Vorteile der zweiten Klasse
Letztlich sind wir in der Erinnerung immer der Andere. Der Weg zurück ermüdet auch ihn.
Wir umkreisen die Dinge, mit diesem kubistischem Blick. Schreibt auf seine ganz eigene und unverwechselbare Art Gerd Zahner, Rechtsanwalt und erfolgreicher Bühnenautor, nachdem er die 25 autobiographischen Erzählungen des Konstanzer Schriftstellers Peter Salomon gelesen hat. …weiterlesen »
Angreifbare Traditionspflege: Gedenkfeier der Gebirgstruppe auf dem Hohen Brendten
Am Pfingstwochenende ist es wieder soweit: Der Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V. lädt nach Mittenwald zur traditionellen Gedenkfeier, um ihre Gefallenen zu ehren und sich gegenseitig der Legende der „sauberen Wehrmacht“ zu versichern. Der Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege hingegen wird vor Ort unter dem Motto „Von Mittenwald nach Distomo“ der vielen Opfer der Gebirgstruppe gedenken, die unter anderem an der Deportation griechischer Jüdinnen und Juden nach Auschwitz beteiligt war. …weiterlesen »
Feridun Zaimoglu kommt nach Konstanz
Er wurde in der Türkei geboren, lebt seit über 30 Jahren in Kiel und wurde 1995 mit seinem Debüt „Kanak Sprak“ bekannt, das ihn über Nacht zum „Sprachrohr“ türkischer Gastarbeiterkinder, zum Kultautor und „Enfant terrible“ der deutschsprachigen Literaturszene machte. Mehr als zwanzig Jahre später blickt der feinsinnige Beobachter und virtuose Sprachkünstler auf ein erstaunlich vielfältiges Gesamtwerk zurück. …weiterlesen »
Ein Missverständnis
Kein gutes Haar lässt Jochen Kelter an einem jüngst vom deutschen Penguin-Verlag herausgebrachten Buch der türkischen Autorin Aslı Erdoğan. Das Verdikt des im Thurgau lebenden Schriftstellers: Hier handelt es sich um ein dreistes Marketing-Manöver des Verlags, der das Schicksal einer politischen Dissidentin ausschlachten will, des Verkaufserfolgs wegen. …weiterlesen »
Der Duft des Abschieds weht durchs Theater
„Bella Ciao“ – so lautet das Motto der Theaterspielzeit 2019/20. Es ist die letzte von Intendant Christoph Nix und sie singt vom Widerstand, vom Abschied und von einem Hauch Ewigkeit.
„Begrabe mich dort oben auf dem Berge unter dem Schatten einer schönen Blume. Und die Leute, die daran vorbeigehen werden mir sagen: ‚Welch schöne Blume!‘ Dies ist die Blume des Partisanen, der für die Freiheit starb.“ …weiterlesen »
Europa – lahm aber sexy?
„Da läuft ein Schwein!“ beginnt die Inszenierung von „Die Hauptstadt“, die vergangenen Freitagabend im Stadttheater Premiere feierte. Der Brüsseler Holocaust-Überlebende David de Vriend (Peter Cieslinski), der für seinen letzten Lebensabschnitt seine Wohnung zugunsten eines Altersheims verlässt, sieht es als Erster durch die Straßen der belgischen Hauptstadt laufen. Doch es werden noch mehr Menschen werden, die das Schwein sehen, und deren Schicksale sich dank der Europäischen Union auf alltägliche Weise kreuzen. …weiterlesen »
Ambros im BoFo: „Hier drin ist das hoffnungslos …“
Vergangenen Samstag gastierte der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros im Haus am Seerhein. Rund 400 Besucher lauschten dem Musiker, der seit rund 40 Jahren auf der Bühne steht und längst Kultstatus hat. Wolfgang Ambros lieferte nach Aussagen seiner Fans ein starkes Konzert ab, was er allerdings über den Auftrittsort zu sagen hatte, werden die BoFo-Macher inklusive Oberbürgermeister Uli Burchardt nicht gern gehört haben. …weiterlesen »
Arktisches Gekrächz und Walzerseligkeit
Britten und Schostakowitsch Seit‘ an Seit‘. Eine Sinfonie von Svendsen. Die Saison 2019–2020 der Südwestdeutschen Philharmonie trägt ganz die Handschrift des neuen Gespanns Insa Pijanka und Ari Rasilainen, die mit ihrer Mischung aus Bekanntem und Raritäten für Konstanz neue Akzente setzen. In den Orchesterkonzerten wird Mahler ebenso ausgiebig gehuldigt wie skandinavischen Komponisten. Außerdem im Programm: Weihnachtsmusik vom „Rat Pack“, Glamrock von „Queen“ und auch mal Walzerseligkeit satt. …weiterlesen »
Die hohe Kunst der Empathie
Na, würden Sie sagen, dass Sie sich in andere hineinversetzen oder gar Mitleid verspüren können? Dieser Frage versucht aktuell die Inszenierung Philip Stemanns von „Ich verschwinde“ aus der Feder des norwegischen Autors Arne Lygre auf der Werkstattbühne nachzugehen beziehungsweise jedem Einzelnen bei der Beantwortung zu helfen. Die Tatsache, dass das im Jahr 2011 uraufgeführte Werk bereits mit dem norwegischen Ibsenpreis ausgezeichnet wurde, lässt Großartiges erhoffen – ganz so spektakulär scheint es letztendlich doch nicht. Aber von vorne … …weiterlesen »
Von der SS nach Deutschland verschleppt
Licht in ein immer noch dunkles Stück deutscher Zeitgeschichte haben die Recherchen der Journalistin und Autorin Dorothee Schmitz-Köster gebracht. Die Konstanzer Stolperstein-Initiative hat sie nun anlässlich des Jahrestags der Befreiung vom Nazi-Faschismus zu einer Veranstaltung eingeladen. Es geht um tausendfachen Kinderraub, organisiert vom NS-Staat, begangen von der SS. …weiterlesen »
Portwein statt Proust
Am Sonntag ist es wieder so weit: Während andere sich Schlag 12 Uhr zu Tisch verfügen oder gar schon ihre Bäuerchen machen, bietet das nächste Konzert der Reihe „HighNoon“ herausfordernden Ohrenschmaus. Werke von KomponistInnen des 20. und 21. Jahrhunderts stehen auf dem abwechslungsreichen Programm, dargeboten vom Klavierduo Kristín Kristjánsdóttir und Annette Harzer. Wer also Übergewicht und Cholesterin fürchtet, findet hier ein ideales Gesundheitsprogramm: Hören statt Mittagessen. …weiterlesen »
Sebastião Salgado: respektvoller Chronist in Zürich
Wie kein anderer beherrscht Sebastião Salgado die Kunst der Schwarzweißfotografie, ohne dabei den Menschen die Würde zu nehmen. Dennoch wäre der Sozial- und Umweltaktivist in den Neunzigerjahren fast an seiner Spezies verzweifelt. Das Zürcher Museum für Gestaltung zeigt derzeit die Ausstellung „Genesis“, eine Fotoreportage, die dem heute 75-Jährigen die Seele rettete. …weiterlesen »
ALTER ! – Kunstaktion auf dem Areal Zoffingen
Am 3. und 4. Mai wird das Areal Zoffingen zur Open Air-Galerie. Die Kunstschule Konstanz und der Künstler Bert Binnig bespielen den Innenhof in der Niederburg und die Fassade zum Rhein mit temporären Installationen. Die Caritas Konstanz stellt das Gelände zur Verfügung. Schirmherr OB Uli Burchardt eröffnet die vom Kulturamt geförderte Kunst- und Mitmachaktion. Bei der Niederburg-Bürgerinitiative „Zukunft Zoffingen“, die Sturm läuft gegen die ihrer Überzeugung nach überdimensionierten Pflegeheim-Pläne der Caritas, dürfte das Event nicht eben Begeisterung auslösen. …weiterlesen »
Dadamm-dadamm-damm-dadamm
Karfreitag ist Bach-Zeit (zugegeben: Weihnachten auch, und die meisten anderen Tage im Jahreslauf nicht minder, außer wenn hitzefrei ist), und zu den allerhöchsten Karfreitagsfreuden gehört einfach die Johannes-Passion. Am Samstag nach Ostern geht es musikalisch hingegen wieder deutlich weltlicher zu, wenn im Konstanzer Konzil drei junge PianistInnen zusammen mit der Südwestdeutschen Philharmonie einige Schlachtrösser der russischen Klaviermusik satteln: Prokofjew, Rachmaninow und Tschaikowski. …weiterlesen »
Zeugenschaft in chaotischer Zeit
Schon wieder Donald Trump? Ist über den US-Präsidenten nicht schon alles gesagt und geschrieben worden? Offenbar nicht. In seinem politischen Tagebuch über Trumps erste Amtsjahre („Abwendbarer Abstieg der Vereinigten Staaten“) analysiert der Autor und Literaturwissenschaftler Robert Cohen (Foto) die Politik im Weißen Haus und die wachsende Opposition. Zudem greift er weit zurück: Es habe schon viel früher begonnen, was mit Trumps Präsidentschaft einen Tiefpunkt erreichte. Andreas Simmen, früherer Programmleiter des Zürcher Rotpunktverlags, hat Cohens Buch gelesen. …weiterlesen »
„Alles ist wunderschön“ im Cabaret
Am Freitagabend feierte das Musical „Cabaret“ in der Inszenierung von Rosamund Gilmore und unter der musikalischen Leitung von Tobias Schwencke im Stadttheater Konstanz Premiere. Die Faszination für die ‚Goldenen 20er‘ ist spätestens seit Kinofilmen wie „The Great Gatsby“ und dem Erfolg der Krimi-Serie „Babylon Berlin“ größer denn je: Insbesondere junge Menschen besuchen Lindy-Hop-Kurse, Electro-Swing-Nächte und Great-Gatsby-Parties. Es ist laut, funkelnd, dekadent – und macht Spaß. Die Zwecksetzung scheint noch dieselbe wie vor fast hundert Jahren zu sein – eine nächtliche Realitätsflucht vor einem deprimierenden, dem Lohnerwerb unterworfenen Alltag und dem Gefühl der (vermeintlichen) politischen Machtlosigkeit. …weiterlesen »
Tuttlinger Krähe, zunehmend weiblich
So weit in den Norden ist die „Tuttlinger Krähe“ lange nicht mehr geflogen: 750 Kilometer reiste die Gewinnerin der „Tuttlinger Krähe 2019“, „die kleine Singer-Songwriterin mit Herz“ Miss Allie, in ihre Heimat Lüneburg. Mit im Gepäck auf der Heimfahrt nach Niedersachsen hat sie mit der Bronzeplastik des Tuttlinger Künstlers Roland Martin einen der wichtigsten deutschen Kleinkunstpreise. Und dazu einen Siegerscheck mit dem Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro. …weiterlesen »