Kreuzlinger Kampf gegen (zu) viele Autos
Kreuzlingen hat vor zwei Wochen die nächste Runde im Kampf gegen den motorisierten Individual-Verkehr auf seiner Hauptstraße – pardon: Boulevard – eingeläutet: Ein Jahr lang soll ausprobiert werden, ob eine halbe Einbahnregelung dazu führt, dass nur noch 4000 statt derzeit 8000 Autos täglich durch die Begegnungszone fahren.
Wer seit dem 12. Februar aus Konstanz bzw. aus Richtung Norden beispielsweise zur Kreuzlinger Stadtverwaltung an der Hauptstraße will, muss Umwege fahren. Denn die Zufahrt von Norden her ist gesperrt. Auch wer im Einkaufszentrum „Karussell“ einkauft, kann nicht mehr über die Hauptstraße/Boulevard die Innenstadt verlassen, denn die Straße zwischen „Karussell“-Parkhausausfahrt und Hauptstraße ist nur noch für Anlieger per Auto zu erreichen. Und damit jene, die sich besser auskennen, nicht die naheliegendsten Schleichwege nutzen, wurden auch noch ein paar weitere kurze Straßenstücke gesperrt.
Hingegen darf der Boulevard weiterhin von Süden – also vom „ceha!“ her – in nördlicher Richtung durchfahren werden. Und wer einmal auf dem Boulevard ist, darf im südlichen Teil einkaufen und dann den Parkplatz auch wieder Richtung Süden verlassen. Der Boulevard ist also sozusagen eine halbe Einbahnstraße geworden. Gewünscht ist, dass Autofahrer, die unbedingt zum Boulevard wollen, diesen entweder möglichst umständlich erreichen oder großräumig umfahren. Am liebsten mit ein paar hundert Metern Umweg. Dass das bereits die ersten empörten Leserbriefe verursachte, kann niemanden wirklich erstaunen.
Gewünscht: Quadratur des Kreises
Nun hätte man ja auch aus diesen knapp 500 Metern Straße einfach eine Fußgängerzone machen können. Aber dagegen hatten die Einzelhändler etwas. Zwar wäre Kreuzlingen das erste Beispiel dafür, dass die Einzelhandelsumsätze in einer Fußgängerzone sinken – aber: Wer weiß, ob nicht genau dieses eine Mal….
Das ändert aber nichts daran, dass genau diese Einzelhändler – in der Schweiz „Detaillisten“ genannt – auch mit dem jetzigen Probebetrieb nicht zufrieden sind. Sie hätten lieber schräg angeordnete Parkfelder genau vor der Ladentür. Das zumindest hat eine Detaillistin kürzlich im Rahmen eine Befragung durch ein Lokalblatt gesagt. Gewünscht ist eine Quadratur des Kreises: Die Kunden sollen vom Verkehr ungestört flanieren, aber gleichzeitig soll jeder mit dem Auto bis vor die Ladentür fahren können.
Der jetzt begonnene Verkehrs-Beruhigungs-Versuch hätte eigentlich schon 2013 starten sollen. Damals allerdings sollte der Boulevard von Norden und von Süden her im Einbahnverkehr jeweils nur bis zur Mitte befahren werden können. Dann hätten die Autos diese Hauptstraße jeweils durch angrenzende Nebenstraßen verlassen sollen. Dagegen liefen die Bewohner dieser Nebenstraßen Sturm. Außerdem zog Coop (dem das „Karussell“ gehört) gegen die Teilsperrung der Straße vor seinem Einkaufszentrum vor Gericht – ohne Erfolg.
Begonnen hat der Kampf gegen die von den Kreuzlingern geliebten Blechkisten auf der Hauptstraße schon 2011, als aus dem Teil der Hauptstraße zwischen dem ceha!-Einkaufszentrum und dem etwa 500 Meter nördlich davon gelegenen Helvetiaplatz eine Begegnungszone wurde – gesperrt für Lastwagen, offen für Stadtbusse, Pkw, FahrradfahrerInnen und FußgängerInnen. Für alle gleichberechtigt und mit maximal 20 km/h zu benutzen. Damit sollte die Zahl der über 12 000 Autos, die täglich durch die Einkaufsstraße fuhren, auf 4000 verringert werden.
Dass diese Maßnahme nicht ausreichen würde, um das hehre Ziel zu erreichen, hätten die Kreuzlinger in dem Gutachten nachlesen können, das die Stadt Konstanz anfertigen ließ, bevor sie vor dem Bahnhof ihre „Begegnungszone“ (mit den lustigen grünen Linien) einrichtete. Dort hielten nämlich die Verkehrsplaner fest, dass langfristig höchstens eine Reduzierung der Zahl der Autos von 12 000 auf 8000 zu erreichen sei. Dieses Ziel ist in Kreuzlingen heute erreicht.
Lieselotte Schiesser (Foto: kreuzlingen-tourismus)
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie weit sind wir denn eigentlich mit einer Konstanzer City-Maut?
Herzliche Grüße
Ulrich Frank