Was geht uns der arabische Frühling an?

Die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi aus Verzweiflung über seine Armut und der ständigen Polizeischikanen im Dezember 2010 löste in Tunesien Massenproteste gegen die Regierung aus. Das Feuer des Protestes griff schnell auf andere Staaten in Nordafrika und dem Nahen Osten über. Der arabische Frühling war geboren – darüber und was das für uns in Europa bedeutet, berichtet Bernhard Schmid in Konstanz.

Die Forderungen der Bewegungen – demokratische und soziale Reformen – gaben auch Impulse für Protestbewegungen in anderen Erdteilen, wie der Occupy Bewegung in den USA oder den Indignados in Spanien. Nicht zuletzt nutzten viele der arabischen Revolutionäre ihre neue Freiheit, um nach Europa zu migrieren, scheiterten jedoch oft an den Mauern der Festung Europa.

Wir wollen fragen, wie es nach dem Sturz der Diktatoren in Tunesien, Ägypten und Libyen weiter geht? Welche Rolle spielen linke, progressive Kräfte; welche Gefahr geht vom politischen Islam aus? Was ist mit den anderen arabischen Staaten? Wie ist die Situation in Syrien, wo ein Bürgerkrieg mit Tausenden von Toten tobt? Was können wir, gerade mit Blick auf die europäische Migrationspolitik, hierzulande tun?

Bernhard Schmid (s. Foto), geboren 1971, seit 15 Jahren in Paris lebend, Dr. iur., Jurist bei einer antirassistischen Organisation, ist nebenberuflich freier Journalist und Autor mehrerer Bücher, darunter »Algerien-Frontstaat im globalen Krieg?«, »Das koloniale Algerien« und »Der Krieg und die Kritiker«.

Anfang 2011 hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass die seit Jahrzehnten bestehenden Regime in der arabischen Welt so schnell ins Wanken geraten könnten. Doch nachdem sich in Tunesien aus Sozialprotesten eine Revolte gegen den Diktator Ben ’Ali entfaltete, wackelten die arabischen Herrscher: Zuerst fiel Ben ’Ali, dann Mubarak. Als nächstes könnte die syrische Diktatur oder das Regime von Präsident Saleh im Jemen stürzen, allerdings drohen dort auch Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen. In Libyen kippte das Geschehen von der Revolte in einen Bürgerkrieg, und von diesem in einen internationalen Krieg um.

Während manche „Linke“ sich noch nicht recht entscheiden können, ob Syriens Präsident Al-Assad nicht doch ein irgendwie „sozialistisches“ oder jedenfalls „antiimperialistisches“ Regime führt oder wie man zu Libyen steht, sehen andere vor allem die Sicherheit Israels bedroht. Doch was wollen die Protestierenden? Wie verhält es sich mit den Kräfteverhältnissen in Bewegung und Gesellschaft und wie sind die Geschehnisse aus emanzipatorischer Sicht zu bewerten? Diese Fragen diskutiert Bernhard Schmid:

Veranstaltung der Emanzipatorischen Gruppe Konstanz: Dienstag, 21. August | DGB Haus Konstanz | 19.30 Uhr

Autor: PM/hpk