Drama im Connyland: Wurden Delphine vergiftet?

Zwei tote Delphine innerhalb einer Woche: Der Freizeitpark Connyland im thurgauischen Lipperswil kommt nicht aus den Schlagzeilen. Da beide Tiere ähnliche Symptome aufwiesen ehe sie verendeten, geht der Tierarzt von einer Vergiftung aus. Während Tierschützer einen Infarkt als Todesursache vermuten, ermittelt die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen auch wegen des Verdachtes einer Vergiftung.

Dies auch im Zusammenhang mit auf die Delphinhaltung bezogenen, anonymen Mails, in denen Betreiber und Mitarbeiter des Freizeitparks in der vergangenen Woche mit dem Tod bedroht wurden. Die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen hat inzwischen ein Verfahren eröffnet, man wolle „in alle Richtungen ermitteln“, so der zuständige Staatsanwalt.

Der Freizeitpark macht bis Ende März Winterpause. Doch von Winterruhe kann im Connyland eher nicht die Rede sein. Erst vor einer Woche starb das achtjährige Delphinmännchen „Shadow“, nach damaligen Angaben der Betreiber ganz plötzlich und ohne erkennbaren Grund. Tierschützer hingegen vermuteten Stress des Tieres im Zusammenhang mit einer Techno-Party auf dem Gelände des Freizeitparks am Vortag. Am Sonntagnachmittag nun das gleiche Schicksal für das 29 Jahre alte Delphinmännchen „Chelmers“, dem auch der Tierarzt nicht mehr helfen konnte. Da bei beiden Tieren offenbar kurz vor dem Tod die gleichen Symptome auftraten, schließt der Tierarzt inzwischen eine Vergiftung nicht aus. Beide Tiere werden jetzt genau untersucht. Unter Kontrolle stehen auch das Wasser der Becken sowie das Tierfutter. Und die drei noch verbliebenen Delphine werden permanent bewacht.

Delphinschützer bestürzt

Auf die Nachricht vom plötzlichen Tod der Delphine reagieren bestürzt auch die deutschen Tierschutzorganisationen Wal- und Delphinschutzforum (WDSF) und ProWal. Damit hätten seit 2008 „in diesem heftig kritisierten Delphinarium“ acht Delphine den Tod gefunden, heißt es in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung. Eine mögliche Vergiftung der Tiere, von der inzwischen auch die Betreiber des Freizeitparks ausgehen, halten die Organisationen für eine Schutzbehauptung. „Connyland steht mit dem Rücken zur Wand und eröffnet Nebenschauplätze, um von den eigenen Missständen abzulenken“, so WDSF und ProWal. Jetzt, während der Winterpause, habe nur das Personal und die Geschäftsführung Zugang. „Wer soll dann dort Delphine vergiftet haben“, fragt ProWal-Geschäftsführer Andreas Morlok. Und die Organisationen fordern Konsequenzen: eine neutrale Untersuchung der Vorfälle sowie die Beschlagnahmung der drei noch lebenden Delphine, um deren Leben zu retten.

Verfahren eingestellt

Dabei konnten die Betreiber des einzigen Delphinarium in der Schweiz noch bis vor wenigen Tagen relativ beruhigt in die Zukunft schauen. Erst am Wochenende meldeten Schweizer Medien, dass die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen eine 2010 „wegen gravierender Verstöße gegen das Tierschutzgesetz“ eingereichte Strafanzeige der Schweizer Tierschutzorganisation „Ocean Care“ abgewiesen und das Verfahren gegen Connyland eingestellt hat. Sämtliche Vorwürfe seien unhaltbar, so die Staatsanwaltschaft, die Delphinhaltung in diesem Freizeitpark entspreche einem hohen Standard. Auch der Thurgauer Kantonstierarzt ist der Meinung, dass hier „alle Auflagen in jeder Hinsicht“ erfüllt seien.

Schließung gefordert

Seit langem schon fordern auch die deutschen Tierschutzorganisationen ProWal und Wal- und Delphinschutzforum (WDSF) die endgültige Schließung des inzwischen einzigen Delphinariums in der Schweiz. (seemoz berichtete) und machten vor einigen Monaten diese Forderungen mit Demonstrationen und anderen Aktionen deutlich. Der Tod des Delphinmännchens „Shadow“ in der vergangenen Woche gab diesen Forderungen neue Nahrung. Inzwischen allerdings liegen die Dinge womöglich doch etwas anders.

Petition im Parlament

„Ocean Care“ jedoch hält an den Forderungen fest. In dieser Woche will die Tierschutzorganisation im eidgenössischen Parlament eine Petition einreichen gegen Handel und Import von Delphinen sowie für ein Verbot von Delphinarien in der Schweiz. Mit dieser Petition, die nach Angaben von „Ocean Care“ Zehntausende unterschrieben haben, soll auch der parlamentarische Vorstoß einer Abgeordneten der Grünen unterstützt werden, die ebenfalls ein Importverbot für Delphine fordert.

Doch auch da kommt bereits Gegenwind aus Bern. Der Chef des eidgenössischen Bundesamtes für Veterinärwesen hat wissen lassen, es gäbe „keine neuen Erkenntnisse“, die für ein Importverbot sprächen, auch sehe er keine Veranlassung, im Connyland zu intervenieren.

Autorin: R. Klett

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