Tag der Schande

Wir berichten gewöhnlich über Ereignisse im Bund und in anderen Bundesländern nicht tagesaktuell. Was sich heute im Landtag von Thüringen abgespielt hat, bedarf indes eines Kommentars.

Das Paktieren von FDP und CDU mit der Höcke-AfD, um die Wahl von Bodo Ramelow zu verhindern, ist ein Dammbruch, der Schlimmes befürchten lässt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik hat sich damit ein bürgerlicher Politiker mit den Stimmen von Faschisten zum Ministerpräsidenten wählen lassen. Das geschah übrigens genau eine Woche, nachdem im Bundestag der 75. Wiederkehr des Tags der Befreiung des KZ-Auschwitz gedacht wurde. Und es geschah roundabout 90 Jahre, nachdem es in eben diesem Thüringen ein NSDAP-Mitglied in eine Länderregierung schaffte.

Schneller als gedacht erweist sich die von Union und Liberalen oft beschworene Abgrenzung von den Rechtsextremen als heiße Luft. Zu dem unwürdigen Vorgang passt, dass mit Thomas Kemmerich nun ein Politiker der Partei den Ministerpräsidenten stellt, die es mit gerade mal 73 Stimmen über die 5-Prozenthürde geschafft hatte. Doch wenn es um die Macht geht, kennen Leute wie Kemmerich keine Scham. Die eigentlichen Sieger des heutigen Tags der Schande sind die Blau-Braunen, deren Einfluss auf die Politik solcher Demokraten weiter wachsen dürfte. Was immer nun folgt: Im Kampf gegen Rechts muss die Zivilgesellschaft ran, ihr „Widerstand in jeder Form“ ist jetzt gefordert, wie das der Bundesprecher der VVN-BdA, Ulrich Schneider, heute formulierte.

Die Redaktion (Video: Die Linke-Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow gratuliert nicht.)