Kultur-Koma auch in der Schweiz verlängert

Der Shutdown geht geht auch bei unserem Nachbarland in die Verlängerung: Der Schweizer Bundesrat hat seine Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus vergangenen Mittwoch verschärft. Für die Kulturbetriebe bedeutet das: Mindestens bis Ende Februar sollen Kinos, Theater und Museen geschlossen bleiben. Veranstaltungen sind grundsätzlich verboten. Kulturlobbyisten fordern jetzt mehr Hilfen. Außerdem will man vor allem die Nationalbank stärker zur Kasse bitten.

In einer ersten Reaktion darauf fordert die verbandsübergreifende „Taskforce Culture“ nun stärkere Hilfen für die Kulturbranche. „Wir verstehen zwar aus gesundheitspolitischer Sicht die geplante Verlängerung der Pandemie-Maßnahmen, aber Arbeits- und Veranstaltungsverbote sind massive Eingriffe in die Wirtschafts- und Kunstfreiheit. Daher sind einfache, rasche und wirksame Entschädigungen unabdingbar“, heisst es in einer Medienmitteilung der Arbeitsgruppe. Zudem brauche es jetzt eine Strategie für die Wiederaufnahme des Kulturlebens.

270.000 Kulturschaffende und 63.000 Kulturunternehmen betroffen

Die Taskforce fordert zudem schweizweit einheitliche Regelungen und eine klare Vereinfachung der unübersichtlichen Unterstützungsmaßnahmen. In ihrem Schreiben erinnern die InitiatorInnen auch nochmal an die Dimension des Kultursektors: „Seit rund 11 Monaten unterliegt die Kultur-und Veranstaltungsbranche einem eigentlichen Arbeitsverbot. Davon sind rund 270.000 Kulturschaffende und rund 63.000 Kulturunternehmen betroffen.“

Vor allem bei der Härtefallentschädigung und der Kurzarbeitsentschädigung müsse auch der Kultur- und Veranstaltungssektor berücksichtigt werden. „Der Schweizer Kultursektor wurde ins künstliche Koma versetzt“, heißt es in der Mitteilung. Um da wieder heraus zu kommen, benötige man stärkere Hilfen von der Politik für Kultur- und Veranstaltungsbranche.

Ran an die Reserven der Nationalbank

Die verbandsübergreifende Initiative appelliert an die Politik: „Es kann nicht sein, dass die Schweizerische Nationalbank mittlerweile über eine Ausschüttungsreserve von annähernd 100 Milliarden Franken verfügt und in dieser Krisenzeit dennoch nur 4 Milliarden an die öffentliche Hand ausschütten will. Geld für rasche und ausreichende Entschädigungen an die lahm gelegten Branchen wie die Kultur wäre in der Schweiz vorhanden!“

Neben den Einschränkungen des Kulturlebens müssen ab 18. Januar auch alle Läden für Güter des nicht-täglichen Bedarfs geschlossen werden, eine Home-Office-Pflicht wird eingeführt und private Veranstaltungen werden auf maximal 5 Personen begrenzt. Die neuerlichen Verschärfungen haben nach Angaben des Bundesrats vor allem zwei Gründe.

Zum einen haben die bisherigen Maßnahmen die Zahlen noch nicht so reduziert, dass Lockerungen möglich wären. Zum anderen sind auch in der Schweiz die beiden, hoch ansteckenden Virusvarianten aus Großbritannien und Südafrika angekommen. Um die Ausbreitung der Mutationen zu verlangsamen, sollen die Kontakte nun weiter eingeschränkt werden.

Michael Lünstroth (Bild: Dr StClaire auf Pixabay)

Der Text ist zuerst erschienen auf: www.thurgaukultur.ch