Uni Konstanz: Bevölkerung unterstützt bedingungsloses Grundeinkommen
Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland unterstützt die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Die Analyse zweier repräsentativer Studien zeigt: je höher das Grundeinkommen ausfallen würde, desto größer die Unterstützung. Als Gegenfinanzierung sprechen sich die meisten Befragten für eine Erhöhung der Einkommens- und Vermögenssteuer aus.
Die Zustimmung zum bedingungslosen Grundeinkommen ist seit Jahren vergleichsweise hoch. Vor allem Menschen mit geringerem Einkommen und wirtschaftlichen Sorgen unterstützen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Das ist das Ergebnis zweier repräsentativer Befragungen aus dem Sommer 2022, die Forschende vom Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz und vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt und analysiert haben.
Die Ergebnisse zeigen: Je höher das Grundeinkommen ausfällt, desto höher ist grundsätzlich auch die Zustimmung. Den größten Zuspruch erfährt ein Grundeinkommen von 1.200 Euro im Monat, das durch eine Erhöhung der Einkommens- und Vermögenssteuer gegenfinanziert wird und dessen Auszahlung an keinerlei Bedingungen geknüpft ist. Weniger beliebt ist hingegen die Finanzierung des Grundeinkommens durch eine Anhebung der Mehrwertsteuer.
Das bestätigt auch Marius Busemeyer, Professor für Politikwissenschaft und Sprecher des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz: „Besonders interessant an den Ergebnissen ist, dass ein Grundeinkommen ohne weitere Bedingungen tatsächlich die beliebteste Option wäre.“ Ergänzend fügt Adrian Rinscheid, Assistenzprofessor für Umweltpolitik von der Universität Nijmegen und Gastforscher am Exzellenzcluster, hinzu: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass in der Bevölkerung durchaus Unterstützung für eine engagierte Umverteilungspolitik vorhanden ist“.
Erstmals Analyse zur möglichen Ausgestaltung des Grundeinkommens
Die Autoren der Studie haben die Zustimmung oder Ablehnung zum bedingungslosen Grundeinkommen zum Beispiel in Verbindung mit sozialen und demografischen Merkmalen wie Alter, Haushaltsnettoeinkommen oder der Lebenszufriedenheit der wahlberechtigten Bevölkerung in Deutschland ermittelt. Dabei zeigt sich, dass vor allem jüngere Personen und Menschen mit niedrigem Einkommen oder geringerer Lebenszufriedenheit ein Grundeinkommen befürworten.
Erstmals analysierten die Autoren außerdem die Präferenzen der Wohnbevölkerung in Deutschland zu einer möglichen Ausgestaltung des bedingungslosen Grundeinkommens. Dazu nutzten sie innovative Umfragemethoden, um abzuschätzen, inwiefern die Unterstützung für ein fiktives Grundeinkommen von einzelnen Aspekten abhängt – also z.B. der Höhe des Grundeinkommens und der Gegenfinanzierung. Hierzu wurden 4.500 Personen befragt.
„Politisch ist das bedingungslose Grundeinkommen hoch umstritten, doch genießt es seit Jahren hohe Popularität in der Bevölkerung“, fasst Jürgen Schupp, Senior Research Fellow im DIW Berlin, die Ergebnisse zusammen. „Die politische Zustimmung zum Grundeinkommen ist also vorhanden – es sollte daher in künftigen Debatten über die Transformation der Sozialsysteme berücksichtigt werden.“
Pilotprojekt zu bedingungslosem Grundeinkommen
Am DIW Berlin läuft derzeit ein dreijähriges Pilotprojekt des Vereins „Mein Grundeinkommen“ in Kooperation mit mehreren wissenschaftlichen Instituten zu den individuellen Wirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens von 1.200 Euro pro Monat. Die Ergebnisse werden im Sommer 2024 veröffentlicht.
Sie finden die Studie hier.
Text: Universität Konstanz/red., Symbolbild: O. Pugliese
Zitate:
„Je höher das Grundeinkommen ausfällt, desto höher ist grundsätzlich auch die Zustimmung. Den größten Zuspruch erfährt ein Grundeinkommen (…) dessen Auszahlung an keinerlei Bedingungen geknüpft ist.“
„Dabei zeigt sich, dass vor allem jüngere Personen und Menschen mit niedrigem Einkommen oder geringerer Lebenszufriedenheit ein Grundeinkommen befürworten.“
Diese Erkenntnisse sind jetzt nicht so besonders überraschend, oder?