Immer gegen die Raucher

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Foto: © ValetheKid/flickr.com

Was wurde er damals belächelt, jener Wirt in Lengwil, der 1987 seinen „Sternen“ zum Nichtraucherlokal erklärte. Heute kann man sagen, Bernhard Bieri war seiner Zeit weit voraus. Denn auch lange nach Eröffnung des ersten Nichtraucherlokals in der kleinen Thurgauer Gemeinde war bei den Eidgenossen Rauchen in Gaststätten kein Thema. Selbst als hierzulande nur noch auf der Straße gequalmt werden durfte, genossen im Nachbarland die Gäste weiter ihre Zigarette zum Kaffee oder zum Bier.

Doch seit 1. Mai 2010 ist auch dort die Raucher-Welt nicht mehr, was sie lange war. Zu diesem Termin trat in der gesamten Schweiz das „Gesetz zum Schutz vor dem Passivrauchen“ in Kraft und damit sozusagen ein nationales Rauchverbot. Konkret heißt das, in Restaurants und Bars sowie in allen geschlossenen öffentlichen Räumen ist Rauchen verboten. Aber es gibt Ausnahmen, zumindest bisher noch. So können kleine Lokale mit weniger als 80 Quadratmeter Fläche als Raucherlokale betrieben werden. Außerdem kann einem Nichtraucherlokal ein sogenanntes Fumoir, also ein Raucherraum, angegliedert werden.

Seit das neue Gesetz gilt, häufen sich auch bei den eidgenössischen Wirten die Klagen über Umsatzeinbussen.. Andererseits gibt es im Thurgau vor allem im ländlichen Bereich offenbar wesentlich mehr Raucherlokale als zunächst angenommen. So mancher Wirt, so heißt es, habe sogar seine Beiz verkleinert, nur um die Genehmigung zu bekommen.

Raucher als Vereinsmitglieder

Andere gingen mit Phantasie ans Werk. Etwa jener Wirt in Romanshorn, der seine Kneipe kurzerhand zum Lokal eines Raucher-Vereins erklärte und jeden Gast zunächst per Formular zum Vereinsmitglied machte. Damit habe der Wirt das kantonale Rauchverbot umgehen wollen, entschied jetzt das Bezirksgericht Arbon und verhängte neben einem Rauchverbot für das Lokal eine Geldstrafe von 300 Franken. Die Idee hatte der findige Barbesitzer aus Basel, wo es inzwischen rund 200 solcher Raucher-Vereins-Kneipen geben soll. Nun, der Romanshorner Wirt geht in Revision, und in Basel will man sich jetzt überlegen, ebenfalls gegen die Raucher-Vereine vorzugehen.

Doch das ist wohl noch längst nicht das Ende des Themas. In absehbarer Zeit werden sich die Eidgenossen erneut mit den Rauchern auseinandersetzen und darüber abstimmen müssen, ob Raucherlokale generell verboten werden sollen oder nicht. Eine Initiative der Lungenliga Schweiz setzt sich zum Schutz des Personals für ein generelles Rauchverbot in Gaststätten mit Bedienung ein. Lediglich unbediente „Fumoirs“ sollen dann noch erlaubt sein. Aber noch ist diese Abstimmung nicht terminiert, zumal sich die eidgenössische Bundesregierung und Teile des Parlaments bereits dagegen ausgesprochen haben. Sind wohl auch ein paar Raucher darunter.

Autorin: rk