Noch mehr Blech aus dem Nachbarland?
Bislang waren rund 120 Parkplätze in Kreuzlingen, knapp vor der Konstanzer Grenze gelegen, gebührenfrei. Das soll sich spätestens zum 1. Mai ändern. Das Resultat könnte sein, dass sich noch mehr Schweizer Einkaufstouristen mit ihrem PKW direkt in die Konstanzer Innenstadt begeben.
Die „blaue Zone“ bedeutet: Hier kann man kostenlos parken, direkt an der Grenze, kaum fünf Fußminuten entfernt vom Konstanzer Einkaufswunderland. Vor allem samstags, wenn Kaufrausch und Schnäppchenjagd die SchweizerInnen Richtung LAGO treibt, sind die Stellplätze meist voll belegt. Ödnis dagegen beim Kreuzlinger Einzelhandel, der allmählich auf dem Zahnfleisch geht. Einige Geschäfte haben bereits aufgegeben, weitere werden folgen.
Die Kreuzlinger Verwaltung weiß, dass diesem Problem auf ihrer Gemarkung nur schwer beizukommen ist, der starke Franken tut sein Übriges. Also will man wenigstens davon profitieren, dass sich die Parkplätze dicht an der Grenze großer Beliebtheit erfreuen. Kost ja nix. Damit wird spätestens zum 1. Mai Schluss sein, denn dann werden die begehrten Plätze bis 20 Uhr bewirtschaftet und wer sein Blech dort abstellt, muss zwei Franken die Stunde berappen. Betroffen sind die Parkplätze an der Wiesen-, Brücken-, Zoll- und Grenzstraße, die im unteren Bereich am Hauptzoll und in der Konstanzerstraße. Damit, so die Kreuzlinger Verwaltung, möchte man „die Auswirkungen des Einkaufstourismus mildern“.
Es bleibt fraglich, ob diese eher halbgare Rechnung aufgeht. Die Kreuzlinger Stadtkasse darf mit zusätzlichen Einnahmen rechnen, aber das wird es dann auch gewesen sein. Die Kreuzlinger Geschäftsleute hingegen werden sicher keine Umsatzsteigerungen erfahren, denn den eidgenössischen Tross zieht es unweigerlich in die Nachbarstadt. Einigen wird es egal sein, wenn sie nun ein paar Franken Gebühr bezahlen müssen. Nicht wenige aber, steht zu befürchten, quälen sich in ihrem PKW dann doch lieber Richtung Konstanzer Innenstadt, beseelt von der trügerischen Hoffnung, doch irgendwo ein Plätzchen zu finden, und zwar möglichst nahe an einer Ladenkasse.
H. Reile