„Nacht und Nebel“ – Die Mörder sind unter uns oder: Der Film, mit dem alles anfing
Als Beitrag zum bitter notwendigen Gedenken an die Befreiung von Überlebenden des KZ Auschwitz vor 75 Jahren laden verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen der Region zusammen mit der VHS zu dieser Veranstaltung ein, auch seemoz ist dabei. Vorgestellt und gezeigt wird das Dokumentarstück „Nacht und Nebel“, 1955 der erste, mehrfach preisgekrönte Film über das Nazi-Vernichtungslager.
Donnerstag, 30. Januar, Kulturzentrum am Münster, Wolkensteinsaal, 19.30 Uhr.
Alain Resnais rekonstruierte in dem Film den „Planet Auschwitz“: die Massenmord-Anstalt, die Filiale von Krupp, Siemens, IG Farben zur industriellen Verwertung der Häftlinge, die Leichengebirge mit den letzten Sterbenden bei der Befreiung. Am Ende blieb die Frage nach den Schuldigen. Der Film gab keine Antwort, weil 1945 alle die Antwort wussten und schwiegen. Aber 10 Jahre später erinnerte Resnais daran, dass die BRD aus dem Schweigen eine lautstarke Rehabilitierung und Amnestierung der Nazi-Eliten gemacht hatte.
Weil Nacht und Nebel dieses Konstrukt radikal in Frage stellte, ließ die Bundesregierung den für Cannes nominierten Film 1956 aus dem Programm streichen. Aber anders als früher gab es diesmal einen internationalen Skandal, Proteste in Westdeutschland und die Aufführung des Films bei der Berlinale. Trotz Zensur wurde der Film so ein Wendepunkt der Erinnerungspolitik in der BRD.
Durch den Abend geleitet Hannes Heer, Dokumentarfilmer und Verfasser zahlreicher Publikationen zur Geschichte von Antisemitismus, Nationalsozialismus, Krieg und Nachkriegserinnerung. Der Träger der Carl-von-Ossietzky-Medaille leitete u. a. die Ausstellungen „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ und „Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ‚Juden’ aus der Oper 1933 bis 1945.“
red