Deutschland, das Land, in dem die Drohnen droh’n….

„In die gezielten Tötungen von Terrorverdächtigen in Afrika durch Drohnen sind US-Standorte in Deutschland maßgeblich eingebunden. Das haben Recherchen des NDR-Politikmagazins „Panorama“ und der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) ergeben.“. „Von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen.“ Historische Worte eines Geschichtsbewussten, offensichtlich vom Winde verweht.

Von US-Militärbasen in Deutschland, konkret wurde Ramstein im Taunus benannt, werden also Killerdrohnen gestartet und gesteuert, die in Zielgebieten im arabischen und afrikanischen Luftraum ihre ruchlose Tötungsmission ausüben. Von mittlerweile 29 Opfern ist die Rede, denen man auf diese chirurgisch sterile Art das Lebenslicht ausgeblasen hat.

Nach Schätzungen internationaler Menscherechtsorganisationen fielen allein bis März 2009 mindestens 600 Zivilisten den Angriffen amerikanischer Killerdrohnen zum Opfer. Heimtückischer Mord per Fernsteuerung von deutschem Boden aus? Womöglich mit Wissen und stillschweigender Duldung unserer demokratisch legitimierten Regierung? Deutschland, das Land, in dem die Drohnen droh’n…

Aber was soll die ganze Aufregung? Die Todesdrohnen operieren doch aus der Luft, auch starten sie nicht von deutschem Boden, sondern von exterritorialem US-Militärgebiet, auf dem wir ohnehin nichts zu melden haben. Außerdem: Im „Krieg gegen den Terror“ ist ohnehin längst jedes Tabu gebrochen, jedes menschliche Maß verkommen. Existenzvernichtende und menschenrechtsverachtende Praktiken und Völkerrechtsverletzungen, die jeder einstmals getroffenen Humankonvention Hohn sprechen, sind heute an der Tagesordnung. Willkürliche Verfolgung, Festsetzung und Gefangennahme, Entführung und Folter, gezielte Tötung von Terrorverdächtigen, also Mord, alles legitimiert, geduldet, unterstützt, gerechtfertigt und fortgesetzt euphemisiert von den sogenannten Demokratien dieser Welt.

Die selbsternannte größte unter ihnen gibt die Erstschlagszahl vor: zum Schutze derselben und ihrer hehren Grundwerte, versteht sich. Das nennt man dann wohl präventive Vorwärtsverteidigung, oder wollt Ihr etwa unter der Scharia leben wie die verblendeten Kameltreiber? Und unser Verteidigungsminister ist ganz vorne mit dabei, schwadroniert in vorderster Front diensteifrigst mit. Killerdrohnen sollen es jetzt werden, nachdem ihm die unsägliche Bruchlandung von Eurohawk doch eigentlich ein unüberhörbarer Warnschuss hätte sein sollen. Durchstarten statt Denkpause, recht so. Wer zaudert, ist schon so gut wie tot, denn der Feind schläft nicht, ist längst auch am Drücker.

„Gnade“! Das ist das Wort, mit dem der Koran beginnt. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Damit beginnt die Überlieferung der christlichen Schöpfungsgeschichte. Von Drohnen und Drohungen steht da kein Sterbenswörtchen. Und doch handelt es sich hierbei um die Grundlagen der Werte, um die hier vorgeblich Krieg geführt wird.

Aber unsere Administration wäscht einmal mehr ihre Hände in Unschuld, nochmals Zitat aus der Zeitung: „Die Bundesregierung betonte auf Nachfrage, sie habe keinerlei Anhaltspunkte, dass Drohnenangriffe über Deutschland geplant oder durchgeführt werden.“ Ist ja auch sonnenklar, denn die Drohnen sind doch für das menschliche Auge unsichtbar, Ihr Dummies! Erst recht, wenn es sich um das getrübte Sehorgan eines rechtschaffenen Politikers handelt.

Außerdem achte man auf die verräterische Wortwahl: „Drohnenangriffe über Deutschland“ waren hier ja (noch) überhaupt nicht Bestandteil der Debatte. Angesichts dieser fast schon mutwillig anmutenden verbalen Verschleierung wird umso klarer: Die Gefahr lauert vor allem in dem, was man nicht sieht oder hört. Und erst recht in dem, was man nicht sehen und hören will.

Autor: Siegfried Galter