Auch der Tod hat nun einen Vogel

Der Tod erhält den Tuttlinger Kleinkunstpreis die KrähePublikum und Jury haben entschieden: Die Preisträger des Tuttlinger Kleinkunstpreises stehen fest. Kürzlich wurden die Preise bei der diesjährigen, 23. Auflage eines der wichtigsten deutschen Kleinkunstwettbewerbe verliehen: die Tuttlinger Krähen. Mit einer sehr speziellen Kunstform, die er selbst als Death Comedy bezeichnet, sicherte sich Der Tod aus Berlin den 1. Preis der Jury.

Der mit über 25.000 € dotierte Wettbewerb fand an vier Abenden in der Angerhalle Tuttlingen-Möhringen statt. Ebenfalls einen der begehrten Vögel aus der Donaustadt erhielten in diesem Jahr der niederländische Kabarettist Patrick Nederkoorn, Musikkabarettist Sven Garrecht und Multitalent Tobias Gnacke aus Meißenheim. Zwölf Teilnehmer hatten an hochkarätigen Wettbewerbsabenden um die Bronzevögel und die erklecklichen Preisgelder gewetteifert und das Publikum begeistert.

Berlin ist Hauptstadt und Kleinkunsthochburg des Landes: Zum elften Mal in 23 Jahren fliegt die „Tuttlinger Krähe“ dorthin. Der Tod, der seinen bürgerlichen Namen nicht preisgibt und selbst den Krähevogel stilecht in eine unförmige, dunkle Kutte gewandet und das Gesicht unter einer riesigen Kapuze verborgen entgegennahm, hat auf der Heimfahrt mit der Bronzeplastik des Tuttlinger Künstlers Roland Martin einen der wichtigsten deutschen Kleinkunstpreise im Gepäck – und eine der schönsten und wertvollsten Auszeichnungen dazu. Für „Todi“, der im Wettbewerb den mutigen Versuch unternommen hatte, mit einer Luftsensennummer („einfach mal 15 Minuten Luft rauslassen“) „im Kontrast gegen Pointenmaschinen“ (Zitat: Der Tod) zu bestehen und damit erfolgreich war, ist die Krähe die bislang wichtigste Auszeichnung seiner Karriere und eine der Top-Auszeichnungen der Szene. Verbunden ist der 1. Jurypreis mit 6.000 € Preisgeld.“

Der Tod stand als Sieger natürlich im Mittelpunkt, als am Ende einer über zweistündigen Preisträgergala das Geheimnis um die diesjährigen Preisträger der „Tuttlinger Krähe“ gelüftet wurde. Seit 2011 tourt Der Tod mit Programmen wie „Mein Leben als Tod“ oder „Happy Endstation“ und Special-Shows wie „Tödliche Weihnacht“ durch die Republik. Unter den neun Kleinkunstpreisen, die er bisher sammelte, ragen neben der Krähe heraus: Jury- und Publikumspreis beim Paulaner Solo 2022, der Publikumspreis bei der Leipziger Lachmesse 2019 und der Jurypreis 2013 beim Großen Kleinkunstfestival der Wühlmäuse, Berlin. Der Tod tritt ein „für ein Lachen, wo bisher Angst und Schweigen herrschten“. Seine Death Comedy ist in ihrer Form spektakulär, neu und einzigartig: Der Sensenmann, ohne Gesicht, völlig anonym und mit engelsgleicher Stimme zeigt die Radieschen von unten, singt über die Tragik seiner Arbeit und spielt mit seinem Publikum um Lebenszeit.

Mit Witz und Charme begegnet er dem Tabuthema der modernen Gesellschaft. So lobte die Jury: „Unser Preisträger versteht es in nahezu sympathischer Art und Weise, der Figur des Sensenmannes eine menschliche Seite abzuringen und die schwarzhumorigen Pointen nie zynisch ausarten zu lassen. (…) Bei all den tragisch-komischen Anekdoten schwebt stets das Memento mori über einem. Und diese Gratwanderung hat der Tod meisterhaft in ein unterhaltsames Programm mit Hintersinn und Empathie hinbekommen.“

Die „Tuttlinger Krähe“ zählt zu den wichtigsten und höchstdotierten Kleinkunstpreisen im deutschsprachigen Raum. Die Fortsetzung folgt vom 16. bis 21. April 2024.

Text und Bild: Veranstalter