Noch eine unendliche (Straßen-)Geschichte

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Nicht nur hierzulande wird an Straßenbauprojekten oft jahrzehntelang herumgeplant und –diskutiert, man denke etwa an die wahrhaft unendliche Geschichte der B 33. Auch anderswo sind solche Planungen nur mit großen Schwierigkeiten, wenn überhaupt, umzusetzen. Zum Beispiel im Thurgau. Der Schweizer Grenzkanton ist durch zwei Hauptachsen an die überregionalen Verkehrsnetze angebunden, die Autobahn A7 Richtung Kreuzlingen sowie die A1 Richtung St. Gallen.

Doch verlaufen diese Schnellstraßen eher am Rand des Kantonsgebietes, weshalb seit vielen Jahrzehnten über eine leistungsfähige West-Ost-Verbindung quer durch den Thurgau diskutiert wird. Doch alle Anläufe sind bisher gescheitert, zuletzt 2005, als bei einer Volksabstimmung der geplanten „Thurtalstraße“ T 14 eine deutliche Absage erteilt wurde. Danach schien das Thema erledigt. Doch die Kantonsregierung, unterstützt von Wirtschaftskreisen, startete erneut durch. Jetzt liegt eine neue Planung noch bis 15. Juli in allen Gemeinden öffentlich auf.

Viel Geduld braucht der Autofahrer am Schweizer Bodensee-Ufer

Man kennt das: Wer von Konstanz/Kreuzlingen aus nach Süd-Osten mit dem Auto unterwegs ist, etwa Richtung St. Galler Rheintal und San Bernardino, braucht erst einmal viel Geduld. In Kolonne zuckelt man am See entlang, von einer Ortschaft zur nächsten, von wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen zusätzlich ausgebremst, auch der Schwerverkehr nimmt immer mehr zu. Abhilfe schaffen könnte da eine neue leistungsfähige Schnellstraße quer durch den Kanton, eine Verbindung zwischen den beiden Autobahnen, die gleichzeitig den Oberthurgau besser an das Zentrum anbinden würde.

Ein solches Konzept sollte 2005 konkret auf den Weg gebracht werden. In einer Grundsatzentscheidung sollten sich die Bürger zum zunächst noch groben Entwurf einer neuen Straßenverbindung von der Autobahn A 7 über Weinfelden bis nach Arbon äußern. Nach für den Thurgau ungewöhnlich heftigen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern glich das Ergebnis der Abstimmung einer Ohrfeige für die Kantonsregierung und deren Planer. Mit mehr als 50 Prozent der Stimmen wurde die Planung einer neuen Thurtalstraße abgelehnt.

Die Kantonsregierung präsentiert neue Pläne für alte Trasse

Doch die Kantonsregierung gab nicht auf, hatte schon bald neue Pläne parat für eine Schnellstraße auf der schon 2005 geplanten Trasse quer durch den Kanton. Allerdings heißt das Konzept nun nicht mehr T 14, sondern Bodensee-Thurtal-Straße (BTS) und Oberlandstraße (OLS). Und auch die Diskussionen ähneln denen von 2005. Die Wirtschaft stützt die Planung der Regierung, viele Anwohner hingegen befürchten mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Luftverschmutzung. Der hohe Landverbrauch wird ebenso kritisiert wie die mit 900 Millionen Franken hohen Kosten. Umweltschutzverbände schließlich fordern statt neuer Straßen den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs.

Doch die Regierung will das Projekt rasch vorantreiben. Noch in diesem Jahr soll das Kantonsparlament sich mit der Richtplanänderung befassen. Eine Volksabstimmung über die neue Straße ist schließlich für Ende 2012 oder Anfang 2013.vorgesehen. Kommt bei der Abstimmung ein mehrheitliches Ja heraus, soll ab 2014 mit dem Bau begonnen werden. Lehnen die Thurgauer die neue Thurtalstraße erneut ab, ist das Thema wohl endgültig vom Tisch. Zwei Nein seien dann ein zu deutliches Signal, meint der Thurgauer Baudirektor Jakob Stark. Dann wird eben weiter durch die Ortschaften gezuckelt.

Autorin: rk