Conny-Land bald am Ende?

Der qualvolle Tod mehrerer Delfine im Lipperswiler Vergnügungspark Conny-Land hat weit über die Region hinaus für Aufsehen und massive Kritik gesorgt (seemoz berichtete). Letzte Woche nun hat der Schweizer Ständerat den Nationalratsbeschluss über ein Importverbot für Delfine und Wale bestätigt. Mit der nicht tiergerechten Delfinhaltung in der Schweiz könnte es bald vorbei sein. Damit würde auch Conny-Land in die finanzielle Schräglage kommen.

Die Entscheidung des Schweizer Nationalrats für ein Importverbot von Delfinen in der Schweiz kam auch für die Tierschützer des deutschen Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF) überraschend. Erfreut zeigt sich WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: „Nach unseren mehrfachen Veröffentlichungen über die Missstände der Delfinhaltung im Conny-Land, nach etlichen Protestaktionen mit Hungerstreik und nach acht Delfintodesfällen innerhalb von drei Jahren wird die Zirkusfamilie Gasser als Conny-Land-Besitzer nun Abschied von der Delfinhaltung nehmen müssen“.

Bammel vor der Saisoneröffnung

Am 31.März will Conny-Land seine Pforten öffnen und hofft auf viele Touristen auch aus Deutschland. Jene kommen vor allem der Delfine wegen nach Lipperswil, um sich an den völlig unsinnigen Kunststücken zu erfreuen, die man den gequälten Kreaturen antrainiert hat. Vorher noch erwartet die Familie Gasser eine Inspektion durch die „European Association für Aquatic Mammals“ (EAAM). Letztes Jahr hatte Conny-Land beantragt, dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) beitreten zu können, um weitere Delfine importieren zu dürfen.

Doch das aktuelle Importverbot dürfte dem Vergnügungspark einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Zur Zeit lebt nur noch eine Delfinmutter mit ihren beiden männlichen Jungtieren im Conny-Land. Also ist man hektisch um Nachschub bemüht, denn Shows mit Delfinbabys entsprechen nicht den gültigen Tierschutzbestimmungen.

Es gibt nur noch wenige, die sich für die Delfinhaltung im Conny-Land aussprechen. Darunter Adrian König, Gemeindeammann der Gemeinde Wäldi, die auch finanziell vom Vergnügungspark profitiert. Er bezeichnet die Delfine als „Publikumsmagnet“ und „Hauptattraktion“ und sorgt sich um den Thurgauer Tourismus. Ihm zur Seite steht der Kreuzlinger CVP-Nationalrat Christian Lohr, der sich auch für das Conny-Land als Tourismusmagnet stark macht. Wie es den Tieren dort geht, ist für die beiden wohl eher vernachlässigbar.

Teure Demo

Das WDSF hat für den 1.April eine Demonstration in Lipperswil angekündigt. Mit dabei sein wird auch der ehemalige TV-Flipper-Trainer Richard O`Barry, der Delfinarien für nicht mehr zeitgemäß hält. Nun aber fühlen sich die Tierschützer drangsaliert, denn für die Demo sollen sie vorab 1100 Franken bezahlen. Das hat ihnen Adrian König kürzlich mitgeteilt. Diese Summe teile sich auf in 200 Franken für die Bewilligung der Demonstration und einem sogenannten Depot in Höhe von 900 Franken. Der Gemeindeammann hält die Gebühren für gerechtfertigt, denn die Arbeit der Kantonspolizei Thurgau, die während der Demo für Sicherheit sorgen soll, koste eben Geld. Angeblich fallen zusätzliche Kosten für Absperrung, Verkehrssicherung und feuerpolizeiliche Maßnahmen an. Halte sich der Aufwand in Grenzen, so König auf Nachfrage, könne der WDSF mit einer teilweise Rückerstattung des Depots rechnen.

Die Tierschützer wollen die Rechnung nicht einfach so akzeptieren und fühlen sich in ihrer freien Meinungsäußerung behindert. WDSF-Geschäftsführer Ortmüller gegenüber seemoz: „So etwas haben wir nicht mal erlebt, als wir in der Türkei gegen Delfinarien protestierten“. Man habe beim Departement für Justiz und Sicherheit des Kantons Thurgau gegen die Demogebühren Einspruch erhoben und erwarte bis 22.3. eine nachvollziehbare Antwort.

Konstanz schweigt

Mehrmals schon hatte die Linke Liste Konstanz (LLK) auch im Gemeinderat gefordert, keine Werbung mehr für das Conny-Land zu betreiben, weder auf den städtischen Bussen noch an den Haltestellen. Die Stadtwerke erklärten, sie hätten darauf keinen Einfluss, für die Vermietung der Werbeflächen sei allein die Firma Schwarz zuständig. Das Unternehmen hingegen ließ wissen, dass es letztendlich die Stadtwerke seien, die die jeweiligen Werbeentwürfe frei geben würden. Weitere Anfragen zum Thema blieben bislang unbeantwortet.

Autor: H.Reile

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