Katholische Hardliner in Kreuz-lingen

seemoz-KubyDie Kreuzlinger Pfarreien St. Ulrich und St. Stefan organisieren mit „Ring 2000“ ein gemeinsames Bildungsangebot für Erwachsene. Zum Abschluss dieser Reihe präsentieren die Veranstalter nun mit Gabriele Kuby und Martin Lohmann zwei äußerst umstrittene Glaubens­krieger vom rechten Rand. Die „Kreuzlinger Zeitung“ hat das Thema aufgegriffen und kritisch berichtet. Das sorgte für heftige Diskussionen in der Konstanzer Nachbarstadt.

Wo immer Gabriele Kuby (siehe Bild) auch auftritt, ist der Wirbel groß. Die katholische Publizistin braucht bisweilen sogar Polizeischutz, wenn sie zu Vorträgen anreist, Demonstrationen gegen sie gehören fast schon zur Tagesordnung. Für ihre Kritiker gilt sie als „schwulen- und lesbenfeindlich“, beklage sie doch ständig den Untergang von Moral und Kultur, stichle und hetze gegen Patchworkfamilien und gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Diese würden Ehe und Familie zerstören und deren Kinder entwickelten psychische Störungen.

Xaver Dahinden von der „Dialoggruppe Kreuzlingen“ äußerte sich kürzlich in der Kreuzlinger Zeitung zu Kuby: „Damit hat sie die wichtigsten Sündenböcke ermittelt. Schuld am Wertezerfall seien also Schwule und Lesben, Geschiedene, Schriftsteller und Filmemacher, Politiker, Soziologen, Philosophen, Theologen, Feministinnen, Künstler usw.., sowie alle, die ihre Sexualität nicht unterdrücken“. Diese Einstellung, so Dahinden, „ist menschenverachtend und diskriminierend“.

Viele KreuzlingerInnen können nicht verstehen, was die hiesigen Pfarreien dazu getrieben hat, der Fundamentalistin Kuby eine Bühne anzubieten und ihr somit die Möglichkeit zu verschaffen, ihre kruden Thesen unters Volk zu bringen. Der Ärger ist mittlerweile noch größer geworden, denn mit Martin Lohmann hat Ring 2000 einen weiteren katholischen Rechtsaußen für März nach Kreuzlingen geladen. Lohmann ist in Deutschland Organisator von „Marsch für das Leben“, einer Initiative, die unter anderem dafür wirbt, Abtreibung unter Strafe zu stellen. Bekannt wurde er auch für Aussagen wie dieser: „Schwul sein darf man im Prinzip – vorausgesetzt, man praktiziert es nicht, denn das ist Sünde“.

Die Organisatoren der Vorträge wollen die Kritik an Kuby und Lohmann nicht gelten lassen, im Gegenteil. Mit diesen Referenten, so Pfarrer Alois Jehle, der ebenfalls dem stramm-rechten Kirchenflügel zugerechnet wird, präsentiere man „zwei hochkarätige Persönlichkeiten, die kontrovers diskutierte gesellschaftspolitische Themen aufgreifen und mit vielfältigen Ideen antworten, die oft außerhalb des allgemeinen Mainstreams liegen“. Jehle, ein alttestamentarischer Eiferer, ist seit Monaten mit Erfolg zugange, seine Kirchengemeinde noch tiefer zu spalten. Mit der Einladung von Kuby und Lohmann, so ist in Kreuzlingen aus liberalen Kirchenkreisen zu hören, outet er sich erneut als rückwärtsgewandter Theologe, der besser bei den schwarz-braunen Pius-Brüdern aufgehoben wäre.

Gabriele Kuby: „Gender Mainstreaming“. 12.2.2016, Ulrichshaus, Gaisbergstraße 1, Beginn 19.30 Uhr.
Martin Lohmann: „Familie – das ungewollte Abenteuer des Lebens“.
18.3.2016, Ulrichshaus, Gaisbergstraße 1, Beginn 19.30 Uhr.

H. Reile