Gescheiterte Megafusion: Können Vonovia-Mieter:innen aufatmen?

Die Elefanten-Hochzeit ist geplatzt: Vonovia, die Nummer eins unter den deutschen Immobilienkonzernen, wollte im zweiten Anlauf die Nummer zwei übernehmen, die Deutsche Wohnen. Am Montag musste Vonovia-Chef Rolf Buch das Scheitern des Unterfangens bekanntgeben, mit dem der mit Abstand größte Immobilienkonzern Europas hätte entstehen sollen. Vom Mieterbund Bodensee wird das Nichtzustandekommen der Megafusion begrüßt.

„Für 625 Konstanzer Vonovia-Mieter ist das eine gute Nachricht,“ erklärte der Pressesprecher des Mieterbunds Bodensee e.V., Winfried Kropp, in einer Medienmitteilung. Denn Vonovia sei bereit gewesen, 18 Milliarden Euro für die Übernahme an die Aktionäre auszuzahlen. „Geld, das die Vonovia-Mieter aufbringen müssten.“

Vonovia hatte den Aktionären der Deutschen Wohnen 52 Euro je Aktie geboten. Dieser Betrag wäre nur fällig geworden, wenn es dem Unternehmen gelungen wäre, bis zum 23. Juli 50 Prozent des Aktienkapitals der Deutschen Wohnen zu übernehmen. Doch diese Quote wurde verfehlt. Tatsächlich wollten bis zum Stichtag nur etwa mehr als 47 Prozent der Aktionäre ihre Wertpapiere an den Vonovia-Konzern verkaufen oder sie in Vonovia-Aktien umtauschen. Daher komme das Geschäft nicht zustande.

Gescheitert ist es indes nicht, weil Aktionär:innen ein Herz für Mieter:innen entdeckt hätten. Vonovia-Chef Buch hat als Verantwortliche für den geplatzten Deal Hedgefonds ausgemacht. Etwa 30 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen seien im Besitz von Investoren, die auf ein besseres Angebot spekuliert hätten, zitiert ihn das Handelsblatt: „Da hat sich offenbar jemand verrechnet“. In diesen Kreisen scheint man darauf gebaut zu haben, die  50-Prozent-Schwelle würde auch ohne eigenes Zutun erreicht, in der Hoffnung, später für die Aktien mehr als die gebotenen 52 Euro abgreifen zu können.

Insofern also wirklich keine schlechte Nachricht für Mieter:innen, wären die doch für die Gier solcher Investoren zur Kasse gebeten worden. Entwarnung gibt es freilich nicht. Vonovia wolle weiter expandieren und sei ständig auf der Suche nach zusätzlichen Wohnungen und Immobilien im In- und Ausland, konstatiert auch der Mieterbund Bodensee. Daher – so seine Empfehlung – sollten Mieter weiter wachsam sein. Ein Drittel der Mieteinnahmen des Vonovia-Konzern flössen in die Kassen der Vonovia-Aktionäre, haben Berechnungen des Mieterbunds ergeben. Ständige Mieterhöhungen für Vonovia-Mieter seien daher vorprogrammiert. „Daran ändert leider die abgesagte Miethai-Hochzeit nichts, sagt Winfried Kropp.

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In Berlin, wo die Deutsche Wohnen allein 115.000 der 157.000 Wohnungen in ihrem Besitz vermietet, kommentierte derweil Ralf Hoffrogge, Sprecher der Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen, den geplatzten Deal: Der Vorgang zeige, dass Berlin seine Wohnungspolitik auf keinen Fall „den Launen der Dax-Konzerne überlassen“ dürfe. „Vergesellschaftung ist und bleibt die einzig stabile Antwort auf die Wohnungskrise“, sagte Hoffrogge gegenüber der Zeitung „nd“. Der Initiative ist es zu verdanken, dass die Berliner*innen am 26. September in einem Volksentscheid über die Enteignung großer Immobilienkonzerne abstimmen können.

MM/jüg (Bild: Vonovia-Zentrale in Bochum; Laurardnk, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)