Kein Fall von Zensur
Seit Wochen wird intensiv und heftig über die Causa Südkurier/Lünstroth debattiert. Ausgehend von der seemoz-Berichterstattung schwappte das Thema weit über den lokalen Suppenteller hinaus, sehr zum Verdruss der Südkurier-Chefredaktion. seemoz hat sich in den zurückliegenden Wochen eindeutig positioniert und wähnt weiterhin, wie viele andere auch, die Presse- und Meinungsfreiheit in Gefahr. Nun meldet sich mit Tobias Engelsing eine in der Stadt prominente Stimme, die anderer Meinung ist und kritisch gegensteuert.
Die Tränenschale für den bisherigen Kulturredakteur der Südkurier-Lokalredaktion Konstanz, Michael Lünstroth, füllt sich zunehmend mit Krokodilstränen: Einige stadtbekannte Aktivisten, Kommunalpolitiker, Gewerkschafter, Hochschulpressesprecher samt Rektoren, verbitterte ehemalige Südkurier-Redakteure und basisdemokratisch bewegte Kino-Retter beklagen einen vorgeblich schmählichen Angriff auf die Pressefreiheit und auf den edlen Ritter Lünstroth.
Manche Mitglieder dieses Trauerchores habe ich in den vergangenen neun Jahren allerdings über diesen Redakteur bitter klagen hören, dem sie nun ihre späte Liebe nachtragen. In diesen Chor kann ich nicht einstimmen. Denn der „Fall“ Lünstroth spielte auf einer weitaus weniger spektakulären Ebene. Nach meiner Kenntnis der relevanten Fakten des arbeitsrechtlichen Falls ging es hier ersichtlich nicht um eine Gefährdung der Pressefreiheit. Es ging auch nicht um Zensur, also um die Unterdrückung von Nachrichten oder zulässiger Meinungsäußerung.
Zunächst standen – ganz alltagspraktisch – berufsethische und arbeitsrechtliche Fragen im Raum, mit denen jeder Redakteur konfrontiert sein kann, wie ich aus eigener Erfahrung als früherer Konstanzer Lokalchef des Südkuriers weiß. Die Fragen lauteten: Hatte der engagierte Autor Lünstroth in mehreren Berichten Kommentar und Nachricht vermischt, hatte er, wie die Stadtverwaltung vortrug, Fakten zum Fall „Scala“ ausgelassen, einseitig berichtet und damit die presserechtlich gebotene Sorgfaltspflicht verletzt? Und: Hatte er einen Text ohne Absprache mit seiner Redaktionsleitung ins Blatt gehoben und damit eine Verletzung seiner Dienstpflichten begangen?
Das war der arbeitsrechtliche Vorwurf seines Arbeitgebers, der deshalb auf übliche Weise abgemahnt und seinen Redakteur für einige Zeit aus der journalistischen Tagesproduktion abgezogen hat. Damit muss jedoch rechnen, wer seiner Leserschaft Tag für Tag gedruckt vorhält, was richtig und falsch sei. Journalisten – auch dafür mache ich eigene Erfahrung geltend – neigen jedoch dazu, selbst alltägliches eigenes Versagen zu negieren und in ein Versagen der Mächtigen umzudeuten: Danach ist immer gleich die Pressefreiheit in Gefahr, wenn die Arbeit eines Redakteurs kritisiert, an Grundsätzen des Arbeits- oder Presserechts gemessen und sanktioniert wird.
Im konkreten Fall hat Michael Lünstroth sachlich reagiert: Er hat der Abmahnung unter Hinweis auf die seiner Ansicht nach unklaren Verfahrensabläufe in der Redaktion widersprochen und er hat auch in Bezug auf die Vorlagepflicht von Texten eine andere Sachverhaltsdarstellung vorgetragen. Er hat jedoch nicht gegen die Abmahnung geklagt, weil er eine Eskalation bewusst vermeiden wollte.
Kaum einer der Großkritiker des Südkurier – dem man ja durchaus vorwerfen kann, im Lokalteil seit einiger Zeit etwas blutleer und geschichtenarm geworden zu sein – hat diesen rechtlich relevanten Sachverhaltsfragen die gebotene nüchterne Aufmerksamkeit gewidmet. Stattdessen wurde über Fakten munter spekuliert, ganz nach Goethes ironischem Rat an Winkeladvokaten: „Im Auslegen seid fleißig und munter, legt Ihr nichts aus, so legt Ihr was drunter.“
Die in Teilen schrille Kampagne zugunsten des vermeintlichen oder tatsächlichen Opfers von Chefredakteurs- und Verlegerwillkür dürfte dem engagierten Redakteur im Innenverhältnis sogar zusätzlich geschadet haben: Wenn noch eine Vertrauensbasis bestanden haben sollte, war sie durch diesen Schlachtenlärm extrem gefährdet. Ohne die „Rettet den Lünstroth“-Kampagne hätte Michael Lünstroth, der lange Jahre den vollen Rückhalt seines Chefredakteurs genoss, diesen Konflikt mit seinem Arbeitgeber schadlos überstanden und wäre nach Abklingen der Erregung in seine alte Tätigkeit zurück gekehrt – auch deshalb, weil er eine der sprachbegabtesten und – auch das sei gesagt – wenig zimperlichen Federn des Hauses war. So aber sah sich der Südkurier zuletzt bundesweit als angeblichen Killer der inneren Pressefreiheit an den Pranger gestellt: Für einen ehrgeizigen Chefredakteur, der Zeitungspreise sammelt wie andere Leute Tankgutscheine, war das keine gute Imagepflege.
Nach dieser Kampagne gab es kein Zurück: Der lokale Kulturredakteur Lünstroth mutierte zwar zum Medienstar der SWR-Landesschau, im Hause Südkurier aber war der Ofen aus. Jetzt meinen einige Kämpfer für die Pressefreiheit, der Konstanzer OB trage, weil er interveniert habe, die Schuld an Lünstroths höchsteigener Kündigung. Mittelbar unterstützen sogar die beiden Hochschulrektoren diese Sicht, haben sie doch ihre Unterschrift unter einen entsprechend flammenden Appell ihrer Pressereferenten gesetzt.
Das allerdings ist ziemlicher Unsinn, denn tatsächlich dachte der politisch linksliberal positionierte Lünstroth schon längere Zeit daran, das liberal-konservative Regionalblatt eines Tages zu verlassen. Auf das goldene SK-Treueabzeichen, das in Ehren ergraute Redaktionssoldaten erhalten, legte er jedenfalls keinen besonderen Wert. Dann kam der Zoff und nun hat er etwas Besseres gefunden und geht. So etwas kommt vor, die Pressefreiheit in deutschen Landen ist durch die Causa Lünstroth jedenfalls in ihren Grundfesten nicht erschüttert worden.
Ausgehöhlt wird sie allerdings durch andere Entwicklungen, die unsere Medien seit Jahren zunehmend prägen: Durch den Zwang zur immer eiligeren, skandalisierenden, dramatisierenden und damit bewusst verkürzenden Boulevardisierung der Texte und durch einen pseudo-investigativen Belastungsdruck, der zunehmend die Herrschaft des Verdachts gegen das sorgsam abwägende Urteil begründet. In manchen seiner Texte ist auch Michael Lünstroth solchen Strömungen erlegen.
Manche Kritiker von Lünstroths vermeintlich skandalöser Demontage aber werden beim nächsten Südkurier-Jubiläum wieder brav vor dem Buffet anstehen und hoffen, später mit auf dem Bild zu sein. Das könnte bitter werden. Herbert Wehner, der berühmte Fraktionsvorsitzende der SPD im Deutschen Bundestag, rief 1975 der CDU-Fraktion, die wütend den Plenarsaal verlassen hatte, einst nach: „Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen.“
Tobias Engelsing (Der Autor des Gastbeitrags [s. Foto] war von 1992 bis 2006 Leiter der Südkurier-Lokalredaktion Konstanz. Seither ist er Direktor der Städtischen Museen.)
2 Sachen finde ich an diesem Meinungsbeitrag bemerkenswert. Erstens finde ich es großartig, dass eine eindeutige Gegenmeinung vom Redaktionsteam hier veröffentlicht wird. So stellt man sich doch Pressefreiheit vor und ich finde es wertvoll, wenn hier konträre Positionen dargestellt werden. So wünscht man sich doch die freie Presse. Großes Lob, liebes Seemoz-Team!
Zweitens finde ich es bemerkenswert, dass Herr Engelsing Abmahnungen für ein ganz normales Mittel hält („der deshalb auf übliche Weise abgemahnt“). Das spricht ja Gruseliges über das Arbeits- und Betriebsklima in Südkurier und städtischen Museen. Ich zumindest halte Abmahnungen keineswegs für ein „normales Mittel“ im Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und -geber. Wer als Arbeitgeber darauf angewiesen ist, mit Abmahnungen scheinbar um sich zu werfen auch bei Nichtigkeiten, der hat offensichtlich viel mehr ein Problem mit seinen eigenen Führungsqualitäten als mit den Arbeitnehmern.
zu Bernd, letzteres.
Es geht vielleicht auch gar nicht nur um das beliebte Kino, sondern grundsätzlich auch um die Verrammschung der Innenstadt. In Konstanz ist das noch Jammern auf hohem Niveau, das ändert aber nichts daran, dass durch die Causa Scala Bewußtsein dafür entstanden ist, auch Dank Herrn Lünstroth. ‚Trotzdem hat er schlecht recherchiert und dem OB Realitätsverlust unterstellt. Ich frage mich, wo der wirklich war, bei den Unterstützern, beim OB oder bei ihm. Es war wirklich grenzlastig, auch wenn er bestimmt vielen Lesern scheinbar aus dem Herzen geschrieben hat. Verantwortungsvoller Journalismus geht anders.
So sehr ich Herrn Nix nicht schätze, dass er im Beitrag der SWR- Landesschau über das Telefonat mit dem OB gelogen hat, das glaube ich auf keinen Fall. Die Stellungnahme zum Telefonat von Seiten des Bürgermeisters war eindeutig kein Dementi. Wenn mir jemand so etwas unterstellen würde und es wäre unwahr, hätte ich das sofort energisch dementiert und Anzeige wegen Verleumdung gestellt. Wenn er jedoch tatsächlich so zu Herrn Nix gesprochen hat, auch wenn für mich nachvollziehbar ist, da der Menschen mit seiner unsäglichen Art sicher auf die Palme bringen kann, dann frag ich mich doch, wie sich der OB tatsächlich gegenüber dem Südkurier geäußert hat. Darauf gibt es bis heute keine Antwort.
Dass der Südkurier auf Landräte und OB´s reagiert, gleichzeitig, wenns der Auflage dient, Menschen über die Klinge springen lässt, z.B. Herrn Riem, das macht mich wütend. Bitte nicht falsch verstehen, dass über das Defizit berichtet wurde und die Verantwortung oder Mitverantwortung von Herrn Riem thematiesiert wurde, das war richtig. Die Frage ist nur wie. Der von Herrn Engelsing thematisierte pseudo-investigative Belastungsdruck lässt grüssen. Doch in diesem Fall hat man zumindest nachgeliefert, auch ihn dann noch mehr oder weniger zu Wort kommen lassen. Weshalb ist der Südkurier im Fall Scala anders vorgegangen und hat eine Abmahnung ausgesprochen? Obrikeitshörigkeit bei einer unabhängigen Tageszeitung?????
Das Schweigen vom Südkurier, das Umschiffen klarer Aussagen von Seiten der Verwaltungsspitze, halte ich für unverzeihlich. Ein Ausraster am Telefon mag nicht akzeptabel sein, aber gewiss verzeihlicher als das, was uns hier als Bürger zur Zeit serviert wird.
Ob Herr Lünstroth formale Fehler bei seiner Berichterstattung unterlaufen sind, kann ich nicht beurteilen, aber inhaltlich hat der Artikel mir aus der Seele gesprochen: Es ist unendlich traurig, dass das Scala-Kino als kulturelle Institution schließen muss und nun austauschbarer Kosmetik-Discount an seine Stelle kommt. Natürlich sind hier in der Politik – vor allem Bauamt, Oberbürgermeister und Stadtverwaltung – Fehler gemacht worden, und zwar schon vor längerer Zeit, wer sonst als der OB und das Bauamt bestimmen denn die Zukunft unserer Stadt? Und genau darauf hat Lünstroth in seinem engagierten Artikel hingewiesen.
Die Entscheidung ist nun gefallen, und zwar wie gesagt schon vor langer, langer Zeit und wir müssen damit leben, ob wir wollen oder nicht aber ein schaler Beigeschmack bleibt dennoch übrig. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Die Stadtverwaltung WOLLTE oder KONNTE das Scala- Kino nicht retten. Hoffen wir mal Letzeres.
und tut mir leid wenn ich doch noch einmal nachfragen muss?
Wer ist denn auf die Idee gekommen, dass ‚der engagierte Autor Lünstroth in mehreren Berichten Kommentar und Nachricht ’scheinbar‘ vermischt hatte?- ‚wie die Stadtverwaltung vortrug‘?
‚Wie es die Stadtverwaltung vortrug‘ bedeutet: Es war die Stadt- verwaltung.
Nur dann muss eines ’sorgsam abwägende Urteils‘ zuliebe, die folgende Passage in Herr Engel-’sings‘ Essay folgendermassen geändert werden:
‚Das war der (arbeitsrechtliche?) Vorwurf der Stadtverwaltung – dem sich sein Arbeitgeber angeschlossen hat, der deshalb auf übliche Weise abgemahnt und seinen Redakteur für einige Zeit aus der journalistischen Tagesproduktion abgezogen hat.
Damit kann doch keiner rechnen, wer einen Arbeitgeber hat, der seiner Leserschaft Tag für Tag gedruckt vorhält, was richtig und falsch sei.
Der Beitrag von Herrn Engelsing vermag weder mit Fakten aufzuwarten noch liefert er neue Erkenntnisse, sondern stützt sich auf Vermutungen, die aus dem Fokus eines lojalen Stadtbediensteten heraus angestellt werden.
Nimmt man hingegen die nicht wenigen Berichte aus dem Inneren der Lokalpresse wie aus dem Inneren der Stadtverwaltung, ergibt sich nach wie vor das Bild, wie beschrieben: Auf der einen Seite ein Chefredakteur, der die Wahrnehmung der zugewiesenen Rolle eines kritischen Beobachters von kommunalen politischen Entwicklungen unter zunehmenden ökonomischen Druck weitgehend aufgibt. Auf der anderen Seite ein Stadtoberhaupt, der die Leistungen seiner Verwaltung nicht genügend publizistisch gewürdigt sieht und sachkritische Beschreibungen zunehmend auf die eigene Person bezieht. In beiden Fällen ist Angst das Handlungsmotiv – und dies ist mit Sicherheit weder einem freien Pressewesen noch einer bürgernah handelnde Verwaltung zuträglich.
Die Alternative wäre eine Redaktion, die ihre regulative Aufgabe einer vierten Gewalt völlig frei wahrzunehmen in der Lage ist und eine souveränen Stadtführung, die es sich leisten kann, Kritik der Öffentlichkeit und der Presse als positiven Gestaltungsbeitrag anzunehmen.
Tobias Engelsing – ein Düffel-Doffel?
Och Herr Engelsing, jetzt seien Sie doch nicht so – ja wie eigentlich? Sind Sie auch ein „stadtbekannter Aktivist“? (ich bin davon überzeugt) oder eher ein „verbitterter ehemaliger Südkurier-Redakteur“? (Chefredakteur sind Sie ja nie geworden). Sie kommen mir aber aktuell doch eher vor wie ein „Düffel-Doffel“, was immer Herbert Wehner damit meinte, vielleicht: Ein sich brav gebender Bildungsbürger, der alles auf die vermeintlichen „relevanten Fakten“ reduziert, dabei wissen Sie selber sehr genau, dass das nicht stimmt. In einer das Mauscheln so liebenden Stadt wie Konstanz ohnehin nicht. Und schlicht falsch ist es, wenn Sie meinen, die „schrille Kampagne“ hätte eher das Aus bedeutet für Michael Lünstroth. Sie wissen wohl, wie die Verhältnisse in der Lokalredaktion sind (als bekannter Netzwerker waren Sie eigentlich immer gut informiert), Sie haben sicher auch längst vernommen, um es vorsichtig zu formulieren, dass dort die Atmosphäre nicht mehr wirklich positiv ist, nicht förderlich für ein gedeihliches Zusammenarbeiten. Belassen wir es dabei, nur eins hat mich an Ihrem Gedruckten stark irritiert (früher hatten Sie mehr Stil): Der wirklich billige Abgang mit dem „Buffet“. Ihre Artikel im Südkurier waren besser.
Ach, Herr Engelsing, hätten Sie als Insider beider Seiten zu dieser Thematik doch nur geschwiegen. Dieses Desaster wird durch Ihre völlig überflüssige und in Teilen falsche Darstellung immer abwegiger. Konstanz braucht wirklich kein Amtsblatt mehr.
Es ist schön, wenn wir als Leser über Kommentare und Gastartikel etwas mehr erfahren. Abgeschlossen ist die Geschichte leider nicht. Hier ist Glaubwürdigkeit verloren gegegangen, vor allem durch dem Umgang in der Angelegenheit, von Seiten der Redaktion und auch der Stadt. Das ist mehr als bedauerlich und hat allen geschadet. Dass der Südkurier weiter schweigt und von der Verwaltungsspitze nicht aufgeklärt wird, was genau besprochen wurde und mit welchem Ziel, unterminiert das letzte Vertrauen. Warum äußern sie sich nicht, wenn doch alles im Rahmen und in Ordnung war? Ich finde es in Ordnung, wenn bei schlecht recherchierten Artikeln Beschwerde eingelegt wird, auch von Seiten der Stadt. Ich kann es sogar nachvollziehen in Anbetracht der Artikel übers Scala. Nur wie ist das genau geschehen und weshalb hat der Südkurier mit einer Abmahnung reagiert, wenn er solches in anderen Fällen eben nicht getan hat. Weshalb, wenn doch alles in Ordnung ist, wird geschwiegen und rumgeeiert (sorry Herr Rügert)? Das hier ist vielleicht weniger ein Angriff auf die „Pressefreiheit“, denn eine Provinzposse, die das Vertrauen derer, die sich noch für Lokalpolitik interessieren oder die Lokalzeitung lesen, enttäuscht. Welchen Grund soll es noch geben die Zeitung zu lesen oder zur Kommunalwahl zu gehen, wenn der Eindruck entsteht, dass hinter verschlossenen Türen Einfluß, möglicherweise unstatthaft, auf die Berichterstattung genommen wird. Dem lässt sich nur noch mit Offenheit entgegetreten, es sei denn es war wirklich anders und mehr als sachliche Kritik mit der Bitte um Richtigstellung.
Der Fisch stinkt nach wie vor.
In der Tat, viel Glück wird er brauchen, beim Onlineportal thurgaukultur. Zuletzt ja ein ziemlicher Schleudersitz. Rolf Müller dürfte das wohl selbst am Besten wissen…
Damit ist der Fall Lünstroth erledigt, nicht aber die zahlreichen Fragen, wie es um den plakatierten „unabhängigen“ Journalismus beim Südkurier bestellt ist. Dieses Attribut kann man angesichts der zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen, wie es heute für eine Lokalzeitung aber auch unvermeidbar ist, von der Titelseite streichen. Alles andere wäre eine Irreführung.
Danke Tobias Engelsing für den Beitrag. Und Michael Lünstroth viel Erfolg ennet der Grenze.
Dass etwas faul ist an der Sache, sieht man daran, dass die Angesprochenen auf Fragen nicht antworten, sondern einem Dritten einen PR-Auftrag aufhalsen. Dieser Auftrag ist klasse erfüllt worden. Im Sinne der Auftraggeber.
In dem Artikel wird der arbeitsrechtliche Vorwurf breitgetreten -Dienstpflichtverletzung, Vermischung Fakten/Kommentar etc.
Der Punkt ist aber ein anderer. Es stellt sich die Frage, ob diese Vorwürfe nicht ein Vorwand sind, um einen kritischen Journalisten kaltzustellen und gegenüber dem OB einen Knicks zu tun?
Also hat der OB mit dem Zaunpfahl gewunken? Und hat die Chefetage des Südkurier anstatt für die Glaubwürdigkeit des Mediums einzustehen, den Anlass genutzt einen kritischen Geist abzuservieren?
Dies ist der zentrale Punkt. Ich muss gestehen, die Stellungnahme Engelsing umschifft diesen zentralen mit einer geradezu bestechenden Eleganz.
Aber eben sie umschifft ihn, anstatt ihn anzusprechen.
Schön, wenn (ehemalige) Mitarbeiter so loyal gegenüber ihrem (alten) Arbeitgeber sind. Auch wenn der Versuch den weiterhin bestehenden Skandal kleinzureden verständlich ist, wird in diesem Aufsatz jedoch vergessen, dass die sehr wohl erlaubten und nötigen Fragen über die Rolle der Verwaltungsspitze nach wie vor nicht zufriedenstellend beantwortet wurden.
Das interne Verhältnis eines Verlages zu seinen Redakteuren ist die eine Sache, die andere aber ist die Form der Einflussnahme der Verwaltungsspitze auf die – eh schon – gewogene Presse. Herr Dr. Rügert hat sich hier zwar an der Diskussion beteiligt, aber nach wie vor ist er den Fragen bezüglich des konkreten Inhalts des direkten Gesprächs zwischen OB und Südkurier und was der OB mit diesem Gespräch bezwecken wollte, ausgewichen.
Hier tut Aufklärung weiterhin Not, denn das ist eben gerade keine Südkurier-interne Angelegenheit. Ich hoffe sowohl seemoz, als auch die Fraktionen lassen sich nicht so einfach abspeisen, denn im Gegensatz zu den normalen Bürgern, haben diese eine rechtliche Grundlage, um Informationen zu erhalten.
Nun problematisch ist sicher, dass der ganze Vorhang in Zusammenhang mit einer Beschwerde von Seiten des OB (?) ins Rollen kam. Was genau gesagt wurde, mit welchem Ziel das Gespräch zwischen Südkurier und OB geführt wurde, ist nach wie vor nicht geklärt. Wenn sich Otto Normalleser beschwert, passiert halt in der Regel kaum etwas, ganz sicher aber erfolgt keine Abmahnung an den Journalisten. Selbst die Forderung nach Richtigstellung von Seiten Betroffener wird durchaus auch mal ignoriert.
Pseudo-investigativer Belastungsdruck ist ein sehr schönes Wort, das es ganz gut trifft, an welchen Stellen Presse und andere Medien kränkeln. Für manche Menschen hatte dies schon fatale Folgen für ihr weiteres Leben, ohne dass richtig gestellt wurde, geschweige denn Abmahnungen verteilt wurden. Aus genau diesem Grund ist die ganze Causa Lünstroth auch ein Problem.
Unklare innere Abläufe im Südkurier mögen zu der Entwicklung des Konflikts beigetragen haben.
Danke jedenfalls an Herrn Engelsing für den Beitrag, das hat etwas mehr Licht ins Dunkel gebracht.
Ich gehöre übrigens nicht zu den Menschen, die beim Südkurier am Buffet stehen und auf ein Foto hoffen, ich bin keine Scala-Unterstützerin und fand die Berichterstattung zu diesem Thema tendenziell und schlicht lausig recherchiert. Trotzdem hält sich mein Verständnis für den Umgang in dieser Sache schwerst in Grenzen.
Gerade, wenn ein Monopol besteht, zumindest was die Lokalberichterstattung betrifft, wäre ein anderer Umgang, mehr Verantwortungsbewußtsein und größere Sorgfalt notwendig gewesen. Unklarheiten in den inneren Abläufen kann ja wohl kaum als Entschuldigung herhalten und dann mit einer Abmahnung zu reagieren, die nicht erfolgt wäre, hätte sich Fritz Müller beschwert, das war schwach. Hier liegt grundsätzlich in der derzeitigen Lokalredaktion etwas im Argen, das sehe ich nicht bei einzelnen Journalisten, sondern auf der Führungsebene, in der Personlaführung und in mangelender Sorgfalt. Dass der Südkurier dadurch Schaden genommen hat, liegt in erster Linie daran, ganz sicher nicht daran, dass darüber berichtet wurde. Trotzdem danke.
Ach so?
Dann ist ja alles in bester Ordnung – und manche von uns sind nur ‚durch den Zwang zur immer eiligeren, skandalisierenden, dramatisierenden und damit bewusst verkürzenden Boulevardisierung der Texte und durch einen pseudo-investigativen Belastungsdruck, der zunehmend die Herrschaft des Verdachts gegen das sorgsam abwägende Urteil begründet – Strömungen erlegen‘?
Und ‚das Buffet‘. – Das Buffet!
Nur wenn wir in Zukunft was über ‚Strömungen‘ in der Stadt erfahren wollen – wie halten wir da unseren ‚pseudo-investigativen Belastungsdruck‘ aus?
Mit einem besseren Buffet?