Die Grenze durchs Lokal

Das „Trompeterschlössle“, direkt an der Grenze gelegen, wurde verkauft und macht alsbald seine Pforten dicht. Der neue Besitzer will es zu einem modernen Hotel umbauen. Für den kommenden Samstag ab 14 Uhr wird zur „Uustrinkete“ geladen, wie die Eid­genos­sen zu sagen pflegen. Dieser Einladung werden sicher auch viele KonstanzerInnen folgen, denn das Trompeterschlössle war über Jahrzehnte hinweg ein beliebter Treffpunkt am Rande des Tägermoos. Ein kleiner historischer Rückblick.

Während des Ersten Weltkriegs hatte sich bei der Grenzbevölkerung der irrtümliche Glaube festgesetzt, die nahe dem Grenzübergang gelegene Wirtschaft „Trompeterschlössle“ sei zweigeteilt: Der Gastraum liege auf Schweizer, das angrenzende Nebenzimmer jedoch auf deutschem Staatsgebiet. Das zur Grenzbesetzung befohlene deutsche Militär machte sich diese Auffassung zu eigen: Während der gesamten Kriegszeit verkehrten deutsche Wachsoldaten in voller Bewaffnung als Gäste ausschließlich im Nebenzimmer des „Trompeterschlössle“. Hätten sie sich im Gastraum aufgehalten, so dachten sie, wäre das als Verletzung der Schweizer Neutralität schwer bestraft worden.

Regelverletzungen begleiten die Geschichte dieses Hauses: Erbaut worden war es 1904 von einem Konstanzer Stadtrat und einem Gemüsegärtner. Doch Konrad Kleiner und Julius Lang hatten versäumt, eine Baugenehmigung für das Gebäude auf Schweizer Hoheitsgebiet einzuholen. Bevor es Ärger gab, verkauften sie das Haus an Anton Reiser. Der eröffnete dort unter anderem ein Lokal, das er in Anspielung auf das damals viel gelesene Erstlingswerk „Der Trompeter von Säckingen“ des Dichters Joseph Viktor von Scheffel „Trompeterschlössle“ nannte.

Nach dem Ersten Weltkrieg, als Tanzvergnügungen in Baden noch verboten waren, veranstaltete Reiser im neu erbauten Saal Tanzabende, zu denen die Konstanzer strömten. In seinem Kolonialladen konnten genau abgewogene zollfreie Mengen von Kaffee, Zucker, Schokolade oder Zigaretten erworben werden. Im April 1945 trafen sich im „Trompeterschlössle“ Vertreter der 1. Französischen Armee, des Internationalen Roten Kreuzes und der Stadt Kreuzlingen mit Vertretern der Konstanzer Stadtverwaltung, um die kampflose Übergabe der Stadt zu vereinbaren.

Die Konstanzer unterliefen damit einen Verteidigungsbefehl, sie riskierten viel. Heimlich waren sie durch ein Loch im Grenzzaun in die Schweiz gelangt. Später stilisierte der NS-Bürgermeister Leopold Mager zur eigenen Entlastung diese Verhandlung zur Rettung der Stadt vor der angeblich drohenden Bombardierung. Die kampflose Übergabe war mutig, aber eine Bombardierung hatte in den letzten Kriegstagen nicht mehr gedroht.

te (Bilder: Rosgartenmuseum und www.trompeterschloessle.ch)