Was macht die Bundeswehr in Sotschi?

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, bezeichnet die Bundeswehr als „Erfolgsgaranten“ für die Olympischen Spiele im russischen Sotschi. Hörmanns Statement verweist auf eine außerordentlich enge Zusammenarbeit zwischen den deutschen Streitkräften und dem DOSB. Rund die Hälfte der nach Sotschi entsandten deutschen Athleten sind von der Bundeswehr speziell geförderte „Sportsoldaten“, die ausschließlich in Absprache mit dem DOSB in die Truppe aufgenommen werden. 

Laut dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, ist die Bundeswehr ein „Erfolgsgarant“ für die Olympischen Spiele im russischen Sotschi. Anlass seiner Äußerung war die Präsentation der offiziellen deutschen Olympiakollektion, mit der die Athleten zu den diesjährigen Winterspielen eingekleidet wurden. Die Veranstaltung fand im von der Bundeswehr im bayerischen Erding unterhaltenen „Waffensystemunterstützungszentrum 1“ statt, das ansonsten für die Logistik der deutschen Luftwaffe zuständig ist. Seit Anfang Januar waren hier 40 Soldaten und zivile Mitarbeiter ausschließlich damit beschäftigt, rund 50 000 Kleidungsstücke an die 165 deutschen Athleten und ihre 285 Betreuer auszugeben. „Ohne die Unterstützung der Bundeswehr würde das alles nicht gehen“, ließ DOSB-Präsident Hörmann wissen.

Der halbe Olympiakader

Hörmanns Äußerungen verweisen auf eine außerordentlich enge Zusammenarbeit zwischen der Truppe und dem DOSB. So sind etwa rund die Hälfte der nach Sotschi entsandten Athleten sogenannte Sportsoldaten. Zu ihnen zählen unter anderem die Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin Andrea Henkel (Biathlon) und der Weltcupgewinner Eric Frenzel (Nordische Kombination. Frenzel – s. Frontfoto – gewann gestern in Sotschi die Goldmedaille). „Sportsoldaten“ müssen sich für mindestens zwei Jahre zum Dienst in den Streitkräften verpflichten und werden dann in speziellen „Sportfördergruppen“ exklusiv ausgebildet und medizinisch betreut. Voraussetzung hierfür ist allerdings die Zustimmung des DOSB, auf dessen „Stützpunkten“ die Bundeswehrangehörigen trainieren

Sozial abgesichert

Dem DOSB ist die Förderung durch die Bundeswehr hoch willkommen, wie er in seinem „Nationalen Spitzensportkonzept“ schreibt. Die Streitkräfte garantierten den Athleten „optimale Rahmenbedingungen für ihre leistungssportliche Laufbahn“, heißt es. In geradezu „idealer Weise“ sorge die Truppe für eine „phasenweise soziale Absicherung der Spitzensportler“ sowie für die „Möglichkeit eines gleitenden Übergangs in ein Berufsleben“ nach dem Ende der sportlichen Karriere. Nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht zahlt sich die Kooperation mit der Bundeswehr für den DOSB aus: Aktuell wendet die Armee nach eigenen Angaben pro Jahr rund 32 Millionen Euro für die Förderung von insgesamt 744 Spitzensportlern auf.

Sympathieträger

Auch das propagandistische Interesse, das die Bundeswehr mit der Förderung des Spitzensports verbindet, wird vom DOSB uneingeschränkt geteilt. So erklärt etwa der amtierende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und vormalige DOSB-Präsident Thomas Bach: „Weit über die gewonnenen Titel und Medaillen hinaus geben die Erfolge der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ein attraktives Gesicht. Sie tragen das Bild einer demokratischen, sympathischen und der Verständigung verpflichteten Bundeswehr in alle Welt.“

Innerhalb der Truppe selbst dienen die „Sportsoldaten“ laut Bach als „hervorragende Vorbilder“ für „Erfolge durch Leistung, Disziplin und Organisationsfähigkeit“, die einen „gesunden Patriotismus“ repräsentieren. Passend hierzu verpflichten die deutschen Streitkräfte ihre „Sportsoldaten“, das Emblem der Bundeswehr, das Eiserne Kreuz, insbesondere bei „öffentlichkeitswirksamen Auftritten“ stets „deutlich sichtbar zu tragen“. Wie es in den entsprechenden Regularien heißt, gelte dies in Absprache mit dem DOSB gerade „auch für Olympische Spiele“. Regelmäßig ins Feld geführt werden bei dieser Gelegenheit die Medaillenerfolge deutscher Militärsportler; der Truppe zufolge sind ihre „Sportsoldaten“ geradezu „abonniert auf Edelmetall“.

Einsatzgeschädigte Kameraden

Inzwischen kooperiert die Bundeswehr allerdings nicht nur mit dem DOSB, sondern auch mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS). Pünktlich zu den im Anschluss an die diesjährige Winterolympiade stattfinden Paralympics für Sportler mit Handicap wurde eine entsprechende „Rahmenvereinbarung“ unterzeichnet. Darin verpflichten sich die Streitkräfte, behinderte Spitzensportler in ihre „Sportfördergruppen“ zu integrieren und auf die Teilnahme an nationalen und internationalen Wettkämpfen vorzubereiten. Umgekehrt übernimmt der DBS die Aufgabe, kriegsversehrte Bundeswehrangehörige an den „Breiten-, Rehabilitations- und Leistungssport“ heranzuführen: „Insbesondere einsatzgeschädigten Soldaten soll durch die neue Partnerschaft der Zugang zum Sport ermöglicht und die rehabilitierende Wirkung des Sports näher gebracht werden. Ziel ist es, geschädigte Kameraden auch außerhalb der Strukturen der Bundeswehr zu einem lebensbegleitenden Sporttreiben anzuhalten.“

Einsatzbezogene Optimierung

Der Vertrag verweist einmal mehr auf die enge Verbindung zwischen der militärischen Sportförderung und der für die Führung von Kriegen unabdingbaren „Wehrmedizin“. So dient letztere etwa der „einsatzbezogenen Optimierung“ der sportlichen Fähigkeiten deutscher Soldaten. Entsprechende Forschungsarbeiten führt unter anderem das „Sportmedizinische Institut“ der Bundeswehr im nordrhein-westfälischen Warendorf durch, das verletzten „Sportsoldaten“ gleichzeitig eine umfassende therapeutische Versorgung bietet – lizenziert vom DOSB.

Autor: german-foreign-policy.com