Ein Plädoyer gegen die Scheinheiligkeit…
…im Umgang mit der Rüstungsindustrie in der Bodenseeregion: Alexander Schmidt, Student an der Uni Konstanz und dort Mitglied im Arbeitskreis Zivilklausel, hat letzte Woche beim Stopp der Friedensradler der Deutschen Friedensgesellschaft im Konstanzer Hafen eine bemerkenswerte Rede gehalten. Er fordert von uns eine selbstbewusste Zivilgesellschaft, die Rüstungsaktivitäten kritisch hinterfragt. Und gemeint sind damit auch Professoren der Konstanzer Hochschulen und Studienräte an Konstanzer Schulen.
„Liebe Bürgerinnen und Bürger von Konstanz!
Rüstungsindustrie und Kriegsproduktion sind nicht nur ein Problem des Nordufers – Friedrichshafen, Immenstaad oder Überlingen -, sondern der ganzen Bodenseeregion. Rüstungsbetriebe sind auch in Konstanz aktiv, allerdings eher unsichtbar und doch ebenso gefährlich.
Die Uni Konstanz schloss vor gut einem Jahr einen Kooperationsvertrag mit EADS und beschäftigt Professoren, die mit EADS zusammengearbeitet haben. Die HTWG ist noch viel enger mit EADS, ZF und Tognum verstrickt. Man verrichtet dort widerstandslos Auftragsforschung und unterhält gemeinsame Labors. Zuletzt machte auch die Zusammenarbeit vom Ellenrieder-Gymnasium mit EADS-Cassidian Schlagzeilen. Cassidian organisiert Betriebsführungen und Schulpraktika für die minderjährigen Schüler und wird in Zukunft ganze Unterrichtseinheiten gestalten dürfen.
All‘ diese Kooperationen sind politisch gewollt. Auch die Konstanzer Schulverwaltung machte erheblich Druck auf die Schuldirektoren, solche umstrittenen Bildungspartnerschaften abzuschließen. Doch wozu das alles ?
Diese Rüstungskonzerne sichern sich so den Ingenieursnachwuchs, dem schon in der Schule verlernt wird, kritisch nachzufragen. Besonders EADS ist hier vor Ort aktiv, um so sich stärker in der Zivilgesellschaft zu verankern; sich rein zu waschen von dem Leid, das deren Waffen anrichtet. Dagegen müsst ihr Konstanzer klare Kante zeigen! Die Rüstungskonzerne wollen sich als verlässliche Arbeitgeber und interessante Hightech-Konzerne stilisieren und den Zweck ihrer Produkte vergessen machen.
Beide Hochschulen profitieren durch finanzielle Unterstützung und hausieren mit ihren Connections zur lokalen Industrie. Berechtigte Bedenken gegen Rüstungsforschung werden vom Tisch gewischt – HTWG-Präsident Händel stellt sich als ehemaliger Zivildienstleistender ein staatlich geprüftes Gewissen aus und bezeichnet die ganze Debatte um Kriegsgüterforschung als scheinheilig. Auch die Leitung der Uni Konstanz ignoriert die gültige und vorbildliche Selbstverpflichtung der Universität, keine Rüstungsforschung durchzuführen – um des Geldes wegen.
Wir Ehrenamtlichen von der Uni-Studierendenvertretung kämpfen hartnäckig gegen diese Scheinheiligkeit. Und dafür brauchen wir Eure Hilfe! Wir brauchen ein unabhängiges und gut finanziertes Bildungssystem, das nicht der Profitgier in die Arme getrieben wird. Wir brauchen Fachkräfte und Wissenschaftlerinnen, die kritisch hinterfragen und sich der Auswirkungen Ihrer Entwicklungen und Forschungsprojekte bewusst sind. Und wir brauchen Konzepte zur Konversion von Rüstungsbetrieben.
Echter Frieden braucht eine selbstbewusste Zivilgesellschaft!
Vielen Dank!“
Weitere Links:
Attac unterstützt Kampagne gegen Waffenexporte vom Bodensee
Tja,
schön und gut, nur ist mit Waffen ein gutes Geschäft zu machen. Selbst die scheinheiligen
Grünen haben einem Krieg in Afghanistan zugestimmt 2001…schon vergessen?
Geld ist Macht…da hilft nur Ächtung von Staaten die mit gekauften Waffen was anderes
machen als Selbstverteidigung…nur dazu sollten Waffen benutzt werden.
Gruß aus Konstanz