Ein Erfolgsstück geht auf Reisen

„Abgefahren. Romer“ ist ein Monolog von Gerd Zahner über den Kapitän Franz Romer, der als Sohn einer Dettinger Bauernfamilie 1928 in einem Faltboot den Atlantik über­queren will, sein Ziel New York aber nie erreicht. Dieses ungemein erfolgreiche Stück (seemoz berichtete mehrfach) wird nun auch am Konstanzer Stadttheater aufgeführt: Mit den Protagonisten sprachen wir vor der Premiere am heutigen Mittwoch.

„Keiner kennt Romer“, sagt der Konstanzer Rechtsanwalt und Bühnenautor Gerd Zahner, „dabei ist Franz Romer der Erfinder des Adrenalin-Kults“. Will heißen: Was Romer vor fast 90 Jahren wagte, unterscheidet sich in nichts von der Gipfelstürmerei der Mount-Everest-Junkies heutzutage oder den Drahtseil-Artisten, die zwischen Hochhäusern wandeln. „Er hat den Hype erfunden und wurde weltberühmt. Und er wollte Geld verdienen, denn eine Vortragsreise wartete auf ihn“.

Dem widerspricht Irmgard Schmidt, eine Großnichte des Kapitäns Romer, die noch heute in Dettingen lebt. Sie weiß von einer geheimnisvollen Erfindung, die Romer in den USA vermarkten wollte und dafür den Medienrummel brauchte. „In jedem Fall aber wollte er die ‚deutsche Scham‘ nach dem verlorenen Weltkrieg auswetzen.“

Das interessiert die Schauspielerin Anna Hertz, die 90 Minuten lang ungemein konzentriert die Rolle des Romer spielt, offensichtlich überhaupt nicht. Für sie ist wichtig, dass der Mann und folgerichtig auch das Stück „in keine Schublade passt“. Schon die Idee, den Romer von einer Frau alleine spielen zu lassen, die nur vom Klangteppich des Jazz-Drummers Patrick Manzecchi begleitet wird („das bringt die Poesie ins Stück“, sagt Manzecchi) sei sensationell. Und der Erfolg gibt ihr recht: Nach der Zimmerbühne und dem Stadttheater wird „Abgefahren. Romer“ im Herbst auch im Kreuzlinger Seemuseum aufgeführt.

Und auch der Autor Gerd Zahner sucht bereits nach neuen Zielen: Am 23. Juli hat sein neues Stück „Der alte Weg“ in Tengen seine Premiere unter freiem Himmel. Die Geschichte einer unglücklichen Liebe und eines grausamen Vaters im Nazi-Deutschland unserer Region wird ebenso für Diskussionen sorgen wie die vorigen Stücke über Jauss oder Boger. Man darf gespannt sein – nicht nur auf die Vorstellungen im Konstanzer Stadttheater.

hpk (das Foto zeigt v.l.n.r.: Schauspielerin Anna Hertz, Jazz-Drummer Patrick Manzecchi, Irmgard Schmidt sowie Autor Gerd Zahner)

Aufführungen in der Werkstatt des Konstanzer Theaters: 21./22./23. und 25. Juni, jeweils um 20 Uhr

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