. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen wurden deshalb verfügt, unter denen auch unbescholtene Bürger und Gäste leiden werden:

So wird das Freibad Hörnle für den gesamten Samstag geschlossen – auch Dauergäste oder Spaziergänger haben keinen Zutritt. Rund 4000 Gäste – so viele Besucher zählt das Bad an sonnigen Wochenenden – dürften betroffen sein. Überdies sind von 14 Uhr bis 24 Uhr die Eichhornstraße wie auch die Jacobstraße gesperrt, Anwohner aber werden durchgelassen. Im gesamten Bereich wird ein Parkverbot verhängt. Die Buslinie fünf wird nur bis zur Therme verkehren; Aushänge in Bussen und Bahnen sollen auf die Einschränkungen hinweisen. Der zuständige Sportamtschef Georg Geiger: „Wir werden alles tun, um Verwüstungen im Bad, die womöglich zu wochenlangen Aufräumarbeiten führen könnten, zu vermeiden. Damit signalisieren wir den Konstanzern: Ihre Anlagen werden geschützt“.

So wird die Facebook-Party im gesamten Stadtgebiet verboten. Damit will das Bürgeramt verhindern, dass Feierende in andere Quartiere ausweichen, wenn sie am Freibad auf verschlossene Tore treffen. Amtsleiter Hans-Rudi Fischer: „Unsere Maßnahmen sollen durchaus abschrecken. In Einzelfällen können Platzverweise und Bußgelder von bis zu 5000 Euro verhängt werden.“ Immerhin rechnet man bei der Stadtverwaltung mit mehreren tausend möglichen Teilnehmern. Die Polizei, die sich ansonsten mit Informationen zurückhält, „wird mit ausreichenden, auch auswärtigen Kräften vor Ort sein“, so Hauptkommissar Stephan Damisch. Über die Verantwortlichen für die Party-Einladung wollte er „aus polizeitaktischen Gründen“ keine Angaben machen. Es entstand aber der Eindruck, dass einige Namen der Polizei durchaus bekannt sind.

Sogar Oberbürgermeister Horst Frank, der die gestrige Pressekonferenz leitete, war besorgt: „Auch andere Städte wie beispielsweise Ulm sprechen solche Verbote bei Facebook-Parties aus. Wir können und wollen Feiern nicht verbieten, aber wir müssen Auswüchse verhindern. Wir werden dafür sorgen, dass das nicht aus dem Ruder läuft“.

Autor: hpk