Theater Konstanz: Was die neue Spielzeit bringt
Zwar ist die laufende Spielzeit noch lange nicht abgeschlossen, doch für die kommende ab September hat das Theaterteam um Intendantin Karin Becker bereits ein passendes Motto gefunden: „Wer entscheidet Zukunft?“ In den geplanten Aufführungen ab Herbst und mit einem vielfältigen Rahmenprogramm wird dieser Frage nachgegangen. Hier eine kleine Vorschau.
Mehr denn je gilt: Das Theater ist ein Ort, an dem Geschichten erzählt und verschiedene Blickwinkel aufgezeigt werden. Ein Ort, an dem wir unsere Komfortzone verlassen können, an dem wir experimentieren und uns für die Demokratie stark machen, an dem wir uns für Vielfalt, Menschenrechte und Freiheit einsetzen. Wir alle entscheiden Zukunft. Können nur gemeinsam eine lebendige und vielfältige Stadtgesellschaft leben und gestalten.
Das Theater Konstanz tritt ein für Solidarität, Freiheit und Dialog, präsentiert große Geschichten in einer Mischung aus klassischem Theater und neuen Formen. Von Kammerspiel, Schauspiel, Komödie, Musical, Kinder- und Jugendstücken bis zu mobilen Theaterabenteuern ist ein breites Spektrum geboten.
In der kommenden Spielzeit werden 18 Premieren, davon sechs Uraufführungen und eine Deutschsprachige und eine Deutsche Erstaufführung, präsentiert. Eröffnet wird die Spielzeit mit zwei Premieren: „Die Ärztin“ von Robert Icke (sehr frei nach „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler), inszeniert von Hausregisseurin Franziska Autzen, am 23.9.23 im Stadttheater, sowie am 24.9.23 in der Werkstatt mit „Tragödienbastard“ von Ewe Benbenek, die für ihren Text 2021 den Mülheimer Dramatikpreis erhalten hat. Der Klassiker „Antigone“ steht genauso auf dem Spielplan wie „State of the Union“, eine Ehe in zehn Sitzungen von Nick Hornby, oder „Kallocain“ von Karin Boye, erschienen 1940, das in einem Atemzug mit Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ und George Orwells „1984“ genannt wurde. Schräg und musikalisch wird es bei „Der kleine Horrorladen“ von Howard Ashman und Alan Menken in der Regie von Susi Weber, die am Stadttheater auch schon „Shockheaded Peter“ in Szene gesetzt hat. Nicht mehr wegzudenken ist in Konstanz das große Theaterspektakel auf dem Münsterplatz – immer ein ganz besonderes Erlebnis: Im Sommer 2024 wird Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ gespielt.
Neben einem vielfältigen Programm im Abendspielplan liegt der Fokus auch auf Kinder- und Jugendstücken mit Spaß und Anspruch. Für Jugendliche ab 14 Jahren kommt in der Spiegelhalle die Uraufführung „Kabale + Liebe“ auf die Bühne – Juli Mahid Carly überschreibt den Klassiker neu: Figurenkonstellationen, ungerechte Machtverhältnisse, patriarchale Strukturen und das tragische Ende werden in diesem Stück lustvoll hinterfragt und aufgebrochen. Eine weitere Uraufführung wendet sich an ein Publikum ab 8 Jahren: „Es bla einmal“ von Till Wiebel, gefördert durch „Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater“. Außerdem darf man sich u.a. auf „Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“ von Christine Nöstlinger oder „My Heart is full of Na-Na-Na“, in Szene gesetzt von Hausregisseur Kristo Šagor, freuen.
Auch das Festival LET’S ALLY geht in eine Neuauflage – die vierte Ausgabe bekommt die Überschrift „Ideal Teilhabe“. Im Theater werden Räume der Zugehörigkeit geschaffen, geläufige Wahrnehmungs- und Denkmuster hinterfragt und aufgebrochen. Im Rahmen des Festivals ist eine Fachtagung geplant, in Zusammenarbeit mit „Kurswechsel Kultur – Netzwerk. Richtung. Inklusion“, die die Kulturinstitutionen sowie interessiertes Publikum miteinander vernetzen und in einen spannenden Erfahrungsaustausch kommen lassen möchte.
Theater kann und muss ein Ort der Utopie sein.
Text und Bild: Theater Konstanz