Wird Naidoo bald der Stecker gezogen?

Seit Monaten gibt es bundesweit massiven Protest gegen die Konzerte des Verschwörungs­theoretikers Xavier Naidoo. Immer mehr Kommunen, auch in Baden-Württemberg, wollen ihn nicht mehr auf der Bühne sehen, denn seine Auftritte seien mit der gesetzlich verbrieften Kunstfreiheit nicht mehr in Einklang zu bringen. Petitionen gegen Naidoo-Konzerte kursieren, der Druck auf den Sänger und auch die Konzertveranstalter wächst. Auf seemoz-Anfrage hat nun auch das baden-württem­bergische Finanzministerium reagiert. …weiterlesen »

Putziputzi, Advent, Winternacht und Kulturförderung

Corona hat den noch vor wenigen Monaten blühenden Wald der Kultur fast rückstandsfrei abgefackelt. Doch jetzt beginnt es hier und da wieder ein wenig zu grünen, erste Ranken schieben sich hervor, und mitten im Winter keimt die Ahnung eines kulturellen Frühlings. In diesen Tagen recht das Angebot vom Adventskalender über Multimedia bis hin zu Live-Musik in Zürich. Ach ja, und höchste Zeit für eine Bewerbung ist’s jetzt wohl auch mal wieder – immer natürlich in der Hoffnung auf bessere Zeiten. …weiterlesen »

Regionale Veranstalter sagen Nein zu Xavier Naidoo

Der Sänger ist seit geraumer Zeit abgesackt in eine finstere Wahnwelt. Er sympathisiert mit rechtsradikalen Reichsbürgern und der rassistischen QAnon-Bewegung. Über seinen Telegram-Kanal verbreitet er fast täglich extremste Verschwörungstheorien und ruft zum Widerstand gegen die „Corona-Diktatur“ auf. Naidoo glaubt zudem, dass die Erde eine Scheibe sei und Eliten das Blut entführter Kinder trinken, um ewig jung zu bleiben. Naidoo gibt aber auch noch Konzerte. Wir haben bei bekannten Konzertveranstaltern nachgefragt, ob sie ihn verpflichten würden. Hier die Antworten. …weiterlesen »

In Sprache verloren – Urs Faes‘ neuer Roman

Wenn Sie nicht recht wissen, womit sie die Zeit zwischen Corona und Weihnachten sinnvoll verbringen können, versuchen Sie es doch mal mit einem guten Buch, beispielsweise von einem zeitgenössischen Schriftsteller. Jochen Kelter empfiehlt Ihnen zu diesem Zweck den neuen Roman von Urs Faes, der seit Jahrzehnten zu den bedeutenden Sprachkünstlern zählt. Seine Stärke sind die scheinbar kleinen, alltäglichen Geschichten, Fragen und Empfindungen, wie sie uns allen oft nur zu nahe sind. …weiterlesen »

Theaterfreunde: Konstanzer Bühne soll weiter spielen

Die kritischen Stimmen zu den jüngst von der Bund-Länder-Runde beschlossenen Corona-Maßnahmen mehren sich. Gerade die neuerlich verfügte Schließung von Kultureinrichtungen stößt vielfach auf Unverständnis, zumal Theater und Museen in den vergangenen Monaten Hygiene-Konzepte realisiert haben. In einem Brief appellieren jetzt die Theaterfreunde Konstanz an den Oberbürgermeister und die StadträtInnen, sich für eine Fortsetzung des Spielbetriebs am Stadttheater stark zu machen. …weiterlesen »

Die oft vergessene Kunst

Der Tanz hatte in der Antike gar eine eigene Muse, Terpsichore. In Winterthur findet er – selbst in diesem Seuchenjahr – aber auch noch heute immer wieder eine Heimstatt: Das Tanzfestival, das vom 12.-21. November zum 28. Mal stattfindet. Es handelt sich dabei um eine der wegweisenden Veranstaltungen für zeitgenössischen Tanz in der Region, die eine Vielzahl an internationalen und lokalen Choreographien präsentiert, die in dieser Gegend meist wohl nur bei dieser Gelegenheit zu sehen sein werden. …weiterlesen »

Glotzt nicht so romantisch

Der junge Bert Brecht feierte 1922 mit seinem Stück „Trommeln in der Nacht“ einen ersten großen Theatererfolg. Das Stück ist in den nächsten Tagen in einer Wiederaufnahme in Radolfzell zu sehen. Außerdem bietet die Zeller Kultur in diesem Winter Wolfgang Hildes­heimers herrlich absurden Theaterklassiker „Die Verspätung“, Musik von Indie-Folk bis Poesique, Vorträge – und für Kinder und Eltern gibt es das Weihnachtsmärchen „In der Räuberhöhle“. …weiterlesen »

Mahnwachen für die Veranstaltungs- und Kulturbranche

Die Veranstaltungsbranche, mit etwa 1,5 Millionen Arbeitsplätzen der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland, steht durch die Coronakrise mit dem Rücken zur Wand. Unter dem Namen #AlarmstufeRot bildete sich ein Bündnis aus verschiedenen Initiativen und Verbänden, das mit verschiedenen Aktionen auf die prekäre Lage aufmerksam macht und machte. Großen Zuspruch erhielt die Aktion „Night of Light“ auch in der Bodenseeregion, bei der betroffene Kultur- und Veranstaltungseinrichtungen am 22.6.2020 rot beleuchtet wurden. Morgen wieder, auch in Konstanz. …weiterlesen »

Ein Mann von Geld

Geordnet sieht es aus in der Londoner Upperclass. Die Bühne ist symmetrisch. Rote Samthocker stehen links und rechts im Hintergrund und eine Bank vorne im Zentrum. Schwarze Styroporwände mit Türen und Durchgängen zu beiden Seiten laufen trichterförmig auf die Mitte der hinteren Bühnenhälfte zu. Dort befindet sich ein erleuchteter Rahmen – darin das einzige die Symmetrie störende Element: Ein Felsen, der zu einer Seite hin aufragt. Er steht sinnbildlich für Aufstieg und Fall, für die Basis des Erfolgs, aber auch die Luft, die oben immer dünner wird, und für ein Mega-Projekt: Den Hyper-Alpenkanal. Wen der Name dieses Projekts an die Machenschaften der Hypo Alpe Adria Bank erinnert, der hat zumindest einen von Elfriede Jelineks Verweisen auf die politischen Skandale der heutigen Zeit entdeckt. …weiterlesen »

Vinyl und Kunststoff

Plattencover … wer bei diesem Wort nicht verträumt an riesige Joints, Jimi Hendrix, die ersten Pickel, den letzten Sex und die zweite große Liebe denkt, hat schon früh etwas grundlegend falsch gemacht im Leben. Immerhin lässt sich diese Erinnerung jetzt in einer Ausstellung auffrischen. Außerdem gilt: Augen auf im Alltag, denn nur zu oft laufen wir achtlos an all den gut gemachten (oder zumindest gut gemeinten) Kunstwerken vorbei, die uns auch in Konstanz allüberall den Weg verstellen. …weiterlesen »

Leni … muss fort

Auch dies war ein nur allzu exemplarisches Leben in Deutschland: Gabriele Schwarz-Eckart, genannt „Leni“, wurde 1937 geboren und 1943 als Fünfjährige in Auschwitz ermordet. Sie galt als ein selten schönes, liebenswertes und begabtes Kind und wuchs bei Pflegeeltern in ländlicher Idylle auf. Doch die Nazimaschinerie funktionierte auch im hintersten Winkel Deutschlands höchst effektiv. Der Regisseur Leo Hiemer hat ihre Geschichte eindrucksvoll verfilmt, der Film läuft am 20.10. im Zebra-Kino. …weiterlesen »

Neoklassik und Jazz = Ziemlich romantisch

Jenseits von Pop, Rock und Jazz gibt es immer wieder ganz eigene Bands, die das Beste der verschiedenen Welten miteinander verbinden. Dazu zählt der schweizerische Drummer Dimitri Monstein mit seinem Ensemble, das jetzt mit seiner ungewöhnlichen Musik irgendwo zwischen Klassik, Pop und Jazz nach Konstanz ins K9 kommt. Charakteristisch für die eingängigen (und erfolgreichen) Instrumentalkompositionen ist unter anderem der Einsatz von Streichinstrumenten. Ein Abend auch für ErzromantikerInnen. …weiterlesen »

Tuttlinger Krähe geht an einen Berliner

Lennart Schilgen heißt der diesjährige Gewinner der „Tuttlinger Krähe“. Der Liedermacher und Musik-Kabarettist aus Berlin gewinnt den renommierten süddeutschen Kleinkunstpreis. Damit trägt er sich in die Liste namhafter „Krähe“-Gewinner ein, in der unter anderem bereits Sascha Grammel, Florian Schroeder, Lars Reichow, Heinrich del Core oder Suchtpotenzial stehen. Bemerkenswert auch die Solidarität unter den KünstlerInnen, die das Preisgeld unter allen Finalisten aufteilten. …weiterlesen »

Der Schriftsteller, das Chamäleon und das Berufsverbot (IV)

Jochen Kelter, im nahen Ermatingen lebender deutschstämmiger, aber längst mit ganzem Herzen eingeschweizerter Schriftsteller, zieht eine Zwischenbilanz seines Lebenspfades. Der letzte Teil unseres Gespräches dreht sich um deutsch-deutsche Befindlichkeiten, die Nationalcharaktere der schreibenden Zunft und warum es sich gelohnt hätte, als schwedischer Schriftsteller geboren worden zu sein. Aber auch die Schweiz ist kein ganz so schlechtes Pflaster für Schriftsteller, will es scheinen. …weiterlesen »

Der Schriftsteller, das Chamäleon und das Berufsverbot (III)

Jochen Kelter, im nahen Ermatingen lebender deutschstämmiger, aber längst mit ganzem Herzen eingeschweizerter Schriftsteller, zieht eine Zwischenbilanz seines Lebenspfades. Ein Geplauder über das Bahnhofsbüffet in Olten, wo sich Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt nie trafen, über Literaturzeitschriften in der Bodensee-Region und einen legendären schweizerischen Schriftstellerverein. Außerdem geht es um die lieben Kollegen – die, die Erfolg hatten, und die, die ihn verdient gehabt hätten. …weiterlesen »

Der Schriftsteller, das Chamäleon und das Berufsverbot (II)

Jochen Kelter, im nahen Ermatingen lebender deutschstämmiger, aber längst mit ganzem Herzen eingeschweizerter Schriftsteller, zieht eine Zwischenbilanz seines Lebenspfades. Heute geht es um das Handwerk eines Schriftstellers, seinen Broterwerb und die Rolle von Lektoren und Verlegern. Außerdem stellen wir die Gretchenfrage, wie sich der Buchmarkt in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Die Antwort überlesen Sie besser, wenn Sie diesen Tag eigentlich ohne Depression überstehen wollten. …weiterlesen »

Der Schriftsteller, das Chamäleon und das Berufsverbot (I)

Jochen Kelter, im nahen Ermatingen lebender deutschstämmiger, aber längst mit ganzem Herzen eingeschweizerter Schriftsteller, zieht eine Zwischenbilanz seines Lebenspfades. Ein Geplauder über Konstanz, wie es sich niemals sehen wollte, das Bespitzeltwerden beiderseits der Grenze sowie darüber, wie es sich mit einem Berufsverbot doch noch ganz auskömmlich leben lässt. War da nicht noch was? Doch! Um Literatur geht es – quasi ganz nebenbei – in den nächsten Tagen natürlich auch noch. …weiterlesen »