Afrikanische Kolonialgeschichte auf der Bühne

Das Theater Konstanz setzt sich mit einem in Deutschland eher unbekannten Stück Kolonialgeschichte auseinander: Mit der brutalen belgischen Kolonialherrschaft im Kongo. Das Schauspiel „Ngunza – Der Prophet“ von Rafael David Kohn ist inspiriert vom Wirken Simon Kimbangus, eines christlich inspirierten Predigers und Wunderheilers, der in den Augen seiner Millionen Anhänger zu den Propheten und Märtyrern in der Nachfolge Christi zählt. Premiere ist am 17. November um 18 Uhr in der Spiegelhalle.

Nach vierzig Jahren belgischer Kolonialherrschaft ist die Bevölkerung Kongos massiv geschrumpft. Es herrscht Endzeitstimmung. Alle afrikanischen Organisationen, auch religiöse, werden verboten – die belgischen Kolonialherren misstrauen ihnen und fürchten sich vor ihrem Einfluss auf die lokale Bevölkerung.

Simon Kimbangu (ca. 1889–1951), Prophet und Wunderheiler im Namen Christi, ruft zum gewaltlosen Widerstand auf. Er wird zum Tode verurteilt, vom belgischen König aber zu lebenslanger Haft begnadigt. Kimbangu stirbt nach dreißig Jahren Gefangenschaft 1951 in Lubumbashi. Seine Anhänger entwickeln eine eigene christliche Konfession und berufen sich dabei auf Joh 14,16: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.“

Geschichte auf der Bühne

Die Handlung des Stückes, eine Auftragsarbeit des Theaters Konstanz, setzt 1921 ein. Charles, ein intellektueller Bantu, und seine Kameraden haben das belgische Terrorregime satt. Sie wollen die Unabhängigkeit des Kongo und seine Selbstbestimmung und schrecken dabei nicht vor bewaffnetem Widerstand zurück. Ihre Motive unterscheiden sich, ihr Ziel ist dasselbe. Charles‘ Mission ist es, einen belgischen Verwalter der Société Générale de Belgique zu ermorden. Dies wird ein klares Zeichen setzen, dass das Volk sich nicht länger unterdrücken lässt.

Am Vortag des geplanten Attentats willigt Charles ein, mit seiner Ehefrau einer Predigt des Propheten Kimbangu beizuwohnen. Kimbangus Worte bewegen Charles zutiefst. Er beginnt zu zweifeln. Wird er das Attentat begehen?

Internationale Zusammenarbeit

Das Auftragswerk von Rafael David Kohn wird von dem togoischen Regisseur Ramsès Alfa mit einer Besetzung von Schauspieler*innen aus Deutschland, der Schweiz, Togo, Nigeria und Malawi inszeniert. Der 1968 in Togo geborene Ramsès Alfa ist Autor, Schauspieler und Regisseur. Mit dem Theater Konstanz verbindet ihn eine langjährige, freundschaftliche Zusammenarbeit. Seine erste Arbeit war 2009 die Inszenierung des Stückes „Bericht für eine Akademie“ von Franz Kafka. 2010 verkörperte er den Mehdi in Anne Habermehls Stück „Letztes Territorium“. In Kooperation mit seiner Compagnie de Louxor de Lomè entstand 2011 „Warten auf Godot“ mit einem gemischten togoisch-deutschen Ensemble. Später spielte er am Theater Konstanz im Weihnachtsmärchen „Pinocchio“ und schlug in der Rolle des Cimarrón eine Brücke von Afrika über Kuba nach Konstanz. Zuletzt war er als Alpha in „Wer hat Angst vorm weißen Mann“ sowie Chocolat in „Foottit und Chocolat“ zu erleben.

MM/Redaktion

Foto: „Kimbangisten in Portugal feiern Weihnachten am 25. Mai 2013 in einem Vorort von Lissabon“ (Quelle: Cruks [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons)


„Ngunza – Der Prophet“, Schauspiel von Rafael David Kohn, inspiriert vom Schaffen Simon Kimbangus. Ein Auftragswerk des Theaters Konstanz. Uraufführung.

Premiere 17. November 2019, 18 Uhr, Spielstätte Spiegelhalle.

Regie Ramsès Alfa, Ausstattung Andreas L. Mayer, Dramaturgie Elisa Elwert. Mit Pierrette Takara (Eli); Joseph Bessan (Nkasi), Peter Cieslinski (Verhulst), Odo Jergitsch (Perec), Eustache Kamouna (Poupee), Mbene Mbunga Mwambene (Makola), Julien Mensah (Dibasi), Jubril Sulaimon (Charles).

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