Fahrradstadt Konstanz?
Anfang August wurde in Konstanz die zweite „Fahrradstraße“ eröffnet. Seitdem steht an der Zählstelle an der Fahrradbrücke die stolze Bezeichnung Fahrradstadt. Ein hochtrabender Begriff. Mittlerweile haben rund 700.000 Fahrräder diese Zählstelle passiert; die täglichen Passagen sind jahreszeitlich bedingt rückläufig. Den ersten Teil des Projekts in der Schottenstraße konnte Mensch noch als Rohprojekt durchgehen lassen; im Laufe der Zeit würden Korrekturen verwirklicht, die ein vernünftiges Resultat zeitigen. Soweit eine wohlwollende Annahme.
Inzwischen aber offenbart die Weiterführung der Route, dass die Verwaltung nicht lernfähig ist. Sie ist nicht willens oder fähig, konsequent zu handeln angesichts klarer Fakten. Dass Autoverkehr ungesund bis tödlich ist. Dass das Fahrrad in der Ökobilanz eine einsame Spitzenstellung einnimmt. Dass Menschen ein Recht haben, besser behandelt zu werden als Karosserien aus Chrom, Stahl und Glas.
Die blaue Theaterschminke auf der Petershauser bzw. Jahnstraße kann nicht darüber hinweg täuschen, dass, schlimmer noch als in der Schottenstraße, Autos den Verkehr dominieren. Festzuhalten ist, dass eine Fahrradstraße mit darauf erlaubtem Autoverkehr ein schlechter Witz ist, garniert mit leicht perversen Facetten. Der Fahrradweg entlang der Bahnlinie zeigt, wie man es besser machen kann. Auch der ist kein Paradies für Radler; immerhin aber versuchen keine Stahlmonster, sich an Menschen ohne Knautschzone anzukuscheln.
Was fehlt an der ansonsten beinahe anstandslosen Trasse, ist eine Ampel am Bahnübergang Schneckenburgstraße. Apropos Ampel: Der Schaltzyklus an der Ampel am Zähringerplatz wie auch der in der Riedstraße – rekordverdächtig. Mit ein wenig bösem Willen könnte man diese als Beihilfe zur fahrlässigen Körperverletzung bezeichnen.
Großzügig wurde ein Tempolimit von 30 km/h verfügt. Wie wird die Einhaltung kontrolliert? Allein der Hinweis auf die Blitzer auf der neuen Rheinbrücke hat erstaunlich zivilisierend gewirkt, zeit-/teilweise zumindest. Radarkontrollen in der Petershauser Straße bzw. Jahnstraße könnten dazu beitragen, dass die Sicherheit der Radler erhöht wird. Unverbesserliche Verkehrsrowdies würden den Entzug der Fahrerlaubnis riskieren, das wäre ein weiterer Pluspunkt.
RadfahrerInnen in Konstanz können nicht wirklich in die Lobgesänge der „Verantwortlichen“ über die „Fahrradstadt Konstanz“ einstimmen. Dazu fehlt es an durchgängig mit Vorfahrt ausgestatteten Wegen. Es gibt zu viele Hindernisse, deren Beseitigung offensichtlich durch die Profilierungssucht der zuständigen Stellen in den Hintergrund gedrängt werden.
Markierungen können das nicht kaschieren. Sie machen im Gegenteil zornig. Und nähren den Wunsch, die Verantwortlichen probeweise ihrer Karossen für ein Jahr zu entledigen. Sie erleben zu lassen, was sie – planvoll – angerichtet haben. Als Sahnehäubchen losgeschickt, ausgebremst durch Tranquilizer, im Nacken Ferrari-Fahrer voller Adrenalin. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
P. Stribl (Text und Bild)
Zum Einzelhandel und Parkplätzen vor der Tür muss sich der Handel klar sein, dass ein Auto 10 Fahrräder blockiert. Wer also auf Autofahrer als Käufer setzt, hat 9 potentielle Kunden weniger. Während der eine Kunde einkauft, können auf diesen Platz keine anderen und ärgern sich.
Das äußert sich bestimmt nicht, indem die Kunden gern und vermehrt kommen. Wer mit dem Auto kommt und keinen Platz findet, fährt eventuell wieder – mit dem Rad findet man immer einen Platz in der Nähe.
Ich finde das offensichtlich. Autofreundliche Städte gibt es zuhauf, die locken keinen mehr, man muss attraktive Alternativen suchen.
Ich fahre gelegentlich mit dem Auto durch die neue Fahrradstraße.
Als Autofahrer stimme ich ebenfalls Herrn Sartor zu. In einer Fahrradstraße sollten Fahrradfahrer immer die ganze Straße für sich beanspruchen und damit den Autofahrern deutlich machen, dass sie hier grundsätzlich erst mal hinterher zu fahren haben.
Ich finde auch, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung zu hoch ist. 30 km/h ist für Radfahrer ganz schön sportlich, viel besser wäre 20 km/h wie am Bahnhof.
@Peter Stribl
Dass gebrochene Rippen sehr schmerzhaft sind, ist bekannt. Ich hatte selbst auch einen Radunfall infolge Unachtsamkeit eines Autofahrers, der die Autotüre vor meiner Nase aufriss. Ich knallte ungebremst dagegen und schlug in hohem Bogen über die Türe einen Salto auf die Straße. Das war auch nicht lustig. Ich kann trotzdem nicht nachvollziehen, was Unfälle mit dem Verkehrskonzept zu tun haben. Regeln haben wir doch für alles. Unfälle werden durch Unaufmerksamkeit, Fehleinschätzung und Missverständnisse verursacht. Das kann kein Mensch verhindern, egal mit welchem Fahrzeug oder ob man als Fußgänger unterwegs ist – und niemand kann von sich behaupten, zu 100 Prozent fehlerfrei zu sein. Gerade weil die Verletzungsgefahr mit dem Fahrrad größer ist, fahre ich lieber vorsichtig. Deswegen fühle ich mich aber nicht schwächer oder gar als Opfer.
Dem Beitrag von Herrn Sartor
>Viele Radfahrer sind sich wohl dessen nicht bewusst und es fehlt an der nötigen Aggression eben in der Mitte der Fahrbahn zu fahren und nicht am Rand.
stimme ich voll zu, denn je klarer das Verhalten, desto mehr können sich andere Verkehrsteilnehmer danach richten. Aggression würde ich durch Selbstbewusstsein ersetzen.
Meine „Jungfernfahrt“ auf der Petershauser Fahrradstrasse hätte an der Ampel am Zähringer Platz in Richtung Allmannsdorfer Strasse fast ein jähes Ende gefunden. Erfreut erblickte ich für Radfahrer eine grüne Ampel, sah aber auch im letzten Augenblick, dass rechts abbiegende Autofahrer ebenfalls Grün hatten. Jahrzehntelange Erfahrung gab mir recht: Die Erlaubnis zum Weiterfahren nahmen die Autofahrer neben und hinter mir ohne den klassischen „Radfahrerblick“ über die rechte Schulter hemmungslos wahr. Sie waren wohl erleichtert, dass sie das Ende der neuen „Fahrradstrasse“ endlich erreicht hatten.
Zum Thema Meinungsbildung des SÜDKURIER
… in Bezug auf die Artikel „Konstanz ist keine echte Radstadt“ vom Samstag, den 10. November 2018 und dem Online Artikel „Norbert Wannenmacher kämpft dafür, dass möglichst alle Fahrradfahrer aufs Fahrrad umsteigen. Ist das wirklich nötig?“ … „ein Streitgespräch über rigorose Rad-Politik“…
Wir vom Aktionsbündnis CICLO möchten das stark verkürzt im SÜDKURIER dargestellte Interview inhaltlich korrigieren. Wir führten kein Streitgespräch, sondern aus unserer Sicht ein Interview in freundlicher Atmosphäre und auf Augenhöhe mit Frau Pfanner, Redakteurin des Lokalteils des SÜDKURIER.
Es wurden aus Platzgründen jedoch in der Print- und Oline-Ausgabe einige Zusammenhänge herausgelöst oder nicht meinungskongruent dargestellt, die uns aber wichtig waren:
1. CICLO ist eine Gruppe, keine Einzelperson
Im Interview traten Norbert Wannenmacher und Coco Cespedes im Team und stellvetretend für eine ganze Gruppe auf. So aber wurde Herr Wannenmacher in den genannten Artikeln vom SÜDKURIER isoliert. Dadurch wird ein eigentlich sachlich verstandenes Problem personifiziert und es wird leichter gemacht, auf diese Person in Form von Shitstorm und möglichst vielen Online Likes oder Kommentaren beim SÜDKURIER und sozialen Netzwerken einzutreten. Persönlichkeitsrechte werden hier aus unserer Sicht außen vorgelassen.
2. Nicht wahrheitsgetreue Berichterstattung und Boulevard Stil
Herr Wannenmacher hat nie geäußert, dass alle Konstanzer aufs Rad umsteigen sollen, oder wie im SÜDKURIER hinterfragt „muss das sein?“ das Radfahren hier verbal zum alleinigen Verkehrsmittel stilisiert wird, sondern schlicht attestiert, dass Konstanz noch keine Radstadt ist, wie es vergleichbare Radstädte sind.
Außerdem wurden Inhalte aus dem Interview und dem Infokasten weggelassen, in denen CICLO darauf hinweist, dass auch der ÖPNV stark verbessert werden müsste. Ebenfalls hat Frau Pfanner von uns erfahren, dass wir nach weiteren Möglichkeiten zur Entlastung der Stadt von einem massiven Anteil der Autofahrer am Gesamtverkehr suchen wie beispielsweise denen der kollaborativen oder Sharing-Systeme. Hier haben wir exemplarisch für eine stärkere Konkurrenz beim Carsharing geworben, weil im Moment unseres Wissens nach nur ein größere Anbieter vor Ort ist – als auch für nicht stationäres Car-Sharing.
3. Multimodaler Mobilitätspunkt
Außerdem haben wir als ein Beispiel für einen multimodalen Mobilitätspunkt den Bahnhof Fürstenberg ins Spiel gebracht. Auf dem Parkplatz von i+R neben dem Bahnhof könnte beispielsweise eine Radstation wie die in Freiburg stehen. Auf der untersten Ebene befindet sich ein Autoparkplatz, darüber das Fahrradparkhaus, noch mal darüber ein ÖPNV Schalter der Freiburger VAG, Reisebüros, ein Café und sogar eine Außenstelle der VHS.
Gegenüber der Bundespolizei existiert ein Parkplatz, der als Fernbusparkplatz dienen könnte.
Oben auf der Brücke käme eine Bushaltestelle der Stadtwerke-Buslinien in Betracht.
Dies vor dem Hintergrund, dass der jetzige Hauptbahnhof spätestens mit der Einführung des C-Konzepts und einem autofreien Areal vor dem Hauptbahnhof den hohen Anspruch an so einen Mobilitätspunkt nicht mehr erfüllen kann.
So haben wir versucht, konkrete Ideen mit ins Spiel zu bringen. Der SÜDKURIER hat diese Passage ausgelassen.
4. Stadt- und Verkehrsplanung
Helmut Knoflacher, ehemaliger visionärer Wiener Stadtplaner und Professor emeritus am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien, hat bereits Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre damit begonnen, Straßen zu verengen, die Ampelschaltungen zugunsten der Rad-, Tramfahrer und Fußgänger zu schalten, usw.
Dies war für die damalige Zeit revolutionär. Das Resultat: Heute ist der Anteil der Verkehrsteilnehmer in Wien, die als ÖPNV-Nutzer (das Tramticket kostet als Jahresticket 365 €, also nur einen Euro pro Tag) oder als Radfahrer bzw. Fußgänger unterwegs sind bei 70% Anteil der Verkehrsteilnehmer und Wien gilt als eine schön begrünte Stadt.
In einem „Flächen-Gerechtigkeitsreport der Berliner Best-Sabel-Fachhochschule wurden 2014 über 200 Straßen vermessen. Nur drei Prozent der Verkehrswege entfielen auf Radwege, gleichwohl der Anteil am Verkehrsaufkommen der Radfahrer immerhin schon bei 15% lag.
Sogar in nahmenhaften Wochenzeitschriften, wie dem Spiegel – Ausgabe Nr. 39 / 22.09.2018 „Wege aus der Staufalle“ – wird klar bilanziert, dass aufgrund des diesjährigen sommerlichen Verkehrsinfarkts in Deuschland eine Mobilitätswende anzustreben ist. Das hohe Verkehrsaufkommen ist ein Gesamtproblem und muss aus unserer Sicht auch im kommunalen Bereich ganzheitlich und nach Nachhaltigkeitsprinzipien überdacht werden.
5. Herr Wannenmacher und (Einzel-)Händler am Stepahnsplatz
Herr Wannenmacher unterrichtet als Berufsschullehrer auch im Einzelhandel, ist ehrenamtlicher Prüfer bei Prüfungen im Einzelhandel für die IHK und pflegte schon immer ein gutes Verhältnis zu Betrieben im Einzelhandel als auch den Ausbildern. Ihm ist die Beibehaltung des guten Verhältnisses wichtig.
Sein Beispiel im SÜDKURIER in Bezug auf Autofahrer (also nicht direkt auf die Einzelhändler gemünzt), die regelwidrig parken, bezog sich darauf, dass bei einem freundlichen Hinweis darauf meist nur mit Aggression reagiert wurde, dass eine ehrliche und sachlich-konstruktive Auseinandersetzung damit von vornherein ausgeschlossen wird.
Diese grundsätzliche Reaktion sah er im Zusammenhang mit dem SÜDKURIER Artikel „Händler üben erneut Kritik“ im Lokalteil Konstanz vom 22. Augsut 2018, wo Herr Neu vom Designerstore und Frau Birsan, Abteilungsleiterin der Yeanshalle zitiert werden. Sie wären auf Kunden mit dem Auto und entsprechenden Parkplätzen angewiesen und hielten den stattdessen neu erstellten Fahrradparkpkatz als nicht zielführend, wirtschaftlich geschäftsschädigend.
Genau da setzte Herr Wannenmacher aber an – hat großes Verständnis für die Einzelhändler – dass ein autofreier und landschaftsarchitektonisch schön gestalteter Stephansplatz gerade im Gegenteil mehr Kunden für Einzelhandel, Tourismus und Gastronomie bedeuten würde.
Das sind die Erfahrungen anderer Radstädte oder Städte nach Einführung von Fußgängerzonen wie zum Beispiel der Fußgängerzone in der Sendlinger Straße/ München, die heute ein Einkaufsparadies geworden ist und früher reine Autostraße war.
Wichtig finden wir von CICLO hier, dass man dem Einzelhandel schon entgegenkommen und überlegen muss, wie Autofahrer beispielsweise in einem nahegelegenen Parkhaus untergebracht werden könnten. Und ob es irgendwelche Möglichkeiten für Bring- oder (Fahrradkurier)Dienste gäbe. Beispielsweise bis an eine mögliche Packstation am P+R Parkplatz am Bodenseeforum.
Der Schwerpunkt liegt hier auf NEU DENKEN, eben das war beispielsweise mit visionärer Verkehrspolitik im SÜDKURIER Artikel gemeint.
6. CICLO und Weiterarbeit
CICLO versteht sich als Aktionsbündnis, möchte zum lokalen Handeln anregen und beabsichtigt, dazu Netzwerke aufzubauen zu politischen Parteien, Naturschutzverbänden, Arbeitskreisen, dem Handel und Gewerbe sowie der Kommunalverwaltung und Bildungseinrichtungen.
Wir wollen Ideengeber sein und möchten in Alternativen zur aktuellen Verkehrspolitik denken.
Und vor allem wollen wir auf Augenhöhe, sachlich und fair mit den Menschen umgehen und reden. Dieser finden wir uns spätestens seit dem aktuellen oben aufgeführten Online-Artikel des SÜDKURIER beraubt.
Wir betonen, dass wir nicht auf eine Gruppe von Raddemonstranten ohne weitere inhaltliche Ausrichtung reduziert werden möchten.
Dazu möchten wir alle Interessenten ganz herzlich einladen!
Wir freuen uns über aufgeschlossene Menschen, konstruktive Kritik und sind jederzeit gesprächsbereit. Und wir laden alle Unterstützer sehr gerne ein, weiter an unseren Aktionen teilzunehmen.
CICLO Konstanz
Aktionsbündnis für eine lebenswertere Stadt
E-Mail: ciclo.konstanz@web.de
Der Artikel „Fahrradstadt Konstanz?“
… deckt sich mit den Beobachtungen unseres Aktionsbündnisses CICLO. Die Fahrradstraße erweckt für uns den Eindruck der Feigenblatt-Politik. Die Radfahrer finden dort trotz Markierung keinen geschützten Raum, es ist keine echte Fahrradachse, weil diese weiter geführt werden müsste. Konsequenterweise über die Allmansdorferstraße bis an die Fähre beispielsweise.
Das Problem an der Weiterentwicklung zu einer Radstadt ist, dass das zukünftige Ergebnis einer „echten“ Radstadt und der damit verbesserten Fahrradinfrastruktur vorher nicht testbar, weil noch nicht eingetreten ist. Sonst würden doch sehr wahrscheinlich der eine oder andere Radler mehr auf den Radstraßen zu sehen sein. Man könnte den autofreien Sonntag einmal pro Monat wieder einführen, aber Herr Burchart hatte dies auf Anfrage zunächst abgelehnt.
Deshalb fänden wir es notwendig, dass die Stadt hier rigoroser Taten walten lässt, um nach und nach ähnliche Achsen für Radler baut bzw. markiert, wie die am Bahndamm entlang. Jedoch auch der müsste noch breiter sein zur Sicherheit der Radler und ein schnelles Vorankommen auf beiden Fahrseiten mit Überholmöglichkeit. Das als Reslutat aus anderen vorbildlichen Radstädten.
Es soll sogar ganz autofreie Städte oder Nordseeinseln geben. Aber so hoch hinaus muss es gar nicht mal sein.
Bei aller berechtigten Kritik an unserer wenig progressiven Stadtspitze, den Namen Fahrradstadt hat Konstanz sicher noch nicht verdient, aber er ist zumindest mal ein Statement in welche Richtung es gehen könnte.
Bürgermeister Langensteiner-Schönborn hatte neulich ja angekündigt, er wolle ab jetzt jedes Jahr eine weitere Fahrradstraße eröffnen. Wir warten noch auf die Ansage, welche Straße 2019 wohl umgewidmet wird. Spätestens nächstes Jahr muss das Tempo dann aber auch deutlich anziehen. Denn wenn wir die Klimaziele von Paris und unser selbstgestecktes 2000 Watt Ziel als Stadtgesellschaft ernst nehmen, dann haben wir nicht Jahrhunderte Zeit um aus Konstanz wirklich eine klimaneutrale Fahrradstadt zu machen. Auch wenn die reaktionäre Lokalredaktion des Südkurier schon in der blauangepinselten Jahnstraße den Untergang des Abendlandes sieht 😉
@Merit Stocker
Meine einzig wichtigen Probleme in dem Zusammenhang sind die beiden Unfälle, die ich erwähnt habe. Verursacht wurden diese von Autofahrern, die meine Vorfahrt mißachtet haben. Wenn Sie gebrochene Rippen als irrelevant betrachten und der freien Fahrt für freie Bürger unterordnen, sagt das eine Menge über Sie aus.
Diese gebrochenen Rippen sind das Resultat einer völlig abwegigen Verkehrspolitik, die de facto Autofahrern den Vorzug gewährt gegenüber Menschen. Der Mensch ist gemacht für das maximale Tempo eines Hundertmeterläufers. Schafft er es nicht, sein Tempo zu kontrollieren im Sinne der Unversehrtheit seiner Mitmenschen, muß er gebremst werden.
Meine Wohnung befindet sich in einer 30er-Zone. Diese Zonen werden nicht aus Jux und Tollerei eingerichtet. Kinder werden am ehesten als Grund der Einführung akzeptiert. Verkehrslärm wirkt sich aber auch auf den Blutdruck aus. Unter anderem deshalb meine Forderung nach Kontrollen. Befände sich in „meiner“ Straße ein Blitzer, er hätte sich in kürzester Zeit amortisiert.
Aus dem Grund mein Vorschlag, einschlägigen Wiederholungstätern die Hardware, das Auto, zu entziehen. Knöllchen werden viel zu lässig aus der Portokasse beglichen und der Führerscheinentzug juckt einen Hardcore-Raser nicht die Bohne. Siehe die „Unfälle“ mit tödlichem Ausgang von Autorennen in Berlin und Köln. Wer angesichts dieser Fakten von Schikanierung von Autofahrern redet, muß mit der entsprechenden Einschätzung zurechtkommen.
Welches ist denn Ihr Problem, Herr Stribl? Das Konstanzer Ferrari-Syndrom?
> Dass Menschen ein Recht haben, besser behandelt zu werden als Karosserien aus Chrom, Stahl und Glas.
Wie kommen Sie denn auf so etwas? Allmählich habe ich die Hetze auf „die Autofahrer“ in Konstanz satt. Genauso gut könnte ich hier über „die Rennradfahrer“ ablästern, die kamikazemäßig rasen, anderen Fahrradfahrern den Scheibenwischer zeigen, weil sie unverschämterweise nebeneinander fahren, usw.
> Großzügig wurde ein Tempolimit von 30 km/h verfügt. Wie wird die Einhaltung kontrolliert?
Kleiner Scherz? Haben Sie den Eindruck, in Konstanz wird noch zu wenig kontrolliert?
Außerdem ist Konstanz nicht Kopenhagen. Im Sommer werden Touristen angelockt, auf Teufel komm raus. Wenn sie dann hier sind, finden sie sich im Chaos wieder – können die jetzt was dafür? Und unsere Nachbarn aus der Schweiz werden kaum mit dem Fahrrad zum einkaufen kommen.
Eine Fahrradstadt kann man nicht einfach so aus dem Hut zaubern. Das braucht ein Konzept, dass stufenweise umgesetzt wird. Bis jetzt sind wir in der Phase 1, Schikanierung der Autofahrer.
In der Jahnstraße gibt es auch Geschäfte und Anwohner, die nicht unbedingt Umwege fahren wollen, um nach Hause zu kommen. Ich finde, ein Miteinander wäre durchaus möglich. Indem man aber polemisiert, erreicht man nur verhärtete Fronten.
Ich erlebe mehr zuvorkommende Autofahrer, als aggressive. Bei den Radfahrern fällt mir auf, dass ein hoher Anteil sich selber kaum an die Regeln hält, sondern bei Rot über die Ampeln, auf der Gegenspur und kreuz und quer fahren, wie es ihnen gerade passt. Mit dem Fahrrad fühle ich mich teilweise genauso bedrängt, wie Sie das auf die Autofahrer bezogen beschreiben. Aber eben nicht meistens. Die Ausnahmefälle werden gerne überbetont.
Letztendlich finde ich, das Verlangen nach einem privaten Raum im öffentlichen Verkehr, ist schon als solches eine abstruse Vorstellung. Als Verkehrsteilnehmer bin ich Teil einer, wie auch immer großen Anzahl von Teilnehmern, die aufeinander reagieren und sich verständigen müssen, um reibungslos aneinander vorbei zu kommen. Je weniger sich da wie die Platzhirsche verhalten, egal mit welchem Gerät, desto besser.
Hallo zusammen!
Ich nutze die Fahrradstraße regelmäßig und als einziges wirkliches Manko kann ich erkennen, dass die Ampelanlage an der Riedstraße nicht wirklich durchdacht ist. Ich würde mir hier wünschen, dass Autos mit größerem Abstand zu der Kreuzung halten müssen, sodass die Radfahrer genug Platz an der Kreuzung haben um die Grünphase auch zu schaffen.
Denkbar wäre für mich auch eine „Dauergrünphase“ für Radfahrer durch die Radfahrerampel und nur gelegentliche kurze Grünphasen für Autos.
Über zu nahen Kontakt der Autos mir gegenüber kann ich mich nicht beklagen. Allerdings ist das sicherlich zwei Dingen geschuldet. Zum einen fahre ich sehr schnell und zum anderen in der Mitte der Fahrbahn. Zweiteres hält die Autofahrer in der Regel vom Überholen ab, da schlicht bei Gegenverkehr der Platz fehlt. Was ich nämlich immer wieder beobachte ist, dass die Radfahrer eng überholt werden, die am Rand fahren. Denn dann ist trotz Gegenverkehr noch „ausreichend Platz“.
Viele Radfahrer sind sich wohl dessen nicht bewusst und es fehlt an der nötigen Aggression eben in der Mitte der Fahrbahn zu fahren und nicht am Rand.
Es ist eine Fahrradstraße und genau so darf und muss sich als Radfahrer auf einer solchen verhalten werden, solange weiterhin Autos darauf verkehren dürfen. Es bedarf sicherlich noch einiges an Zeit, aber wenn auf der Fahrradstraße ein zügiges Vorankommen für PKW nicht mehr möglich ist, dann wird diese hoffentlich bald von den meisten Autofahrern gemieden.
Also nutzt die gesamte Spur – sie steht Euch zu.
Viele Grüße
Daniel
@Luana Thalmann
Mag sein, daß diese Zeilen der Verwaltung sonstwo vorbeigehen, noch. In Erinnerung gerufen sei aber die nächste Gemeinderatswahl. Was nicht ist, kann noch werden.
Zudem, das sei hier nachgeliefert, bin ich in Konstanz in der Byk-Gulden-Straße und am Riedstraßen-Kreisel Unfall-Opfer geworden von vorfahrtsverletzenden Potenzverstärker-Fahrern. Einmal bloß Totalschaden am Rennrad, im anderen Fall vier gebrochene Rippen.
Was Wunder, daß ich mir die Markierung „Bitte Rücksicht“ an normale Straßen wünsche bis hin zu drastischen Strafen für Verkehrsrowdies. Man wird zum Fahrrad-Stalinisten konditioniert durch die normalen Verhältnisse, erst recht aber durch die Neusprech-Maskerade, die diese Stadt betreibt.
@Luana Thalmann
Richtig ist, dass sich die Stadt voreilig mit dem Titel „Fahrradstadt“ schmückt, ohne ihn zu verdienen. Da müssen noch sehr viele Kilometer zurückgelegt werden, bis der Anspruch mit den Realitäten halbwegs Schritt halten kann.
Falsch aber ist, liebe Frau Thalmann, dass dieser und andere Texte auf seemoz in der Verwaltung nicht gelesen werden. Das Gegenteil ist der Fall. Kleine Info noch: Alleine im Oktober verzeichnete seemoz über
90 000 Seitenaufrufe, Tendenz steigend.
Von der Verwaltung liest diesen Artikel doch keine „Socke“.
Lesen wird ihn der Pressesprecher mit dem Kommentar:“Ach, Seemoz wieder!“ und den Artikel dann archivieren!
Für mich, uns sind die Beobachtungen und die Kritik absolut richtig.
Konstanz als Stadt den Beinamen „Fahrradstadt“ zu verpassen ist ein Witz, solange soviele Blechkarossen hier ihren Gestank und ihre Überflüssigkeit täglich absondern.
Herr, lass Hirn regnen!