Der große Muntprat

Der Handel war schon im Mittelalter international, und daran hatte Konstanz mit seiner privilegierten Lage im Voralpenraum seinen Anteil. Ein wichtiger Kaufmann war damals Lütfrid Muntprat (der wie die Straße im Paradies heißt). Er war europaweit unterwegs, ein erfolgreicher Geschäftsmann, Konstanzer Bürgermeister und einer der reichsten Menschen weit und breit. Sein Leben wurde von der Schriftstellerin Chris Inken Soppa zu einer Romanbiographie verarbeitet, die in dieser Woche erschienen ist.

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Der Konstanzer Bürger Lütfrid Muntprat, von lombardischen Geldhändlern abstammend, entwickelte sich zum erfolgreichen Fernkaufmann, zum Mitgründer der „Ravensburger Handelsgesellschaft“ und zum Weltbürger von Format. Geboren um 1383, verbrachte Lütfrid seine Lehrjahre in Barcelona, wo er Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens und anderer Sprache kennenlernte. Früh verantwortlich für Familie und Unternehmen, bereiste „Der große Muntprat“ bald halb Europa. Der Handel mit Leinwand, Korallen, Safran machte ihn wohlhabend und einflussreich. Immer wieder geriet er in politische Unruhen und in große Gefahr.

Lütfrids Spuren finden sich in Konstanz und Schwaben, aber auch im Thurgau und Rheintal. Sorgfältig recherchiert, zeichnet die (nach Verlagsangaben erste) Romanbiografie dieser wichtigen Gestalt der deutschen Frührenaissance Leben und Wirken des umtriebigen Kaufmanns nach. Sie erzählt von riskanten Reisen und fremden Kulturen, von Familie, Freunden und Feinden, dem Kontakt zu Äbten, Dogen und Königen.

Das Anliegen der Autorin, die zahlreiche Archive konsultiert hat, geht über die reine Faktensammlung weit hinaus: „Doch nicht nur von Lütfrid Muntprats Reisen oder seiner Mitgründung der Ravensburger Handelsgesellschaft möchte der Roman erzählen. Auch von Freunden, Vertrauten, Feinden. Von der großen Familie, für die er nach dem Tod seiner Brüder verantwortlich war. Von den selbstbewussten Frauen in seinem Leben. Vom Schicksal seiner unehelichen Tochter. Von den Appenzellerkriegen. Den unterschiedlichen Fronten der Konstanzer Zunftunruhen, zwischen denen sich Muntprat allzu häufig isoliert sah. Vom Leben in der Fremde in pränationalen Zeiten und vom Immer-wieder-Heimkehren in seine altbekannte Welt.“ Zum Thema wird natürlich auch das Gefühl des Fremdseins in der doch so vertrauten Konstanzer Welt.

Chris Inken Soppa wurde 1966 in München geboren, wuchs in Friedrichshafen auf und lebt heute in Konstanz. Nach dem Studium der Anglistik und Romanistik an der Universität Konstanz und am Trinity College in Dublin war sie als Nachrichtenredakteurin tätig und von 2004 bis 2009 als Koordinatorin der Konstanzer Internationalen Sommerschule für Literaturwissenschaft. Chris Inken Soppa arbeitet als Übersetzerin und gehört seit 2012 der Meersburger Autorenrunde an. Sie hat mehrere Romane veröffentlicht und zusammen mit dem Grafiker und Illustrator Ralf Staiger ein Künstlerbuch und ein historisches Kinderbuch herausgebracht.

„Der große Muntprat. Historische Romanbiografie“ von Chris Inken Soppa, Südverlag, 544 Seiten, ISBN 978-3878001294, 24,- Euro. Umfangreicher Anhang mit Biografie Lütfrids, Glossar und Bildteil.

MM/red (Fotos: Ralf Staiger)


ACHTUNG: Die für den 19. März im Rosgartenmuseum Konstanz geplante Buchvorstellung fällt aus und wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.