Begegnungszentrum: PPP in Kreuzlingen

Einen ganz besonderen Fall von Public-Private-Partnership (PPP) – also der gemeinsamen Übernahme von Aufgaben durch Private und die öffentliche Hand – wird 2022 in Kreuzlingen zu Ende gehen: Der Betrieb des beliebten Begegnungszentrums „Das Trösch“ an der Hauptstrasse, wird dann von einer gemeinnützigen Stiftung übernommen. Das neue Konzept klingt vielversprechend. Somit setzt der Treffpunkt seine Erfolgsgeschichte fort.

Bisher organisiert die Stadt Kreuzlingen den Betrieb des Begegnungszentrums, das Haus selbst wird der Stadt mietfrei durch die Hauseigentümer zur Verfügung gestellt. Zudem bezuschusst die Stadt den Betrieb mit jährlich 175.000 Franken. Das soll auch so bleiben, wenn die Stiftung den Betrieb übernimmt. Das Stadtparlament hat diesen Betrag bereits bis 2029 zugesagt.

Kleiderladen wird Begegnungszentrum

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„Das Trösch“ hat seinen Namen von dem Bekleidungsgeschäft, das früher an dieser Stelle an der Hauptstrasse – in Kreuzlingen gerne als „Boulevard“ bezeichnet – existierte. Die Firma wurde 2015 liquidiert, das Haus verkauft. Erworben wurde es von den Geschwistern Christof und Monika Roell, Mitglieder einer Unternehmersfamilie, die weltweit – mit Hauptsitz in Ulm (D) – Prüfmaschinen herstellt und vertreibt und zu der auch die Schweizer Amsler Prüfmaschinen AG gehört.

Die beiden Roells wollten aber in Kreuzlingen keine Zweigniederlassung des Konzerns eröffnen, sondern der Öffentlichkeit ein Begegnungszentrum zur Verfügung stellen. Das alte Haus wurde abgerissen und durch einen Neubau – Beton, Glas und Holz – ersetzt.

Stadt organisiert

In dem Haus können Vereine oder Privatpersonen Räume verschiedener Größen mieten und stunden- oder tageweise für Feiern, Versammlungen, Veranstaltungen  nutzen. Das Herrichten der Räume, deren Reinigung und die Bewirtung der Gäste ist Sache der Veranstalter. Die Preise variieren je nachdem, ob KreuzlingerInnen, Auswärtige oder Kreuzlinger Vereine die Räume mieten. Ein halber Tag für einen Kindergeburtstag kostet im Saal z.B. 50 Franken – ein auswärtiger Veranstalter muss dafür 200 Franken berappen.

Die Stadt Kreuzlingen vergibt bisher auf Basis einer Leistungsvereinbarung  die Räume, zieht die Mieten ein und sorgt dafür, dass das Haus in Ordnung bleibt. Die beiden Roells wiederum organisieren seit einiger Zeit im „Trösch“ regelmässig ein „Tischlein deck dich“ – die Schweizer Variante dessen, was in Deutschland die „Tafeln“ anbieten: Lebensmittel für Bedürftige.

Erfolg von Anfang an

Das Trösch stieß bereits bei seiner Eröffnung 2017 auf reges Interesse, denn entsprechende Räumlichkeiten sind in Kreuzlingen rar. Kaum noch ein Restaurant bietet Nebenzimmer oder kleine Säle für Feiern, Versammlungen, Vorträge etc. an. In einem Interview mit dem Kreuzlinger Fernsehen erklärte Monika Roell einmal: „Wir konnten uns in unseren Träumen nicht vorstellen, dass das so erfolgreich werden würde.“

Ab 2022 wird statt der Stadt Kreuzlingen eine gemeinnützige Stiftung den Betrieb des Hauses übernehmen. Die Änderung erfolgt auf Wunsch der Hauseigentümer. Wie die Kreuzlinger Stadträtin Dorena Raggenbass gegenüber der Thurgauer Zeitung Anfang diesen Jahres erklärte, gehe es den Geschwistern Roell darum, den Erhalt des Begegnungszentrums „auch nach ihrem Dasein zu festigen“. Ein Mitglied des Stadtrates werde im Stiftungsrat sitzen und damit die Strategie zur Weiterführung des Zentrums mitbestimmen können.

Text: Lieselotte Schiesser, das Bild hat uns das Begegnungszentrum zur Verfügung gestellt.