Bewegender Kinotour-Auftakt im Zebra Kino

Rund 50 Personen beeindruckte Lilith Kugler aus Konstanz am 8. Oktober im Zebra-Kino mit ihrem Film „La Maladie du Démon – Die Krankheit der Dämonen“, der an diesem Tag noch vor der bundesweiten Tour dort seine Vorpremiere feierte. Der Film beleuchtet, wie die Gesellschaft im westafrikanischen Burkina Faso mit psychisch und epileptisch erkrankten Menschen umgeht – ein seltener Blick hinter den Vorhang.

Während drei Wochen Drehzeit begleiteten Lilith Kugler und ihr Team den Protagonisten Tankpari Guitanga, der mit Sprechstunden, Aufklärung und medizinischer Versorgung zu einer erheblichen Verbesserung der Situation der Betroffenen beiträgt. Diese sind teilweise für mehrere Jahre an Bäume gekettet, aus der Gesellschaft ausgeschlossen oder in Gebetszentren kaserniert, wo sie beten, weil man Dämonen hinter ihren Erkrankungen vermutet. Es herrscht große Angst vor Ansteckung und davor, ebenfalls von Dämonen besessen zu werden. Deshalb sind solche Orte oft sehr weit abgelegen, sodass nicht einmal in Burkina Faso alle darüber Bescheid wissen, wie es epileptisch und psychisch Erkrankten – einmal aus der Gesellschaft ausgeschlossen – überhaupt geht und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben. Pfarrer Guitanga und Krankenpfleger Tindano engagieren sich entgegen dem Glauben einer ganzen Gesellschaft für medizinische Behandlung, Freiheit und Menschenwürde.

Nach dem Film herrscht zunächst betroffene, nachdenkliche Stimmung im Raum. Eindrucksvolle Bilder, emotionale Momente müssen erst einmal verdaut werden. Auch Mohammed Badawi, der den Abend moderiert, braucht Zeit, um Worte zu finden. In der Diskussionsrunde mit Regisseurin Lilith Kugler stellt sich heraus, dass das Publikum vor allem beeindruckt ist von der Bildgewalt und einer wertfreien, respektvollen Annäherung an ein so schweres Thema. Genau diese Neutralität, sagt Kugler, sei auch ihr wichtig gewesen.

Die Filmemacherin eröffnet mit ihrer sensiblen und zurückhaltenden Kameraführung einen seltenen Blick auf eine uns weitestgehend fremde Gesellschaft. Die realistische Darstellung führt die Zuschauer in eine vollkommen andere Welt, die menschlich tief berührt, aber auch dringend einer Veränderung bedarf.

Der Film vermittelt außerdem Verständnis statt Verurteilung, denn die aktuelle Situation hat überwiegend mit Hilflosigkeit und fehlenden Mitteln zu tun. Er steht dabei stellvertretend für andere Gesellschaften vor allem in Westafrika und Südostasien. Lilith Kugler arbeitet eng mit dem „Freundeskreis Yenfaabima“ zusammen, der die beiden Protagonisten finanziell unterstützt, da vor allem nötige Medikamente vor Ort für viele nahezu unbezahlbar sind. „Einfach ist es nicht, man muss nur Wege suchen und finden“, sagt Kugler auf die Frage der Finanzierung dieses unabhängig produzierten Films, der auch viel mit Menschenwürde zu tun hat.

Dass der Film mittlerweile auch schon in Burkina Faso „tourt“ und direkt vor Ort zur Aufklärung beiträgt, freut die Regisseurin besonders. Aufmerksamkeit erhielt ihr Werk bereits auf Filmfestivals und Fach-Kongressen wie von Amnesty International und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde.

Mit dieser Dokumentation gelingt Lilith Kugler ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung und Verbesserung dieser Situation. Trotz seiner Schwere liegt viel Hoffnung im Film, sowie in der Arbeit, die Protagonist Guitanga bereits seit über zehn Jahren leistet. Die Regisseurin gibt den Menschen im Film eine Stimme und schafft damit das Potential zu schon jetzt sichtbarer Veränderung.

Aktuell ist der Film auf bundesweiter Tour. In Konstanz wird es eine weitere Gelegenheit geben, den Film zu sehen, dann sogar mit Protagonist Guitanga.

Maya Müller und Barbara Wiese (Bild: Tim Hayes)


Termin: 18.10., 19 Uhr, Zebra Kino, Joseph-Belli-Weg 5, Konstanz

Weitere Infos und Termine unter www.la-maladie-du-demon.com