Der fremde Blick in Zeiten der Pandemie

Im Jahr 1721 veröffentlichte Baron de Montesquieu anonym den Briefroman Lettres persanes, in dem zwei Perser in den letzten Regierungsjahren Ludwig XIV. über Ghom, Smyrna und Livorno bis nach Paris reisen und ihren Korrespondenzpartnern daheim mit einer Mischung aus Staunen, Spott und Missbilligung die politischen, religiösen und kulturellen Verhältnisse in ihrem Gastland schildern. Auf diesen Spuren wandelt jetzt das Literarische Jahresheft Mauerläufer, das diesen fremden Blick riskiert. …weiterlesen »

Eine Ode an das Schlagzeug

Von den Konstanzer Partnerstädten bekommt man bis auf Schüleraustausche oder gegenseitige Delegationsbesuche als KonstanzerIn im alltäglichen Leben wenig bis gar nichts mit. An letztere erinnert man sich aufgrund bestimmter Unzulänglichkeiten eines gewissen Kulturbürgermeisters sogar eher leidlich negativ.  Welch‘ pralle Früchte ein interkultureller Austausch – auf der weniger institutionellen Ebene – tragen kann, zeigt nun der von Ingo Putz inszenierte Monolog für einen Spieler und zwei Schlagzeuge „Ein Leben in Takt“. …weiterlesen »

Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche

Marco Politi gilt als der einer der besten Vatikan-Kenner weltweit und berichtet seit Jahrzehnten über den Papst und die Kirche, nicht nur deutsche Tageszeitungen schätzen seine Insider-Kenntnisse. Der deutsch-italienische Journalist schreibt in seinem neuen Buch „Das Franziskus-Komplott“ über das Ringen um die Zukunft der Kirche – die Lage spitze sich zu und die Fronten sind verhärtet. Mittendrin in diesem Kampf: Papst Franziskus. …weiterlesen »

Filmfestival: Alles, nur nicht hetero

Im Frühjahr musste das Festival „Queergestreift“ im Zebra Kino aus bekannten Gründen abgebrochen werden; jetzt wird es unter zeitgemäßen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt. Die Filmreihe ist eine der wichtigsten Veranstaltungen ihrer Art in der Bodenseeregion und widmet sich Filmen, die sich außerhalb der Heterosexualität bewegen und ein Forum für alles bieten wollen, was nicht in das normative Bild der Gesellschaft passt. Ab dem 24. September gibt es rund ein Dutzend Streifen zu sehen. …weiterlesen »

Komprovisationen und Jazz

Beethoven kennen wir, der hat sich doch das Ohr abgesäbelt; Mozart, klar, göttliche Inspi­ra­tion und scharf wie Lumpi; Bach, logo, hat gesoffen, ist oft auf Briefmarken und gläubig wie sonst was („Gott erhalte Franz, den Kaiser“). Aber was lässt sich über improvisierte Musik schreiben? Versuchen wir’s. High Noon ver­bin­det am Sonntagmittag gewohnt experimentier­freudig Komposition und Improvisation, und Patrick Manzecchi spielt am Abend unter anderen mit Scott Hamilton gediegenen Jazz. …weiterlesen »

Lange Nacht der Literatur in Überlingen

Der nächste Aktionstag im Rahmen des Stadtjubiläums „1250 Jahre Überlingen“ widmet sich der hiesigen Literatur, von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Der Galopp durch die Epochen startet am 19. September um 16 Uhr im Pfarrsaal des katholischen Pfarrzentrums mit der Buchtaufe des umfangreichen Sammelbandes „Überlingen literarisch. Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte“. …weiterlesen »

Kleinkunst ohne Kompromisse

Die Eule trägt man/frau nach Athen, die Elster neigt zum Diebstahl – und manche Menschen schaffen es an guten Tagen gar, den Vogel ab­zu­schießen. Die „Tuttlinger Krähe“ hingegen kotet und krächzt nicht, sondern ist ein ange­se­hener Kleinkunstpreis. Am 29. 9. startet die 20. Auf­lage, die eigentlich für den März geplant war, und es ist wieder mit zahl­losen erfreulichen Über­ra­schungen zu rechnen. Dieses Mal gibt es gleich zwei Spielstätten und daher am 4. Okto­ber auch zwei Preisverleihungen. …weiterlesen »

Melancholie, Wut, Bezauberung

Lyrik? Ja, es gibt sie immer noch – sogar hierzulande. Im ersten Programm des frisch geschlüpften Caracol Verlages der Autorinnen & Autoren ist etwa der Essayist, Prosaist und Lyriker Jochen Kelter, der seit annähernd 50 Jahren in Ermatingen lebt, mit seinem neusten Lyrikband vertreten. Literaturkritik? Ja, auch die gibt es noch, obwohl auch sie schwerstens vom Aussterben bedroht ist. Hier Hermann Kinders („Der Schleiftrog“, „Der Mensch, ich Arsch“) Gedanken zu Kelters Lyrik. …weiterlesen »

Adolf Dietrich – einmal ganz anders

Mit einem Klassiker der Moderne beginnt der junge Verlag saatgut aus Frauenfeld sein ambitioniertes Programm. Es ist ein opulentes Buch zu Adolf Dietrich (1877–1957) aus Berlingen am Untersee, einem wichtigen Vertreter von Neuer Sachlichkeit und Naiver Malerei. Geschrieben hat es Willi Tobler, ein ausgewiesener Spezialist, der seit seiner Pensionierung Programmgestalter des Adolf-Dietrich-Hauses in Berlingen ist – und manchen LeserInnen schon früh durch seine Kinderbücher ans Herz wuchs. …weiterlesen »

Themenabend Kultur in der Kantine

Eingeladen hatte die grüne Jugend Konstanz. Gekommen waren vergangenen Mittwoch etwa 40 Kulturschaffende und Interessierte. Auf dem Podium waren Marcel Roth, Stadtrat in Stuttgart und dort zuständig für Kulturfragen, Luigi Pantisano, Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 27. September in Konstanz und schließlich Simon Weiland, Kulturschaffender einerseits, Organisator andererseits im Vorstand des K9. Ort: der Hof der Kantine im Neuwerk. …weiterlesen »

„Scala Adieu” im Kino und bald auf DVD

Die Schließung des traditionsreichen Scala-Kinos an der Marktstätte hat Tausende KonstanzerInnen erbittert und ihnen die Fragwürdigkeit der Stadtentwicklungspolitik bewusst gemacht. Der Filmemacher Douglas Wolfsperger hat die Ereignisse in „Scala Adieu – Von Windeln verweht“ porträtiert und dabei viele Betroffene und die wenigen Beteiligten, die mit ihm zu sprechen wagten, zu Wort kommen lassen. Demnächst ist der Film wieder zu sehen und ab Mitte des Monats auch auf DVD verfügbar. …weiterlesen »

Techno, Brazil, Konstantin Wecker und Elektroliebe

Konstantin Wecker, München 2019. Foto: Thomas Karsten

Das Festival „Sommerwiese“ im Bodenseestadion neigt sich dem Ende zu. Vier letzte Events werden noch einmal bis zu 499 ZuschauerInnen in das weite Rund ziehen, das vor Corona ganz andere Menschenmengen gewöhnt war. Ein Highlight ist sicher der Auftritt des immer noch höchst populären Konstantin Wecker, aber auch die Lokalmatadorin Bê Ignacio, die Gutezeit-Sommerwiese und das Play Open Air mit Re.You bringen Abwechslung in diesen mit guter Unterhaltung ansonsten nicht verwöhnten Spätsommer. …weiterlesen »

„Ein Leben in Takt“: Premiere ins K9 verlegt

Aufgrund der Wettervorhersagen für den heutigen Freitag muss die Premiere des Schlagzeugmonologes EIN LEBEN IN TAKT (ursprünglich geplant im Innenhof des Neuwerks im Rahmen des Kultur Sommer Konstanz) kurzfristig ins K9 Kulturzentrum verlegt werden. Die Vorstellung beginnt wie geplant um 21 Uhr. Der Einlass startet ab 20 Uhr. Die gekauften Karten behalten ihre Gültigkeit. Das Stück hat einst die Bühnen Westeuropas erobert und erlebt nun in Konstanz seine deutschsprachige Erstaufführung. …weiterlesen »

Trouble in Paradise

Beim Nachdenken über diese Rauminstallation im Kunstverein Konstanz – englische Ausstellungstitel scheinen immer mehr in Mode zu kommen – nützt mir die Begrifflichkeit, wie sie die gängige Kunstkritik verwendet, wenig. Ich lasse mich daher auf einen fruchtlosen Kunst-Nichtkunst-Diskurs gar nicht erst ein, sondern interessiere mich ausschließlich für die mögliche Relevanz des Vorgeführten. …weiterlesen »

Dichterliebe bei der RathausOper 2020

Heinrich Heine war der schon zu Lebzeiten meistvertonte deutschsprachige Dichter, und gerade romantische Komponisten wie etwa Schumann oder Brahms (aber auch noch Schönberg) hinterließen ein umfangreiches Liedschaffen. Das Lied war in der Romantik und bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein einfach in, egal ob Kunstlied oder (vermeintliches) Volkslied. Die Konstanzer RathausOper präsentiert in den nächsten Tagen eine Komposition von Christian Jost rund um Schumanns Liederzyklus „Dichterliebe“. …weiterlesen »

Weinfest, Comedy, Klettern und Elektroliebe

Die Idee wurde aus der Not der besonderen Umstände heraus geboren, nachdem das kulturelle Leben durch die Pandemie zusammenzubrechen drohte. Die „Konstanzer Sommerwiese“ nutzt das Bodenseestadion als Bühne für die unterschiedlichsten Veranstaltungen mit KünstlerInnen (fast) aller Sparten. Das Angebot im verbleibenden August reicht vom Weinfest mit allem Drum & Dran über Comedy und Sport-Kurzfilme bis zu „Elektro Liebe Picknick“, ehe das Programm dann im September in die Zielkurve geht. …weiterlesen »

Schönheit von oben

Wir verteilen Asphalt auf dem Erdboden und machen ihn zu Straßen. Wir bohren Löcher, um die natürlichen Ressourcen der Erde anzuzapfen. Wir bauen an, tragen ab, kultivieren, sprengen, roden, verbrennen, düngen, versiegeln, verschmutzen und vergiften. Das Ergebnis: Nur noch knapp ein Viertel der gesamten Erdoberfläche ist heute frei von menschlichen Spuren. Die Ausstellung von Tom Hegen „Habitat“ im Turm zu Katz zeigt die Beziehung zwischen Mensch und Natur aus einer neuen Perspektive. …weiterlesen »