Gröber, Knapp, Hindenburg und Co.
Seit Jahren steht die Umbenennung der nach Conrad Gröber, Otto Raggenbass, Felix Wankel, Werner Sombart, Paul von Hindenburg und Franz Knapp benannten Straßen auf der kommunalpolitischen Tagesordnung. Der Grund: Sie alle waren in unterschiedlicher Ausprägung eng mit dem Nationalsozialismus verbunden. Nun fällt bald eine Entscheidung.
Bereits morgen, Dienstag, beschäftigt sich der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss (HFK) mit den geplanten Umbenennungen. Im Vorfeld hatte sich die Straßenbenennungskommission (in der alle Gemeinderatsfraktionen mit je einem Sitz vertreten sind) über lange Jahre hinweg in mehreren Sitzungen mit dem Thema beschäftigt und vergangenes Jahr mehrheitlich dafür plädiert, alle Straßen umzubenennen.
[the_ad id=“94028″]Aus der Franz-Knapp-Passage soll die Rathaus-Passage werden; aus der Otto-Raggenbass-Straße die Schwedenschanze mit aufsteigender Hausnummerierung; die Conrad-Gröber-Straße möchte man umbenennen in Pfänderstraße; die Felix-Wankel-Straße in Robert-Gerwig-Straße; die Werner-Sombart-Straße in Ralf-Dahrendorf-Straße und die Hindenburgstraße in Emma-Herwegh-Straße. Eine Minderheit der Kommission sprach sich dafür aus, die alten Straßennamen beizubehalten und lediglich ein kleines Zusatzschild anzubringen, das auf die Verwicklungen der Namensgeber mit dem NS-System hinweist.
Im Vorfeld wurden rund 1000 Bürger*innen und Betriebe der betreffenden Straßen von der zuständigen Verwaltung schriftlich darum gebeten, Stellung zu den möglichen Umbenennungen zu beziehen. Mit rund 120 Rückmeldungen war das Ergebnis eher bescheiden. Was den Schluss zulässt: Den meisten Anwohner*innen ist es ziemlich egal, welchen Namen ihre Straße trägt. Viele befürchten auch, eine Umbenennung bedeute einen zeitlichen und finanziellen Aufwand, u.a. wegen der dann nötigen Adressänderung.
Die Verwaltung schlägt dem Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss (HFK) nun dreierlei vor:
1. Umbenennung der Straße oder
2. Beibehaltung des Straßennamens mit einem Ergänzungsschild zur namensgebenden Person oder
3. Beibehaltung des bisherigen Straßennamens ohne Ergänzungsschild.
Vergessen hat man eine vierte Möglichkeit, auf die aber lediglich die Fraktion der Linken Liste Konstanz (LLK) immer wieder deutlich hingewiesen hat: Alle Straßen umzubenennen und jeweils mit einem Zusatzschild zu versehen, das über den Grund der Umbenennung informiert.
Letztendlich entscheidet der Gemeinderat am 29.6. über die Angelegenheit.
Text und Bild: H. Reile
Falls man für einen der vier Vorschläge votieren darf, stimme ich für Vorschlag 2.
Eine Straßenumbenennung ist mit erheblichen Kosten verbunden. Besonders wenn in den betroffenen Straßen Firmen angesiedelt sind, kann das mit unter für das einzelne Unternehmen sehr teuer werden.
Darüber hinaus fände ich es gut, wenn der Konstanzer Schülerschaft im Geschichtsunterricht im Rahmen eines Exkurses, die Namensgeber der Straßen unverzerrt nahegebracht würden, als Beitrag des Nichtvergessens. Natürlich wird man etwas ausholen müssen, wegen anzunehmendem bescheidenem Wissensstand bei der Mehrheit der Schüler/ -innen.
Ich glaube es ist sehr viel besser Geschichte und Geschichten aktiv zu erklären, als diese einfach auszulöschen, stets im Sinne von Tatsachenwahrheiten, frei von Gutmenschentum und Ideologien. Da es sich in den vorliegenden Fällen ja nicht um die Hauptkriegsverbrecher des NS-Regims handelt, könnten mit einem Aufriss der CVs sowohl positive Lebensleistungen (denn die gab es bei den Namensgebern ja auch) sowie deren menschliche Abgründe herausgearbeitet werden. Dann erfahren die nachfolgenden Generationen was Sache ist.