Kreuzlinger Rüstungsfirma streicht fast ein Drittel aller Stellen

Die zum US-amerikanischen Rüstungskonzern General Dynamics gehörende Mowag in Kreuzlingen baut 270 von 928 Stellen ab. Betroffen von dem Arbeitsplatz-Abbau sind auch etliche Arbeitnehmer aus Konstanz und dem Umland. Die GDELS-Mowag reagiere auf die schlechte Auftragslage, hieß es vonseiten des Unternehmens. Doch an dieser Darstellung gibt es Zweifel – auch von einer Produktionsverlagerung in die USA ist die Rede.

Denn noch im Dezember 2010 berichtete seemoz ( Von Kreuzlingen nach Kundus ) von Großaufträgen der Bundeswehr für die Mowag: Schon im November 2009 hatte die Bundeswehr „Eagle“-Fahrzeuge bestellt, im April 2010 folgte eine weitere Bestellung über 60 Fahrzeuge. Und kurz vor Weihnachten 2010 dann der dritte Großauftrag über 195 gepanzerte „Eagle“-Fahrzeuge. Zusammen dürften die Aufträge ein Volumen von annähernd 500 Millionen Euro haben, die als Rüstungsgelder in nur drei Jahren von Berlin nach Kreuzlingen geflossen sind.

Doch jetzt gebe es keine Anschlussaufträge mehr, so Pascal Kopp, Pressesprecher der Mowag. In der Arbeitnehmer-Vertretung, die sich gestern zu ersten Gesprächen mit der Gewerkschaft Unia traf, gibt es allerdings auch Gerüchte, Teile der Produktion sollten in die USA verlagert werden. Denn „GDELS“ im Mowag-Namen steht für General Dynamics European Land Systems. Die Mowag gehört seit zehn Jahren zum US-Rüstungskonzern. Hergestellt werden in Kreuzlingen und anderen Produktionsstätten in Europa gemäß GDELS- Homepage gepanzerte Ketten- und Radfahrzeuge, Amphibienfahrzeuge, Brückensysteme, Artilleriesysteme und Munition.

Die General Dynamics European Land Systems-Mowag GmbH (bis 31. März 2010 Mowag GmbH, bis 2004 Mowag AG) ist ein 1950 gegründetes Schweizer Unternehmen in Kreuzlingen, das einst hauptsächlich zivile Spezialfahrzeuge herstellte. Doch auch die Entwicklung von gepanzerten Radfahrzeugen, auf die sich das Unternehmen in neuerer Zeit verstärkt spezialisierte, hat bei Mowag Tradition. Die Mowag ist seit vielen Jahren größter Arbeitgeber in der Region Kreuzlingen. Laut Unia sind vom Stellenabbau auch zahlreiche Zulieferer in der Region betroffen. Seit 2003 gehört Mowag zum US-Rüstungskonzern General Dynamics.

Die Gewerkschaft Unia reagierte postwendend auf den angekündigten Stellenabbau: „Die Mitarbeitenden büßen für die falsche Geschäftspolitik des US-Rüstungskonzerns General Dynamics“. Die Mowag müsse endlich die Weichen stellen in Richtung eines zivilen, nachhaltigen Unternehmens, fordert die Gewerkschaft. Ihr Kreuzlinger Repräsentant Erich Kramer kritisierte zudem, dass die Gewerkschaft von dem Stellenabbau völlig überrascht worden sei, es habe deshalb auch keine Verhandlungen über Kurzarbeit oder andere, arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen gegeben. Ähnlich übertölpet fühlt sich der Kreuzlinger Stadtammann Andreas Netzle. Er spricht von „einem schweren Schlag für den Werkplatz Kreuzlingen“; der Stadtrat sei „schockiert“.

Immerhin soll „der Stellenabbau möglichst schonend umgesetzt werden. Ein Teil wird durch Frühpensionierungen und natürliche Fluktuation abgefedert“, so Mowag-Geschäftsführer Mark Diedrichs. Das Rüstungsunternehmen bedauere die Auswirkungen, die diese Entscheidung für die betroffenen Mitarbeiter haben werde, ein Sozialplan werde ausgearbeitet. Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung, der Gewerkschaft, dem Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau und dem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) werde an einer möglichst sozialverträglichen Lösung gearbeitet.

Auch die Gewerkschaft Syna hofft, dass sich der Mutterkonzern General Dynamics mit einem Nettojahresgewinn von 564 Millionen US-Dollars der sozialen Verantwortung bewusst sei und dies im Sozialplan spürbar werde. Auch die Syna kritisiert scharf, die GDELS-Mowag habe es verpasst, ihre Prozesse anzupassen.

Denn Tatsache ist auch, dass die Mowag in den letzten zwei Jahren ihre Kapzitäten massiv erhöht hatte. Verantwortlich dafür seien die engen Lieferfristen der Kunden. Klar: Die Bundeswehr brauchte die Panzerfahrzeuge am Hindukusch möglichst gleich. Nun aber, so die Mowag, sei der Markt geschrumpft, die Konkurrenz gewachsen. Diesen wirtschaftlichen Tatsachen und dem damit verbundenen Auftragsrückgang könne sich GDELS-Mowag nicht entziehen, heißt es weiter.

Autor: hpk (mit Material von DRS)