Fahrradklima-Test 2022: Im Schneckentempo auf dem Weg zum Fahrradland
Die Ergebnisse des bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 zeigen, dass es bei der Fahrradfreundlichkeit in Baden-Württemberg nur im Schneckentempo vorangeht. Die meisten Kommunen haben den Turbo in der Radverkehrsförderung noch nicht gezündet. Hier eine aktuelle Mitteilung des ADFC.
Das Fazit der befragten Radfahrenden in Baden-Württemberg ist ernüchternd: Trotz verstärkter Berichterstattung zum Radverkehr, diverser Fördertöpfe und mehr Personal wird Radfahren in den Städten Baden-Württembergs weder sicherer noch attraktiver wahrgenommen als noch vor zwei Jahren. Im Durchschnitt erhält das Fahrradklima im Land nur die Note 3,9 und entspricht damit nicht den Anforderungen der Radfahrenden.
„In Zeiten der Klimakrise muss das Ergebnis für die Kommunen und das Land ein Alarmzeichen sein“, sagt Kathleen Lumma, Landesgeschäftsführerin des ADFC in Baden-Württemberg. „Der Klimaschutz braucht die Mobilitätswende und die Mobilitätswende braucht das Fahrrad. Aber mehr Radverkehr gibt es nur mit sicheren und attraktiven Radwegen – und daran fehlt es im Land weiterhin.“
Gute Werbung, schlechte Wege
Die Befragten des ADFC-Fahrradklima-Tests attestieren vielen Städten des Landes eine bessere Berichterstattung zum Radverkehr und nehmen eine verstärkte Fahrradförderung in jüngster Zeit wahr. Allerdings gelingt es in der Fläche kaum, Maßnahmen auf den Asphalt zu bringen. So wird trotz umfangreicher Radverkehrsförderung im vergangenen Jahrzehnt in zu vielen Bereichen rund um den Radverkehr Stillstand wahrgenommen.
Kathleen Lumma: „Schöne Worte und Bilder allein machen das Radfahren weder sicher noch attraktiv. Um Fahrradland zu werden, braucht es echte Verbesserungen in der Infrastruktur und zwar jetzt und flächendeckend.“
Fortschritte in Freiburg und Tübingen
Dass Verbesserungsmaßnahmen an der Infrastruktur und für die Sicherheit Wirkung zeigen und von den Radfahrenden honoriert werden, zeigen die Testergebnisse aus Freiburg und Tübingen. Freiburg geht in den letzten Jahren konsequenter gegen Falschparkende vor und verzeichnet damit im Gegensatz zu allen anderen Kommunen im Bereich „Falschparkerkontrollen“ eine deutliche Notenverbesserung (2020: 4,4; 2022: 3,9). Tübingen schafft es als einzige Kommune, bei der Breite der Wege eine deutliche Verbesserung zu erzielen (2020: 4,4; 2022: 4,0). Leuchtturmmaßnahmen wie das „Blaue Band“ und eine neue Neckarquerung tragen zu dieser Bewertung bei.
Baden-württembergische Städte in der Spitzengruppe
Unter den bundesweit 18 Spitzenreitern (6 Größenklassen) liegen vier Kommunen in Baden-Württemberg. Karlsruhe (mittlere Note = 3,1), Freiburg i.Br. (3,1), Tübingen (3,1) und Rutesheim (2,5). Anders als 2020 schafften es Heidelberg (3,6) und Konstanz (3,3) nicht mehr auf einen Spitzenplatz.
Karlsruhe kann die Auszeichnung als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands (über 100.000 Einwohner*innen) 2022 nicht verteidigen. Im Gegensatz zu Münster, das sich verbessern konnte, konnte die badische Großstadt ihre trotz allem nur befriedigende Bewertung nur halten.
Auch die Durchschnittsnote der Kommunen in Baden-Württemberg ist wie bereits 2020 minimal besser als der Bundesdurchschnitt.
Rekord: Über 30.000 Teilnahmen, 189 Städte in der Wertung
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt.
Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang bundesweit abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. In Baden-Württemberg haben über 30.000 Menschen an der Umfrage teilgenommen. So kamen 189 Städte in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Damit leben 6,7 Mio. Baden-Württemberger*innen in einer Kommune, die es in die Auswertung geschafft hat. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen.
Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Text: ADFC, Bild: O. Pugliese
… mir ging es eigentlich nur darum, dass ich nicht für anderer Leute Verkerhrsmittel bezahlen will…. Ganz uabhängig von Klimaschutz, Entropie oder was auch immer…. Insbesondere will ich nicht für Radtouristen bezahlen, die mich dann auf den Wanderwegen mit ihren sackteuren E-Bikes überholen und aus dem Wegklingeln…. Aber wahrscheinlich ist das egoistisch. Stehe ich aber zu.
Aber keine Sorge: ich werde mich nicht auf der Fähre festkleben, um gegen die Subvention des Fahrradtransports zu demonstrieren. Ihr könnt euch also alle etwas entspannen.
Herr Neuper,
es geht nicht darum, dass „andere auch schlecht sind“, wie Sie es formulieren, sondern darum, dass man nicht in unehrlicher Weise vermeintliche Alternativen als sakrosankt heilig spricht, denn das trifft eben einfach nicht zu. Von einer wissenschaftlichen Sichtweise betrachtend, muss man stets alle bekannten Aspekte in eine Beurteilung mit einbeziehen und nicht ideologisch darüber hinwegsehen.
„Entropie“ ist nicht wirklich ein Fremdwort und wurde vor ca. 140 Jahren von Gibbs-Helmholtz in die Physik/physikalische Chemie im Zusammenhang mit dem Energie-Erhaltungssatz/Thermodynamik eingeführt. Um zu verstehen, was ich mit Entropie andeuten wollte und in wieweit Entropie mit dem Weltklima zusammenhängt bzw. durch welche Faktoren Entropie im offenen System „Erde“ beeinflusst werden kann, sollten Sie sich z.B. mit Arbeiten von J.M. Köhler (TU Ilmenau) beschäftigen, dann wird die Sache Ihnen vielleicht klarer.
3 Anmerkungen:
(1) Ich fand den Scherz von Herrn Remark wirklich treffend, siehe bitte auch unter (2).
(2) Wann hört diese alte Argumentation: die anderen sind auch schlecht (hier die Fahrräder) endlich auf? Natürlich kann man der Meinung sein, dass Radverkehr nicht gefördert werden soll – die Gedanken sind frei und Fußgänger (selbst welche mit Stock!) verbrauchen noch weniger Ressourcen. Trotzdem unverständlich ist die Argumentation, dass Fahrräder auch schädlich seien. Nicht einmal Herr Martin wird behaupten, dass Fahrräder und Autos die gleiche Menge an Auswirkungen haben – und um diesen Vergleich geht es offensichtlich.
(3) Mir scheint das Fremdwort „Entropie“ nicht ganz richtig genutzt zu sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Entropie
Herr Remark,
wie Sie wissen sollten ist der Fahrrad- und E-Bike-Markt (ca. 20 Mrd. EUR in 2021) vor allem in westlichen Industrieländer stark wachsend und bietet neben Massenprodukten auch hochpreisige Räder von 10.000 EUR und mehr. Selbst Sie werden wohl einsehen, dass zur Produktion von Zweirädern auch Materialien in großen Mengen eingesetzt werden, die alles andere als umweltneutral sind.
Im Gegensatz zu Spazierstöcken gelten Fahrräder und E-Bikes als Verkehrsmittel und sind sperrig (Platzbedarfs) und sollten auch deshalb zu Recht gebührenpflichtig sein, z.B. auf Fähre, Bahn, Bussen.
Vor diesem Hintergrund erscheint Ihr Beispiel als unüberlegter Schnellschuss, das nicht mal sarkastisch, sondern von Ihnen einfach nur als schlechter Scherz ins Kraut geschossen wurde.
@ Thomas Martin
Ich bin der Meinung, dass das Mitführen eines Spazierstocks generell kostenpflichtig sein sollte. Für seine Herstellung müssen zahllose Bäume gefällt und ein hoher Energieaufwand betrieben werden. Man kann also sagen, dass Spaziergänger mit Spazierstock mehr Entropie exportieren als Fußgänger ohne Spazierstöcke und dadurch einen größeren Beitrag zur Klimaerwärmung leisten – also, Gebrechliche mit Spazierstock bitte zahlen oder zuhause bleiben. Sarkasmus Ende!
Ich bin auch der Meinung, dass das Mitführen von Fahrrädern entsprechend kostenpflichtig sein sollte. Ob ein Fahrrad klimaneutral ist, muss sowieso kritisch hinterfragt werden, denn in aller Regel sind Materialien verbaut, die mit Energieaufwand produziert wurden und werden und definitiv Beiträge zur Klimaerwärmung leisten (von den, die Umwelt schädigenden Batterien/Akkus der E-Bikes spreche ich hier noch nicht einmal). Man kann sagen, dass Radfahrer in der Regel mehr Entropie exportieren als Fußgänger und dadurch einen größeren Beitrag zur Klimaerwärmung leisten – also, Radler bitte zahlen!
Die Mitnahme von Fahrrädern sollte nicht kostenlos sein – weder auf der Fähre, noch in der Bahn oder im Bus. Fahrräder benötigen Platz, Platz kostet Geld – egal ob für ein Fahrrad, ein Auto, ein Motorrad oder einen Menschen.
Warum soll ich als Fußgänger, der voll bezahlen muss, den Transport der Verkehrsmittel anderer Leute indirekt mitfinanzieren?
„Konstanz nicht mehr auf einem Spitzenplatz“ – Beispiel Fähre: Erinnert sich noch jemand daran, wie Fahrräder dort kostenlos mitgenommen wurden. Gegen den Trend und ohne Sinn und Verstand wurde das dann kostenpflichtig. Inzwischen haben auch DB und SBB ihre Verantwortung fürs Klima entdeckt und nehmen Fahrräder kostenlos mit. Nicht so de Stadtwerke: dort macht man keinerlei Anstalten zum Umdenken!
Es ist halt auch beim Fahrrad wie fast überall in der BRD: viele schöne Worte, kaum Taten!
Teuer, langsam und ineffizient, das ist die Realität in Deutschland im 21. Jahrhundert!