Corona-Demo: Die ziemlich wirren Höhenflüge des Gerhard Mayr

Für den 3. Oktober sind nun in Konstanz 14 Demonstrationen angemeldet. Zumindest eine davon geht auf das Konto von Gerhard „Gerry“ Mayr, der mit seinen UnterstützerInnen gegen die Corona-Maßnahmen angehen will und versucht, eine Menschenkette rund um den Bodensee zu organisieren. Auch alte Freunde von Mayr fragen sich besorgt, ob der Egomane mittlerweile völlig neben der Spur liegt und immer weiter abdriftet, und zwar weit hinein ins rechte Lager.

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Man werfe einen Blick auf Mayrs ziemlich lausig zusammengeschusterte Webseite, über die er für sein Vorhaben wirbt: www.friedenskette-bodensee.com. Mayr glaubt tatsächlich daran, dass mindestens 20.000 Menschen, vornehmlich aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein, an den Bodensee kommen. Bei der geplanten Abschlusskundgebung auf Klein Venedig, so Mayr bei der Demo in Berlin, werde man „Merkel abwählen“. Doch die Stimmen mehren sich, auch innerhalb des Kreises seiner bisherigen Gesinnungsfreunde, die Zweifel haben, ob man sich mit dem Vorhaben nicht vollends zum bundesweiten Gespött macht. Mayr aber hält an seinem Plan fest und träumt weiterhin davon, in Konstanz eine „Rakete“ zu zünden, wie auf seiner Seite zu lesen ist. Über die von ihm erhoffte „Friedenskette“ rund um den Bodensee schreibt er, und das ist kein Witz:

„Vor 30 Jahren machten sich schon einmal die Menschen auf den Wegum sich von einer Regierung zu lösen. Sie gingen den Baltischen Weg.Dieser war über 600 Kilometer lang. Die drei Länder: Estland, Lettland und Litauen kehrten dem Ostblock dem Rücken und wir gehen gemeinsam 250 Kilometer weit um ein Zeichen zu setzen, dasswir eine keine Regierung wollen welche uns mit einem Virus unter Angst setzt.“

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Man muss kein in Ehren ergrauter Deutschlehrer sein, um aus diesem Text herauszulesen, dass Herr Mayr „nicht die hellste Kerze auf der Covid-Widerstandstorte ist“, wie es ein früherer Mitschüler kürzlich formulierte. Sind wir gnädig und fragen den rundum Getriebenen: Ja, was denn nun? Eine Regierung, keine Regierung oder eine keine? Mit Motorrädern mag sich der Mechaniker Gerhard Mayr ja auskennen, Aufrufe zur gesamtgesellschaftlichen Revolte sollte er aber wohlweislich anderen aus der Aluhut-Abteilung überlassen.

Zum Beispiel seinem treuen Mitstreiter Jens Eloas Lachenmayr. Der gebürtige Überlinger ist seit Jahren mit mäßigem Erfolg als musikalischer Barde unterwegs, hält sich für einen reinkarnierten Bodensee-Druiden und dockte kürzlich bei Mayrs Kampftruppe an. Jetzt schon fiebert er seinem Auftritt am 3. Oktober entgegen, denn auf der geplanten Bühne zu Klein Venedig soll ihm Gerry Mayr einen Auftritt versprochen haben. Geht es nach Lachenmayr, dann steht er da, so wohl sein größter Wunsch, wie er in den sozialen Netzwerken mit entrücktem Blick verlauten ließ, neben Xavier Naidoo, der seit geraumer Zeit für die faschistoide QAnon-Bewegung die tiefbraune Trommel schlägt. Fehlt eigentlich nur noch Attila Hildmann, der die gewünschten 20.000 Friedensfreunde mit veganen Bratwürsten versorgt, unterstützt von rechtsradikalen Reichsbürgern, Rassisten, Antisemiten und anderen gefährlichen Psychopathen aus dieser Szene.

Ich bleibe dabei: Kritik an manchen Corona-Maßnahmen ist berechtigt. Aber wer noch halbwegs ernst genommen werden will, muss sich schon fragen lassen, ob es wirklich Sinn macht, dem behandlungsbedürftigen Egotrip von Gerhard Mayr mit all seinen negativen Konsequenzen weiterhin brav zu folgen.

H. Reile (Text und Foto)

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