Deutschlands doppelte Schuld(en) an Griechenland

Auf welchen Konten landeten die Milliarden der „Griechenland-Hilfe“ wirklich? Und wie hoch sind die Schulden Deutschlands an Griechenland aus dem 2. Weltkrieg in Wahrheit? In seinem neunten Krimi setzt Bestsellerautor Wolfgang Schorlau seinen Fahnder Dengler auf die Spur des großen Geldes – und deckt die Machenschaften der „Euro-Retter“ ebenso auf wie die der Geschichtsfälscher. Ein Leseerlebnis nicht nur für Krimi-Fans.

Vor wenigen Tagen erzählte Schorlau über seinen in diesem Monat erschienenen neunten Dengler-Kriminalroman „DER GROSSE PLAN“, das Buch sei 150 Seiten länger geworden als geplant, weil ihn die Berichte über die Massaker der SS und Wehrmacht während des 2. Weltkrieges in Griechenland übermannt hätten; er habe von diesen Verbrechen vorher nichts gewusst und sei erst während der Recherchen zu diesem Buch auf die Gräuel gestoßen. „Aber das musste erzählt werden.“

Und das macht Schorlau mit der ihm eigenen Klasse. Da geht es nicht nur um die Karriere-Diplomatin Anna Hartmann, die während ihres Jobs für die Troika entführt wird, sondern auch um die deutschen Kriegsverbrecher, die Griechenland zum ersten Mal ausplünderten, und die deutschen Banker und Politiker, die das Land zum zweiten Mal schänden.

Geradezu meisterhaft, wie Schorlau diese beiden Handlungsstränge miteinander verwebt, und – wie in jedem seiner Bücher – am Ende doch zusammen führt. Und, obwohl 80 Jahre zwischen beiden Plots liegen, auch immer wieder die Ähnlichkeiten beider Geschichten aufdeckt. Ganz nebenbei gerät der 435-Seiten-Schmöker somit zum Nachhilfe-Unterricht in Geschichte und zum VWL-Seminar über Finanz-Transaktionen..

Denn es war natürlich alles ganz anders – die Zeitungen der Gegenwart täuschen genauso wie die Geschichtsbücher der Vergangenheit. Und der Fahnder Georg Dengler klärt auf – über die Machenschaften der Troika, die vorgibt, Griechenland vor dem Konkurs retten zu wollen, und über das Bild der deutschen Kriegshelden, von denen manche allerdings gemeine Mörder waren.

Trotzdem ist „DER GROSSE PLAN“ in erster Linie ein Krimi, der die LeserInnen immer wieder auf falsche Fährten lockt. Denn ohne dass das Schicksal der entführten Diplomatin in den Hintergrund gerät, wird geprügelt und gemordet (entstand da im Hinterkopf schon das Drehbuch für eine neue Action-Verfilmung?), werden Datensätze gehackt und Liebesdramen gelebt. Das alles wird schnörkellos beschrieben, wie es Schorlaus Art ist, und spannend komponiert, wie es nur die Großen dieses Fachs können.

Der Quereinsteiger aus Stuttgart – Schorlau veröffentliche erst mit 50 sein erstes von nunmehr 12 Büchern, von denen über eine Million verkauft wurden – ist nach diesem Krimi, dem neunten der Dengler-Serie, auf dem geraden Weg in den Olymp der Krimi-Autoren.

hpk

Wolfgang Schorlau: DER GROSSE PLAN. Kiwi-Paperback. März 2018, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 448 Seiten, 14,99 Euro

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