Hoffnungsträger Pantisano – nicht nur für Konstanz
Die Oberbürgermeisterkandidatur von Luigi Pantisano weckt durchaus Hoffnungen, auch bei konservativen DemokratInnen im Bodenseekreis. Wer dem in den letzten Jahren gewachsenen Selbstbewusstsein und einem Wunschzettel vom gegenüberliegenden Ufer einmal etwas Aufmerksamkeit schenkt, versteht, aus welchem Grund die Hoffnungen in mehreren Städten und Gemeinden bei Luigi Pantisano liegen.
Da ist zunächst der Wunsch nach einer echten Europa-Region, die den Namen auch verdient, das bedeutet unter anderem ein ÖPNV-Bündnis mit der Schweiz und Österreich, unter der Berücksichtigung eines 365-Euro-Tickets nach dem Vorarlberger Modell, und den Willen für wesentliche Aufgabenstellungen Lösungen aus einem Guss bieten. Ein wirkungsvolles Grenzen überwindendes ÖPNV-Konzept, eine gemeinsame touristische Marketingstrategie und zukunftsweisende Mietwohnungs(bau)planungen wären zu nennende nahe liegende Erfordernisse.
Im Öffentlichen Nahverkehr beispielsweise: Während das Land Baden-Württemberg sich mit kleinsten Schritten einem Landesticket nähert, das in einigen bestehenden Europa-Regionen längst umgesetzt ist und etwa in Berlin-Brandenburg den Ticketerwerb zum Kinderspiel macht, von der kostenlosen Schülerbeförderung einmal abgesehen, scheitern Einheimische und touristische Gäste regelmäßig an der Tarifvielfalt diverser Verkehrsverbünde, die eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind überflüssig. Es fehlt ein „Rund um den See“-Ticket, das von vielen GastgeberInnen in vielen Gemeinden seit Jahren nachgefragt wird, das die gewählten CDU-PolitikerInnen nicht gebacken kriegen. Ich habe seit 2014 mehrfach über das Tarifchaos geschrieben.
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Anstelle einer sinnvollen, regionalen Tourismusförderung unter besonderer Beachtung ökologischer Erfordernisse bekam die Region einen Mix selbsternannter touristischer Dachorganisationen, zu denen die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH (DBT) und die Internationale Bodensee Tourismus GmbH (IBT), wie auch weitere und mehr als 30 Tourist-Informationen rund um den See gehören, von denen SpötterInnen behaupten, es wären mehr als vorhandene Rettungsringe. Um kurz das ärgerlichste Beispiel einer Fehlinvestition herauszustellen, nenne ich die DBT, die im laufenden Jahr anscheinend einen Zuschussbedarf von 1,27 Millionen Euro erfordert, und die seit 2013 nichts weiter produziert als Schulden in Millionenhöhe. Dazu kommt, dass der Bodenseekreis wegen eigenen Unvermögens der DBT jährlich hohe Beiträge an die IBT, im Jahr 2020 wohl 195.000 Euro, überweist. Zusätzlich müssen zahllose Tourist-Informationen nochmals mit Millionen aus Gemeindekassen gestützt werden. Es würde Sinn machen, das touristische Marketing wie auch den ÖPNV für die gesamte Region in Konstanz zu bündeln.
Die IBT hat einfach die besten Voraussetzungen, das nötige Wissen und die langjährig erwiesene Kompetenz einer internationalen Marketingorganisation, während eine nennenswerte Leistung im Bodenseekreis von der ehemaligen Leiterin der Gemeinde Tourist Information Immenstaad, Ute Stegmann, niemals erwartet werden kann. Seit 2016 fordern Gastgeberorganisationen die Auflösung, der – auch vom Bund der Steuerzahler (BdSt) – heftig kritisierten DBT-Gesellschaft.
Die Herausforderungen den Wohnraum betreffend stellen Städte und Gemeinden vor ganz neue Aufgaben, bei denen auf lange Sicht Homeoffice für Eltern, SchülerInnen und StudentInnen eine wesentliche Rolle spielen, die hinsichtlich der Wohnungsgröße, Bezahlbarkeit, dem ökologischen Wohnumfeld, nach kreativen Umsetzungen und Sachverstand rufen. Allein Siemens will 140.000 Arbeitsplätze ins Homeoffice verlegen, die Allianzversicherung hat ähnliche Vorstellungen und zahllose weitere werden folgen. Da spielen autofreie Fußgängerzonen mit hoher Aufenthaltsqualität, Grün in Gärten, Parkanlagen und zwischen den Häuserzeilen eine wichtige Rolle. Für den Leerstand in Bürohochhäusern werden neue, eigene Lösungen nötig.
Schade nur, dass der derzeitige Oberbürgermeister für moderne Lösungen keinen Blick hat und lieber seine uniformierten Freunde das Stadtklima in jeder Hinsicht gestalten lässt. Das kürzlich besetzte und nun geräumte Haus böte beste Möglichkeiten für ein Modellprojekt. Nun ist auch ein Luigi Pantisano kein Supermario, aber er hat einen unverzichtbaren Vorteil: Den, die KonstanzerInnen und MitarbeiterInnen der Verwaltung für sich einzunehmen, sie für eine Mitarbeit zu begeistern, ihren Sachverstand zu nutzen und die Freude, dass alle ihn unterstützenden Initiativen und Parteien eine wesentliche Rolle spielen.
Peter Groß