Wahl in Italien: Wie stimmte unsere Partnerstadt Lodi ab?

Den Sieg des rechtspopulistischen Blocks konnte auch er nicht verhindern. Immerhin aber sorgte Andrea Furegato dafür, dass Lodi, das partnerschaftlich mit Konstanz verbunden ist, nicht ganz unterging im neofaschistischen Sumpf, den die  „Fratelli d` Italia“ mit Matteo Salvinis  „Lega“ und Silvio Berlusconis „Forza Italia“ zusammengerührt haben. Die Wertschätzung und Beliebtheit des neuen Bürgermeisters, da sind sich politische Beobachter einig, war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die PD ( „Partito Democratico“), die italienische Schwesterpartei der deutschen Sozialdemokraten, nicht ebenso verheerende Schläge hinnehmen musste wie Beppe Grillos „Cinque Stelle“, deren Stimmenanteil von 24 auf magere 8,5 Prozent zusammengeschmolzen ist.

Andrea Furegato ist Anhänger und Mitstreiter der linksbürgerlichen PD. Der smarte junge Mann, der wenige Tage nach seinem 25. Geburtstag im vergangenen Juni im ersten Wahlgang mit 59 Prozent der Stimmen zum Stadtoberhaupt gewählt wurde, löste die rechtspopulistische Lega-Anhängerin Sara Casanova ab. Furegato hat an einer Mailänder Uni Ökonomie studiert, ist aktiver Sportler, Judoka und im Besitz des Schwarzen Gürtels. Den Sozialdemokraten sicherte er die 20 Prozent, die sie bisher auch schon hatten. Immerhin.

Die „Fratelli“ hoben regelrecht ab

[the_ad id=“87862″]Ähnlich wie in der Stadt Lodi verlief die Wahl in der Provinz, also im Landkreis Lodi, und selbst im eigenen Block der Rechtsparteien vermochte Giorgia Meloni in Lodi und Umgebung zu räubern: Berlusconis „Forza“, eine Zeitlang stärkste politische Kraft in Norditalien, verlor an der Adda fast die Hälfte ihrer Wählerschaft, Salvinis „Lega“ büsste ebenfalls etwa 8 Prozent ein und kam nun auf gut 13 Prozent. Melonis  „Fratelli“ hoben derweil regelrecht ab, auch im Lodigiano, wo sie sich wie fast überall von etwas über 3 Prozent bei den Wahlen vor vier Jahren hochschwangen, in Lodi  auf über 30 Prozent, also das Zehnfache der letzten Wahlen erzielten. Zusammen mit den MitstreiterInnen des rechten Spektrums reicht es jedenfalls für die absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus.

Briefwahl nur für ItalienerInnen im Ausland

Zeit für eine kurze Erläuterung zum italienischen Wahlrecht: Wer bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus als Einzelpartei oder als Koalition mehr als 40 Prozent der Wählerstimmen einheimst, bekommt zusätzlich 10 Prozent gutgeschrieben, ein Mengenrabatt, der vor etlichen Jahren eingeführt wurde, auf dass leichter für stabilere Verhältnisse in Rom gesorgt werden könne. Gebracht hat es nicht viel – so wenig wie die Wahlpflicht der Bürgerinnen und Bürger. Die Pflicht, vor Jahrzehnten in ein Gesetz gegossen, gilt noch immer, wird aber seit 2006 nicht mehr verfolgt und natürlich auch immer weniger befolgt. Fast 40 Prozent der wahlberechtigten Italienerinnen und Italiener sind auch am vergangenen Sonntag nicht zur Wahl gegangen. Ein Briefwahlrecht gibt es nur für italienische Bürger, die mit Hauptwohnsitz im Ausland leben.

„Jeder tanzt seinen eigenen Tango“

Der Papst kennt natürlich die italienischen Verhältnisse, darauf angesprochen, so war in der Zeitung zu lesen, habe er gelassen reagiert. Er finde es ja auch etwas problematisch, wenn in 20 Jahren 20 verschiedene Regierungen ans Ruder kämen. Aber so sei er halt, der Mensch, sagte der Argentinier, jeder wolle „seinen eigenen Tango tanzen“.

Text: Erich Gropper, Bild: Piazza della Vittoria, Lodi. Quelle: Wikipedia, Gabriele Zuffetti. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.