Kreuzlingen: 750.000 Franken für das Kulturzentrum?

Wo früher in Kreuzlingen Unterwäsche hergestellt wurde, wird seit ein paar Jahren Kultur geboten: KultX heisst der Veranstal-tungsort in der ehemaligen „Schiesser“-Fabrik etwa 300 Meter vom Hauptzoll entfernt. Am 26. September entscheidet sich, ob das KultX in den nächsten drei Jahren insgesamt 750.000 Franken von der Stadt Kreuzlingen bekommt. Das dürfte funktionieren, denn fast alle Parteien setzen sich für diese finanzielle Unterstützung ein.

Kreuzlingen hat die ehemalige Textilfabrik samt Verwaltungsgebäude 2008 für 1,7 Mio. Franken gekauft und seither rund 3 Mio. Franken in die Sanierung des Baus gesteckt. Bis heute ist das Gebäude aber nicht im Verwaltungsvermögen der Stadt verbucht, sondern steht immer noch auf dem Landkreditkonto (das eigentlich nur für den Kauf von Gebäuden und Grundstücken gedacht ist). Mit der Volksabstimmung Ende Monat soll sich das ändern.

Von Chorsingen bis Kunstausstellung

Zwei Drittel der Gebäude sind vermietet: die Bodensee-Hochschule, das Thurgauer Wirtschaftsinstitut (Gemeinschaftswerk mit der Uni Konstanz), die Thurgauer Kunstgesellschaft und ein Architekturbüro arbeiten darin.

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Im verbleibenden Drittel wird seit drei Jahren das Kulturzentrum KultX betrieben. Es stellt gegen Entgelt Räume für Veranstaltungen zur Verfügung, bietet aber auch selbst Kulturveranstaltungen von Kunstausstellungen über Filme bis zu  Kinderkursen an. Zudem ist das Theater an der Grenze im KultX eingezogen. Entstanden ist so ein Kulturzentrum, das rund 20 Vereinen und VeranstalterInnen Heimat bietet – von Chören über Street- und Breakdance bis hin zu Yoga-Kursen.

Bisher hat die Stadt jährlich ein Defizit von rund 1,5 Mio. Franken übernommen. Neu wird der Betrieb nun nicht mehr von der Stadt organisiert, sondern von einem eigens dafür gegründeten Verein. Die Stadt zieht sich völlig aus dem Betrieb zurück. Sie will diesen aber noch drei Jahre lang mit jährlich 250.000 Franken unterstützen – zudem verzichtet sie auf Mieteinnahmen vom KultX.

Kaum Gegner

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Bis auf die rechtskonservative SVP und ein paar FDP-Mitglieder unterstützen alle Parteien das Vorhaben – die Kulturveranstalter tun das sowieso. Der SVP ist das alles zu teuer – sie findet, ein Kulturzentrum sei privat zu betreiben.

Neuerdings haben sich auch Leute zu Wort gemeldet, die hinter der Organisation des KultX vor allem Kungelei vermuten: Die Geschäftsführerin und der Leiter eines Vereins, der das Catering betreibt, seien verbandelt, wird erklärt. Weshalb das Catering auch nie öffentlich ausgeschrieben worden sei. Das kann man kritisieren – sollte aber bedenken, dass der private KultX-Trägerverein seine Aufträge ohne Ausschreibung vergeben kann. Was den einen zu wenig privat ist, ist den anderen zu privat.

Text: Lieselotte Schiesser (Bild: Stadt Kreuzlingen)