Wirbel um den «Südkurier»

In der Region Konstanz brodelt es in der Gerüchteküche: Wird der angeschlagene «Südkurier» verkauft? Die Redaktion der «seemoz» will die Antwort kennen.

In Konstanz und Umgebung machen schon längere Zeit Gerüchte die Runde, dass es um den «Südkurier», der Zeitung mit Sitz in Konstanz, nicht gut bestellt ist: Sinkende Auflage, weniger Anzeigen und tieferer Gewinn. Die Konstanzer Online-Zeitung «seemoz» hat am Sonntag einen Artikel mit dem Titel «<Südkurier> vor dem Ausverkauf?» veröffentlicht und die Leute aufgeschreckt.

Im Text wird geschildert, dass an einer Betriebsversammlung letzte Woche ein möglicher Verkauf des Medienhauses angedeutet wurde. Zudem liefert der Artikel gleich vier mögliche Verkauf-Szenarien mit: die «Augsburger Allgemeine Zeitung» oder die «Schwäbische Zeitung» als Käufer, ein Finanzinvestor, der das Medienhaus übernimmt, oder Redaktoren, die mit Hilfe von finanzkräftigen Konstanzer Kreisen den Laden gleich selbst übernehmen.

Gross im Gerüchte streuen

Eine Insiderin, die der «Südkurier»-Redaktion nahe steht, kann darüber nur lachen: «Ich war zwar nicht an der Betriebsversammlung, doch solche Neuigkeiten hätte ich mitbekommen. Und die Gerüchte sind auch nichts Neues.» Ihres Wissens sei es an der Versammlung um die angekündigten Lohnkürzungen gegangen. Die Redaktion der «seemoz» liesse zudem keine Gelegenheit aus, gegen den «Südkurier» zu gifteln und Gerüchte in die Welt zu setzten, betont die Insiderin. Die beschriebenen Szenarien seien wohl an den Haaren herbeigezogen.

Lohnkürzungen Hauptthema

Birgit Orlowski, die Vorsitzende des «Südkurier»-Betriebsrates, kann die Gerüchte weder bestätigen noch dementieren: «Ich darf keine Auskunft darüber geben, was an der Betriebsversammlung Thema war.» Sie könne aber sagen, dass die Stimmung im Medienhaus sehr schlecht sei. Dies darum, weil die Verlagsgruppe Georg von Holzbrinck, welcher der «Südkurier» gehört, Sparmassnahmen von rund einer Million Euro vorsieht. Der «Südkurier» sei darum aus dem Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger teilweise ausgetreten und habe die Tarifbindung aufgekündigt. Man wolle den Angestellten das Weihnachtsgeld streichen. «Die Verhandlungen sind am Laufen, darum kann ich nicht mehr sagen. Die Gewerkschaften sind am Zug.»

Keine weiteren Gespräche

Rainer Wiesner, der Geschäftsführer des «Südkuriers», stellt der «seemoz» kein gutes Zeugnis aus: «Sie gehört der Partei Die Linke und rührt oft kräftig gegen den Strich. » Die Verlagsgruppe hätte zwar Ende letzten Jahres die «Main-Post» verkauft, «doch es laufen keine weiteren Gespräche».

Autorin: nicole d’orazio/St.Galler Tagblatt