Neue Leitung, neues Programm

seemoz-corti„Wir können große Künstler auf unsere kleine Bühne holen“, sagt Birgit Auwärter. „Das ist ein tolles Erlebnis.“ Auwärter ist Teil des neuen Teams im Kreuzlinger Theater an der Grenze, das Sarah Thurnheer ablöst. Diese hatte das Ehrenamt während zwei Jahren inne. Aus Zeitmangel musste sie es zum Ende der vergangenen Saison abgeben. Frischer Wind also im Kreuzlinger Theater und ab Januar 2015 ein gutes Programm dazu.

„Wir bauen auf ihrer erfolgreichen Arbeit auf und müssen das Theater nicht neu erfinden“, so Simon Hungerbühler, der andere Partner im Team. Der Theaterwissenschaftler und Kulturvermittler aus Winterthur hat sich trotzdem ein ehrgeiziges Ziel auf die Fahne geschrieben: „Die Menschen der Region sollen das Gefühl haben, ‚ich muss ins Theater an der Grenze, sonst verpasse ich etwas’ Das Publikum kann sich einfach darauf verlassen, dass sich ein Besuch bei uns auf jeden Fall lohnt.“

Das Programm von Januar bis April 2015 ist gewohnt vielfältig – mit einem deutlichen Kleinkunst-Schwerpunkt. Am 16. Januar startet mit Olaf Bossi die Saison. Der Musikkabarettist ist „Glücklich wie ein Klaus“, wahrscheinlich über den Gewinn des Nachwuchswettbewerbs „Paulaner Solo 2014“ im November. Ihm folgt der Güttinger Jan Rutishauser, der ebenfalls gerade geehrt wurde. Er ist als Kabarettist in die Reihe der 100 Persönlichkeiten im Thurgauer Who-is-Who aufgenommen worden. Der 27-Jährige präsentiert am 23. Januar seine erste abendfüllende Show. „Wir legen ohnehin Wert auf die Jugendförderung“, sagt Simon Hungerbühler, „und wenn wir gleichzeitig noch einem Künstler aus der Region ein Sprungbrett bieten können, freut uns das besonders.“

Die Kooperation mit dem Festival „Kabarett in Kreuzlingen“ (KIK) ermöglicht es, drei ausgezeichnete Künstler anbieten zu können, die man ansonsten nur auf größeren Bühnen sieht. Am 21. Februar gastiert Thomas Reis mit seinem Programm „Und SIE erregt mich doch!“ Reis gilt als „Revolverheld unter den einsamen Bühnen-Cowboys“ und erklärt „die Liebe zwischen Mensch und Welt, zwischen Mann und Bier und Geld und Gier“. Eine Woche später, am 28. Februar, kommt Erwin Grosche mit seiner neuen Solonummer „Der Abstandhalter“. Grosche, bereits 1999 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geadelt, nimmt die Sprache beim Wort und zerlegt sie in ihre diversen Widersinnigkeiten. Seit rund 30 Jahren ist Grosche schon auf der Bühne und hat sich einen Ruf als „Großmeister der Wortakrobatik“ erworben. Am 10. März darf man sich auf den Österreicher Alfred Dorfer freuen. Er, so verrät uns die Vorankündigung, „untersucht mit schwarzem Humor, was passieren kann, wenn den Menschen die eigenen Bilder abhanden kommen“. Dorfer, ebenfalls ausgezeichnet mit dem Deutschen Kleinkunstpreis (2002) und dem Bayrischen Kabarettpreis (2009), pendelt gewitzt zwischen Theater und Kabarett – ein Grenzgänger der besonderen Art.

Am 18. März beehrt das Figurentheater Lupine mit seinem Programm „Ida hat einen Vogel, sonst nichts“ das kleine Kreuzlinger Theater. Ein Angebot vornehmlich für Kinder, das aber auch Erwachsene begeistern wird. Beginn: 15.15 Uhr. Angekündigt sei hiermit auch eine Uraufführung des Figurentheaters am 29. April. Das Stück mit dem Titel „Wer bist  du denn?“ ist geeignet für Kinder ab 5 Jahren. Beginn: 14.15 Uhr.

„Die Diplom-Animatöse“ Christine Prayon taucht dann am 20. März auf. Wem der Name nichts sagt: Prayon wurde einem großen Publikum bekannt durch ihre Rolle als Birte Schneider in der ZDF „heute show“. Auch sie wurde schon mehrfach prämiert und räumte vor allem 2012 ab: Prix Pantheon, Deutscher Kleinkunstpreis und Deutscher Kabarettpreis. Mehr  geht kaum in nur einem Jahr.

Guten Spürsinn zeigte das Leitungsteam, als es Anet Corti (s. Foto) engagierte. Die Komikerin wird am 27. März satirisch-komödiantisches Theater spielen. Derzeit wird sie als TV-Star von der Presse gefeiert, weil sie die Reihe „Selbstgemacht“ auf SRF1 präsentiert.

Man kann nicht nur zum Lachen ins Theater an der Grenze kommen. Am 24. April gibt es mit dem Auftritt des „Projekt Landfall“ auch etwas zum Träumen. Die beiden Künstlerinnen Fatima Dunn und Mirjam von Ow kombinieren Livemusik mit Videoprojektionen. „Die Show läuft bei uns unter dem Motto ‚Grenzgang’“, so Programmleiter Hungerbühler. „Es wird jedem gefallen, der offen für Neues ist und gerne seinen Horizont erweitert.“

Die Basis des Theaters ist im vergangenen Jahr breiter geworden, nicht zuletzt ein Verdienst von Fritz Brechbühl. Er ist seit 2013 Präsident des Trägervereins. „Wir haben 20 Prozent neue Mitglieder gewonnen und sind stolz und froh, dass uns mittlerweile über vierzig Gönner finanziell unterstützen.“ Auch mit der Auslastung der vergangenen Saison ist er hoch zufrieden. „Wir kommen auf 75 Prozent zahlende Zuschauer, mit geladenen Gästen sogar auf 83 Prozent – das ist phänomenal!“ Wenn diese Entwicklung so weitergeht, ist das Ziel von Simon Hungerbühler, das Theater an der Grenze zum unverzichtbaren Teil des regionalen Kulturlebens zu machen, greifbar nahe.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Weitere Infos: www.theaterandergrenze.ch

Autor: PM/hr