Ein Blick hinter die Kulissen

Die Entsorgungsbetriebe (EBK) erfüllen eine für die Stadt Konstanz immens wichtige Aufgabe: Die Entsorgung von Abfall und Abwasser. Um verständlich zu machen, wie das funktioniert, laden sie an zwei Donnerstagen im April zu einem Blick hinter die Kulissen ein. Außerdem weisen sie darauf hin, dass auch „nachhaltige“ Einwegprodukte ihre Tücken haben.

Die Kläranlage und der Wertstoffhof sind die wohl auffälligsten Einrichtungen der EBK. Was dort geschieht, können sich Interessierte in den nächsten Tagen aus nächster Nähe anschauen. Dazu die Einladung der EBK:

Am 20. April um 17.30 Uhr startet eine Führung über die Kläranlage. Die Konstanzer Kläranlage ist die größte Anlage am Bodensee. Täglich fallen in den angeschlossenen Gebieten bis zu 40 Millionen Liter Abwasser an, die im Konstanzer Industriegebiet gereinigt werden. Die Führung begleitet den Weg über die verschiedenen Reinigungsstufen und -becken. Dabei wird eindrücklich, wie vielfältig die Prozesse sind, mit denen das Wasser aufwendig von Schmutz- und Schadstoffen befreit wird, bevor es zurück in den Seerhein geleitet werden kann. Auch das Thema Energie wird angesprochen: Die Kläranlage ist nämlich nicht nur Energieverbraucher, sondern auch nachhaltiger Energieproduzent! Die Führung dauert etwa 90 Minuten und die Teilnahme ist kostenfrei. Nur eine Anmeldung vorab ist erforderlich.

Am 27. April um 17.30 Uhr startet die Führung über den Wertstoffhof und das Betriebsgelände der Abfallwirtschaft. Die Führung steht unter dem Titel: Abfall ist nicht immer Müll. Beim Besuch von Umlade und Sammelstationen wird erklärt, was mit den verschiedenen Abfallarten passiert, nachdem sie in die Verantwortung der EBK übergegangen sind. Dabei wird deutlich, welch wichtigen Beitrag die Abfalltrennung zu einem funktionierenden Recyclingkreislauf leistet. Natürlich wird im Zuge dieser Führung auch die orangefarbene Flotte, die großen Müllfahrzeuge, genau in Augenschein genommen. Diese Führung dauert ebenso etwa 90 Minuten, die Teilnahme ist kostenfrei nach Voranmeldung möglich.

Beide Führungen finden auf dem Betriebsgelände der EBK im Konstanzer Industriegebiet statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, darum wird um Anmeldung gebeten: Per Mail an steurer@ebk-tbk.de oder telefonisch unter 07531/996-171.

Einwegprodukte sind nicht nachhaltig

Dass Einwegprodukte in die ökologische Sackgasse führen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber was ist mit Einwegprodukten aus „nachhaltigen“ Produkten. Die EBK regen zum Nachdenken an:

Was ist nachhaltiger: Der Stoffbeutel oder die Plastiktüte? Der Palmblatt- oder der Plastikteller? Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Denn: Die Nutzungsdauer ist entscheidend. Je länger und häufiger ein Produkt genutzt wird, bevor man es entsorgt, desto besser. Die Nutzungsdauer hat einen größeren Einfluss auf die Ökobilanz eines Produktes als das verwendete Material. Ein Stoffbeutel, der nur einmal und dann nie wieder zum Einkaufen mitgenommen wurde, hat eine schlechtere Ökobilanz als eine stabile Plastiktüte, die über Jahre im Einsatz ist.

Dabei bleibt Plastikvermeidung generell wichtig und richtig. Vor allem, wenn es sich um Einwegkunststoff handelt. Ein Einwegkaffeebecher aus Plastik ist niemals nachhaltig. Ein Mehrwegkaffeebecher aus Plastik ist dagegen sehr nachhaltig, wenn er zu einem Pfandsystem gehört und entsprechend häufig wiederverwendet wird. Abfallvermeidung ist also nicht gleichbedeutend mit Plastikvermeidung.

Abfallvermeidung betrifft alle Materialien, ob nachwachsend oder nicht. Das ist wichtig, denn die Begriffe „nachwachsend“ und „nachhaltig“ werden aktuell leichtfertig verwechselt. Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, wie zum Beispiel Pappteller und Plastikbecher aus Maisstärke, werden als nachhaltig beworben, obwohl es sich weiterhin um kurz genutzte und schnell entsorgte Produkte handelt.

Die Abfallmenge wird durch Einwegprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen nicht kleiner. Der Ressourcen- und Energieaufwand wird verlagert, nicht verringert. Einwegprodukte aus Bambus oder Palmblättern werden in der Regel nicht in Europa gefertigt, haben lange Transportwege hinter sich und werden nach kurzem Gebrauch meist im Restmüll entsorgt. Die Kompostierung ist in der Praxis faktisch nicht möglich. Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen leisten in diesem Sinne keinen größeren Beitrag zur Abfallvermeidung als andere Produkte. Entscheidend ist immer die Nutzungsdauer. Je länger ein Produkt genutzt wird, desto besser.

Abfall zu vermeiden, heißt also vor allem Einwegprodukte zu vermeiden! Und dabei zählt jeder Beitrag, sei es der Verzicht auf das Umrührstäbchen zum Wegwerfen, das Mitbringen von eigenen Tellern zum Picknick, der mehrfache Gebrauch von Tüten und Beuteln zum Einkaufen oder die klassische Vesperbox mit Trinkflaschen in Schule und Arbeitsalltag.

Text: MM/red, Bilder: O. Pugliese