Connyland: Tierschützer rufen zum Tourismus-Boykott auf

Der Skandal rund um die Delphinhaltung im Freizeitpark Connyland auf dem Thurgauer Seerücken ist längst nicht ausgestanden. Nachdem jetzt die eidgenössische Bundesregierung ein Schweizer Importverbot für Wale und Delphine abgelehnt hat, wollen deutsche Tierschutzorganisationen Tourismus-Betriebe dazu aufrufen, den Kanton Thurgau zu boykottieren.

Am 1. Dezember hat die eidgenössischen Bundesregierung verkündet, sie lehne das von einer Nationalratsabgeordneten der Grünen beantragte Importverbot für Wale und Delphine ab. Denn „die Bedingungen, unter denen Wale und Delphine in der Schweiz gehalten werden dürfen“, so die Begründung, würden „stets neuesten Erkenntnissen angepasst und verschärft“. Aus Sicht der Bundesregierung seien diese strengen Regelungen ausreichend. Immerhin sollen die Untersuchungen bezüglich des Todes der Delphine im Connyland „aufmerksam verfolgt“ und es soll gegebenenfalls geprüft werden, ob die Haltungsregelungen für diese Tiere verschärft werden müssen.

Geduld der Tierschützer am Ende

Doch den Tierschützern reicht es jetzt. Nachdem die Schweizer Regierung das Importverbot abgelehnt hat, wollen die deutschen Tierschutzorganisationen Wal- und Delphinschutz Forum (WDSF) und ProWal zum Tourismus-Boykott des Kantons Thurgau aufrufen. „Acht tote Delphine innerhalb von drei Jahren – was eigentlich muss noch alles passieren, bis die Verantwortlichen in der Schweiz aufwachen?“ so WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller. Man habe bereits rund 600 Tourismus-Betriebe auf der Liste, und man werde die Aktionen so lange fortführen, bis das Connyland-Delphinarium als letztes Delphinarium in der Schweiz geschlossen sei. „Erst wenn wir den Connyland-Betreibern den finanziellen Wurstzipfel vor der Nase abschneiden, kommen sie vielleicht zur Vernunft und konzentrieren sich auf ihren Vergnügungspark ohne Delphinhaltung“, so ProWal-Geschäftsführer Andreas Morlok.

Todesursache noch nicht geklärt

Die Todesursache der beiden Connyland-Delphine, die Mitte November innerhalb von wenigen Tagen verendeten, ist bisher noch nicht geklärt. Jedenfalls wurden bisher noch keine Ergebnisse bekannt gegeben. Die Tierschutzorganisationen glauben jedoch, die Ursachen bereits zu kennen. Sie vermuten einerseits enormen Stress der Tiere durch den Lärm im Freizeitpark, aber unter anderem auch falsche Medikamentierung.

Immerhin wurde inzwischen dem zunächst ermittelnden Kreuzlinger Staatsanwalt der Fall wegen Befangenheit entzogen, da er offenbar mit Vertretern des Unternehmens befreundet ist, das Connyland außerdem den Sportclub sponsert, dessen Vorsitzender der Staatsanwalt ist. Die Geschichte ist also noch lange nicht zu Ende.

Autorin: R. Klett