Ein Jahrhundertkünstler kehrt nach Zürich zurück

Pablo Picasso im Jahr 1962

Das Kunsthaus Zürich feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen – und eröffnete vor wenigen Tagen eine Ausstellung, auf die viele fast schon sehnsüchtig gewartet haben. Bis Ende Januar 2011 sind dort Werke des Universalkünstlers Pablo Picasso zu bewundern. Bereits 1932 fand die weltweit erste Museumsretrospektive von Picasso in Zürich statt.

Das Besondere damals: Der spanische Maler hatte die Ausstellung persönlich zusammengestellt. Ein ungewöhnlicher Vorgang, denn ansonsten bestimmt der jeweilige Veranstalter, was gezeigt wird und was nicht. Doch der damalige Direktor des Kunsthauses, Wilhelm Wartmann, ließ dem Künstler freie Hand. Für den Kunstbetrieb eine nahezu revolutionäre Entscheidung.

Die aktuelle Präsentation erinnert nun an Picassos erste Retrospektive vor fast 80 Jahren. Die zuständigen Kuratoren Tobia Bezzola und Simonetta Fraquelli waren federführend bei dieser Hommage an Picasso. Rund 70 auserwählte Werke des weltberühmten Spaniers sind im großen Ausstellungssaal zu sehen, dazu etwa 30 Druckgrafiken, allesamt Leihgaben renommierter Häuser. Abgerundet wird dieses außerordentliche Ereignis mit nur selten gezeigten Leihgaben von privaten Sammlern aus Europa und Übersee.

Viel Arbeit steckt hinter der Ausstellung, die nur in Zürich Station macht. Das Ausstellungsprogramm ist äußerst umfangreich und so konzipiert, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche mit der Person Pablo Picasso etwas anfangen können. Angeboten werden Schwerpunktführungen, Workshops und ein spezielles Programm für Schulen.

Pablo Picasso (1881-1973) war einer der herausragendsten Künstler des letzten Jahrhunderts. Während einer Schaffenszeit von rund 75 Jahren verfertigte er tausende von Gemälden, Skulpturen, Grafiken und Keramiken. Der Sohn eines Zeichenlehrers galt als Wunderkind, das schon im Alter von 15 Jahren die Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie in Barcelona mühelos schaffte. Mit Beginn des 20.Jahrhunderts zog es ihn immer wieder nach Paris, wo er sich von den Impressionisten Cezanne, Toulouse-Lautrec und Degas inspirieren ließ. Dort begann seine „Blaue Periode“, die von gesellschaftlicher Tristesse und Melancholie durchzogen war.

1904 zog er endgültig in die französische Metropole und seine „Rosa Periode“ begann. Er beschäftigte sich in seinen Arbeiten mit der bunten Zirkus-, Akrobaten- und Gauklerwelt. Zwischen 1907 und 1914 entwickelte er den kubistischen Stil, erfand die „Collage“ und experimentierte mit Materialien aller Art. In den 1920-er Jahren verschaffte ihm der Surrealismus neue Impulse.

Picassos bekanntestes Werk „Guernica“ entstand 1937 für die Pariser Weltausstellung. Das monumentale Wandgemälde zeigt die Zerstörung der gleichnamigen nordspanischen Stadt durch die deutsche Luftwaffe, die im spanischen Bürgerkrieg die Faschisten um General Franco unterstützte. Picasso bekannte sich damals öffentlich zu den Linken, die gegen Franco und Hitler kämpften. Kein Zufall also, dass der Künstler 1944 Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs wurde.

In seinen letzten Lebensjahren wandte sich Picasso neuen Techniken zu und fand Gefallen an der Lithografie. Er zog sich auf sein Schloss in Südfrankreich zurück und arbeitete vorrangig an Betonskulpturen. 1971 dann eine große Ehrung für Picasso: Anlässlich seines 90.Geburtstages fand eine Ausstellung im Louvre statt. Zwei Jahre später starb Picasso hochbetagt. Beerdigt wurde er im Garten seines Schlosses Vauvenargues.

Weitere Infos zur Ausstellung im Kunsthaus: www.kunsthaus.ch

Autor: H.Reile